- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Die Bezeichung Hotel trifft eigentlich nicht zu. Das Castello della Pieve läuft unter "Country House" bzw. Agriturismo. Wir waren dort für 2 Nächte im Rahmen einer Rundreise. Es handelt sich um ein mittelalterliches Dorf, welches von seinen jetzigen Besitzern, Lucia, die sich als Architektin um den Ausbau und die Einrichtung kümmert, und ihrem Mann Bernardo, zur Unterkunft ausgebaut wird. Aktuell sind sieben Zimmer fertig. Es ist den beiden, die supernett und freundlich sind, wirklich gelungen, einen ganz speziellen Platz zu schaffen. Das Castello thront über dem kleine Dorf Mercatello sul Metauro auf einem der herrlichen Hügel der nördlichen Marken. Die ganze Restauration erfolgt so orignialtgetreu wie möglich. Das führt zwar zu der einen oder anderen Umbequemlichkeit. Das Dorf ist zum Beispiel mit normalen PKW nicht befahrbar und das Pflaster sehr uneben und holprig. Aber die Gesamtheit ist einfach umwerfend. Man fühlt sich um Jahrhunderte zurückversetzt und empfindet schon nach kürzester Zeit wunderbare Ruhe und Erholung. Man muss zusammenfassend sagen, dass das Castello nichts für Party- und Strandurlauber ist. Mangels Möglichkeiten dürfte es auch für Kinder nur bedingt und nicht für längere Zeit geeignet sein, wobei ich mir vorstellen könnte, dass viele Kinder für einige Tage die Umgebung super spannend finden würden und auch mit Hund und Katzen tolle Spielkameraden hätten. Leider dürfte das Castello auch für Menschen mit körperlicher Behinderung nicht geeignet sein, weil das historische Kopfsteinplaster und die Steilheit hier das Vorwärtskommen doch zu sehr erschweren würden. Menschen, vor allem Paare, die in herrlicher Umgebung bei netten Leuten einen Ausflug in das Italien des Mittelalters machen wollen, werden kaum ein schöneres Plätzchen finden. Die Ruhe des Ortes (in dem sich übrigens auch eine kleine Kirche befindet.) dürfte solche Menschen schnell in ihren Bann ziehen. Ach ja, und der Bierliebhaber sollte mal das Imper Ale probieren, das Bernardo anbietet. Als italiensiches Bier der neuen kleinen Spezialitätenbrauereien zwar mit 10 EUR pro Flasche nicht billig, aber wirklich eines der besten Biere, das ich je getrunken habe. (Und das, von einem bayerischen Bierliebhaber. ;-))
Unser Zimmer war sehr groß, es gibt aber auch kleinere, wie wir von Mitreisenden erfahren haben. Die Einrichtung und Ausstattung sowie den Ausbau hat Lucia sowohl fachkundig als auch sehr liebevoll und detailverliebt vorgenommen. Die Möbel sind antik und wunderschön. Das Bett stilvoll aber modern und mit tollen Matratzen ausgestattet. Es sind schöne Bilder aufgehängt und viele Kunst- und alte Alttagsgegenstände zur Dekoration verwendet worden. Selbst die Lichtschalter sind alte Drehschalter aus Porzellan. Die alten, dicken Natursteinmauern garantieren ein tolles Raumklima. Der Schlaf in der Mittelgebirgsluft bei offenem Fenster und himmlischer Ruhe ist herrlich. Das Bad ist, für italienische Verhältnisse, groß, allerdings die Duschwanne typisch italienisch und etwas eng. Alles ist super sauber und wird top in Schuß gehalten. Es ist wirklich ein Genuß, in solch einem mittelalterichen Gemach zu nächtigen.
