Sabine Braun ist Fotografin, ihr Mann Harald Braun schreibt für Magazine und Zeitungen Geschichten auf. Gemeinsam sind die beiden ungefähr die Hälfte des Jahres irgendwo auf der Welt unterwegs. Das klingt nach einem Traumjob. Wäre es auch, wenn SIE nicht so für Kanada und ER nicht so für Australien wäre, wenn SIE nicht so gerne das Land erkunden und ER sich nicht viel lieber an sonnigen Stränden herumtreiben würde.
Einer Meinung sind die beiden selten, außer vielleicht bei dem Satz: „Augen auf bei der Reisepartner-Wahl!“ Neulich reisten die beiden nach Mittelamerika, genauer gesagt nach Costa Rica.
Wo liegt das eigentlich?
Costa Rica liegt in Mittelamerika, so ein wenig eingequetscht zwischen Panama im Süden und Nicaragua im Norden. Das Land ist in den letzten Jahren als Reiseziel für Europäer immer populärer geworden, weil es sich dem sogenannten „nachhaltigen“ Tourismus verschrieben hat. Schon in den 80er-Jahren verzichtete man in Costa Rica darauf, Erlebnisparks oder Touristenbunker zu bauen.
Stattdessen ließ man die einheimische Natur nahezu unberührt und setzte auf Öko-Touristen, die das zu schätzen wussten. Zudem begann man früh, durchsichtige Greenwashing-Projekte, die nur auf Konsum ausgerichtet waren, zu bekämpfen und auszumerzen. Man schaffte das mit einem strengen „Zertifikat für nachhaltigen Tourismus“ (CST), nach dem sich auch heute noch jeder Unternehmer in Costa Rica richten muss. Dafür nahm man auch in Kauf, dass Reisen nach Costa Rica eben etwas teurer sind.
Costa Rica ist ein raues, von Regenwäldern durchzogenes Land in Zentralamerika mit Küstenabschnitten am Karibischen Meer und am Pazifik. Das Land hat eine Fläche von 51.100 km² (zum Vergleich: die Schweiz hat etwa 41.285 km²) und rund fünf Millionen Einwohner (Schweiz: ca. 8,5 Millionen). Flüge von Deutschland in die Hauptstadt San José dauern Nonstop etwa 12 Stunden.
Warum wolltet ihr da überhaupt hin?
SIE:
Naja, irgendwie musste man ja in den letzten Jahren den Eindruck gewinnen, dass Costa Rica zum Mallorca umweltbewusster Naturliebhaber wird – jeder will jetzt mal hin. Ein Viertel der Gesamtfläche des Landes ist geschütztes Gebiet, darf nicht bebaut oder sonstwie verändert werden. Man braucht Monate, um alle 29 Nationalparks in Costa Rica zu durchforsten. Viele der Parks gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe, und es soll da einen Artenreichtum geben, der sprachlos macht. Außerdem hat Christoph Columbus das Land nicht Costa Rica („Reiche Küste“) genannt, weil er nach Gold graben wollte, sondern aufgrund des üppigen Naturreichtums der Insel.
ER:
Okay, Natur, gut und schön. Aber mal ehrlich: Wer hat schon mal ein Foto von den Stränden Costa Ricas gesehen und wollte da nicht gleich hin? In diesem Land gehen Dschungel und Traumstrände quasi nahtlos ineinander über. 1200 Kilometer Strand! Pazifikküste UND Karibikküste in einem Land! Außerdem steht der Einheimische im Ruf, überaus freundlich und lebensfroh zu sein. Sympathiefaktor zudem, dass Costa Rica auch die Schweiz Lateinamerikas genannt wird: Seit 1949 verfügt man über kein Militär mehr.
Und: Erwartungen erfüllt?
SIE:
Unbedingt. Es war zwar im ersten Moment etwas irritierend, dass in der Hauptstadt San José alle Häuser verriegelt und verrammelt schienen, aber viel Kriminalität und spürbare Sicherheitsprobleme gibt’s für halbwegs aufmerksame Touristen tatsächlich nur im Grenzgebiet zu Nicaragua. Dafür waren die Menschen selbst in der Hauptstadt offen und neugierig und die Naturparks genauso wild, unberührt und von magischer Schönheit, wie man sich das aufgrund der Fotos vorgestellt hat. Unbedingt ansehen: Die „Nauyaca“-Wasserfälle im Süden Costa Ricas – spektakulär, inklusive Badespaß auf den Tümpel-Plateaus vor ihnen. Auch der immer noch aktive Poas Vulkan (letzter Vorfall im April 2017) ist einen Besuch wert: Man kann bis an den Kraterrand wandern und den dortigen Geysir bewundern. Es sei denn, man traut dem Vulkan-Braten nicht, wie mein genussfreudiger Gatte.
