Wahrscheinlich muss man im November anreisen, wenn man in den Gassen von St. Émilion halbwegs alleine sein möchte. Muss man aber auch nicht unbedingt, es ist auch mit vielen Menschen recht nett dort. Und das Wetter ist jetzt im August einfach deutlich besser. Das berühmte Weinstädtchen bei Bordeaux gehört mitsamt den umliegenden Weinbergen seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Im Sommer spielt hier das pralle Leben, und das hat auch Vorteile: Man kann wirklich an jeder Ecke Wein und regionale Spezialitäten probieren (aber nicht kostenfrei!). Und auch die Kirchen stehen Besuchern während der Sommermonate meist offen. Besonders beeindruckend: die uralte, im 9. Jahrhundert in den Fels geschlagene Église Monolithe. Ansonsten gilt in St. Émilion: am besten einfach treiben lassen.
Das autofreie Städtchen bietet Parkplätze unterschiedlich weit entfernt von der Altstadt am Fuß des Hügels. Wer nicht laufen mag, lässt sich von einem der Elektroflitzer fahren.
St. Émilion liegt anmutig auf einem Kalksteinhügel, seine Wohnhäuser und Gebäude sind aus dem Gestein im Inneren des Plateaus gebaut, auf dem die Stadt errichtet wurde. Schön, diese sandig-beigen Fassaden, vor allem am Abend, wenn das Licht wärmer wird. Der Untergrund ist durch die vielen Bauten allerdings auch recht löchrig geworden, die Stollen der Steinbrüche unter der Gemeinde sollen heute eine Länge von 100 Kilometern haben. Man hat das Beste daraus gemacht und sie unter anderem zu prächtigen Weinkellern umfunktioniert. Auch kulturelle Veranstaltungen finden dort statt. Von dem zweiten, unterirdischen Leben St. Émilions merkt man beim Bummeln aber eigentlich erst einmal gar nichts.
Und der Wein? St. Émilion gehört zur Bordeaux-Region, seine Rotweine zählen zu den besten Frankreichs und unterliegen strengen Qualitätskontrollen. Ausdrucksstark sind die Weine, gerade weil sie auf den kargen Kalksteinböden gedeihen, und die Wurzeln tief wachsen müssen, um ausreichend Wasser und Halt zu haben. Probieren kann man die Weine mit etwas Glück übrigens auch direkt auf den umliegenden Weingütern, einfach den "Dégustation"-Schildern folgen. Durch die Weinberge führen auch schöne Wege, die immer wieder tolle Ausblicke auf die Stadt und zur Dordogne hin ermöglichen.
St. Émilion liegt etwa 40 Kilometer östlich von Bordeaux am Unterlauf der Dordogne. Seit 1999 gehören die Stadt sowie das umliegende Weinbaugebiet zum Weltkulturerbe der UNESCO.