Der Chef des Hauses kocht persönlich. Er zaubert eine Küche, die jeder italienischen Mama zur Ehre gereichen würde. Es gab Primi, Secondi und Dolci. Bei Primi und Secondi konnte man aus mehreren Gerichten wählen. Der Hauswein, den wir am ersten Abend getrunken haben, war super lecker und günstig. Am zweiten Abend haben wir aus der kleinen, aber feinen Weinkarte eine Flasche Lacrima di Mora d'Alba gewählt. Ein toller Wein und mit 15 Euro pro Flasche sehr fair. Die Nebenkosten hielten sich ohnehin im erfreulichen Rahmen. Was das Erlebnis aber zu etwas besonderem machte, war die Umgebung. Am ersten Abend bei tollen Wetter auf dem Vorplatz des Restaurants - dem alten Turm, also quasi auf dem Bergfried, war das Abendessen schon aufgrund der Aussicht etwas besonderes. Aber auch am zweiten Abend, wegen abendlich Kühle im Restaurant in historischer rUmgebung ließ es sich gut genießen. Ohnehin bezeichnend, das häufiger italienische Gäste aus der Umgebung Bernardos Kochkünste für Familienfeiern nutzen, wie wir am ersten Tag erleben durften. Das Frühstück ist zwar italiiensich knapp. Es gibt Weißbrot, Käse (sehr leckeren Pecorino), selbgemachte Marmeladen und Honig, super leckere selbstgemachte Kuchen, Wasser und Saft. Die Kaffeespezialtiäten bereitet Bernardo auf Wunsch zu, der Cappuccino war super lecker.
Lucia und Bernardo sind zwei wunderbare Menschen, deren Idealismus für diesen wunderbaren Flecken Erde deutlich spürbar ist. Lucia spricht gut Englisch, Bernardo nur wenige Brocken Deutsch und Englisch. Trotzdem ist eine Unterhaltung gar kein Problem, ganz im Gegenteil, wir fühlten uns willkommen und bestens aufgehoben. Ein älterer Herr, dessen Namen wir leider nicht erfragt haben, zeigte uns in einem winzigen Raum ein kleines Privatmuseum mit seiner Sammlung. Er hat hier Krims-Krams, Kitsch, Alltagsgegenstände und Kunst aus 50 Jahren angesammelt, auch ein tolles Erlebnis. Unser Zimmer und die öffentlichen Bereiche waren super sauber. Beschwerden hatten wir keine, Wünsche wurden gerne erfüllt und Fragen sehr nett beantwortet.
Wie schon geschrieben, liegt das Castello oberhalb des Dörfchens Mercatello sul Metauro auf einem herrlich grünen Hügel. Es ist durch eine unbefestigte Strasse von ca. 2 km zu erreichen. (Diese ist aber, auch für unser tiefergelegtes Cabrio, kein Problem) Badestrand ist keiner erreichbar, allerdings soll man angeblich im Fluss Metauro baden können. Ausflugsmöglichkeiten gibt es in Hülle und Fülle. Das wunderschöne Urbino und viele andere mittelalterliche Orte sowie die herrliche Mittelgebirgslandschaft im Eck der Provinzen Toskana, Marken und Umbrien.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Ein Punkt, der nicht nach Standardkriterien von Urlauberhotels bewertet werden kann. Aber es ist schon toll, dass ein kleiner Pool unterhalb des Turms angelegt wurde, der Gelegenheit zur Abkühlung nach anstrengenden Ausflügen gibt. Ein Stündchen zum Relaxen kann man hier in traumhafter Umgebung sehr gut verbringen. Wer's sportlich angehen will, kann gleich hinter dem Dorf eine Wanderung beginnen, ich bin den Weg nur ein halbes Stündchen gegangen, die Umgebung ist herrlich, wenn ich dorthini zurückkehre, sind auf alle Fälle die Wanderstiefel im Gepäck. Es gibt keine Animation, WLAN wäre - ich glaube, gegen Gebühr - vorhanden gewesen, wurde aber von uns nicht genutzt. Ein TV war vorhanden, internationale Programme aber nicht. Wie gesagt, wer diese Umgebung zu schätzen weiß, wird nichts vermissen. Allerdings sollte jeder, der Trubel und Unterhaltung sucht, wissen, dass er das hier nicht findet. Dafür aber ist der Kontakt mit den beiden Kindern der Besitzer sowie Hund und Katze garantiert und wunderschöne Unterhaltung.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im Juli 2011 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Franz |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 134 |