ER:
Hallo? Ich renne doch nicht zum Schlund eines Kraters, aus dem es ständig schwefelig herauswabert! Wer weiß denn, wann dieser Poas wieder richtig abgeht? Ich habe mich derweil am Fuß des Vulkans von Einheimischen bekochen lassen. Es gab Casado. Es gibt eine Menge Casado in Costa Rica. Wir reden über Reis und Bohnen, das Nationalgericht der Costa Ricaner. Amüsante Anekdote: „Casado“ meint im Volksmund auch so etwas wie „verheiratet“. Weil es dieses Essen eben bis zum jüngsten Tag geben wird – immer wieder ... Genau mein Humor. Überhaupt diese Costa Ricaner. Abgesehen von ihrem Frittier-Fetisch führen sie offenbar ein fröhliches und gesundes Leben. Ihr Mantra, das sie bei jeder Begegnung wiederholen: „Pura Vida“. Was so viel heißt wie: Genieße das schlichte und pure Leben, mal frei übersetzt.
Ach ja, zurück zur Ausgangsfrage: Meine Erwartungen wurden eher übertroffen, in Costa Rica ist das Leben wirklich ein Beach. Die Playa Tamarindo auf der Halbinsel Nicoya ist einer der attraktivsten Spots auf diesem Planeten, wenn man nicht unbedingt im Mündungsgebiet herumdümpelt. Das machen dort nämlich auch gerne Krokodile ... In Cahuita an der Karibikküste wiederum wartet die Playa Blanca auf Schnorchler, Schwimmer und Surfer – dieser Strand galt lange als DER Traumspot in Costa Rica. Mein Favorit war allerdings eher Santa Teresa (siehe unten).
Der schönste Moment
SIE:
Der Abendspaziergang an einem Strand im Tortuguero Nationalpark, an dem viele Meeresschildkröten an Land gekommen waren, um Eier abzulegen. Für die Schildkröten ist Costa Rica berühmt, ihr Schutz ist dort sogar per Gesetz geregelt. Fun Fact: Die Wasserschildkröten kommen – im Januar und Februar – immer an dieselben Plätze zurück, um ihre Eier nur dort abzulegen, wo sie selbst einst geboren wurden. Wie sie genau diesen Ort wiederfinden, hat bislang noch kein Forscher herausgefunden. Die Schildkröten kommen nur in der Nacht, Guides sorgen dafür, dass sie bei den so genannten Arribadas von Touristen nicht gestört werden.
ER:
Nicht bloß ein Moment, sondern eher zwei fantastische Tage: Das war, als wir in Santa Teresa auf der Pazifikseite dieses herrlichen Landes einfach mal zwei Tage chillaxten, wie junge Leute das ausdrücken würden. Wir surften ein wenig an einem Traumstrand bei Badewannen-Wassertemperatur (oder das, was wir für surfen hielten), ruhten uns in der kleinen Kolonie in Strandnähe aus, die nur aus entspannten Bars und Yoga-Resorts zu bestehen schien, und entdeckten das Banana Beach Restaurant, in dem uns die perfekte Ceviche serviert wurde. Okay, mich kann man halt auch mit den kleinen Freuden des Lebens glücklich machen.
Die größte Überraschung
SIE:
Neben der unglaublichen Schönheit der Nationalparks? Dass mein Gemahl sich hin und wieder dazu bewegen ließ, auch mal eine Wanderung mitzumachen. Und das prächtige, so gar nicht zum Stadtbild passende Nationaltheater in San José, das übrigens 1897 mit einer Aufführung von Goethes Faust eröffnet wurde. Ansonsten ist San José aber keinen längeren Stop wert.
ER:
Dass es an den Stränden manchmal verfressene zahme Schweinchen gibt, die einen auffordern, was vom Teller abzugeben. Und natürlich Hilde, die lustige Belgierin. Sie führt an der Südspitze der idyllischen Halbinsel Nicoya das Tango del Mar, ein grandioses Resort, das nicht nur über schicke Unterkünfte, eigene Pferde und einen amüsanten Golfplatz verfügt (auf dem mehr Affen herumlungern als Golfer), sondern auch einen privaten Traumstrand, die Playa Quizales. Unbedingt machen: Eine geführte Nachtwanderung im Urwald, diese Geräusche vergisst man nie wieder.
Typischer Dialog
SIE:
„Was bestellst du?“
ER:
„Ceviche!“
SIE:
„So langsam müsste dir der Zitronensaft aus den Ohren laufen!“
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