- Preis-Leistungs-VerhältnisGut
Ich bin ja bekennender Kettenschläfer und mag es im Hotel geregelt. Was mich in Honfleur in ein B&B trieb, das bleibt mir im nachhinein unklar. Vielleicht war es meine Unfähigkeit in diesem Ort ein ganz normales Hotel zu finden. Was ich fand, das war die Liebwürdigkeit einer echten Gastlichkeit, der eben Hotelgästen, wie mir häufig verborgen bleibt. Ich finde meine Bleibe durch die Inschrift an der Pforte, der Zugang erfolgt durch ein Gittertor. Das B&B hat irgendwo unter zehn Zimmern. Im Innenhof öffnet sich ein französisches Idyll aus einem bis zwei Häusern älterer Bauart und einer Mischung aus grünem Bewuchs und altem Gemäuer, es erinnert mich etwas an Herbergen von der Mosel. Mein Auto parkt indes 200 Meter entfernt in einer Garage eines alten Mehrfamilienhauses. WiFi funktioniert auf beiden angebotenen Netzen gar nicht, ich gehe online per Hotspot. Aber die Bleibe ist eben trotzdem sehr charmant.
Das Zimmer ist unter dem Dach. Das wäre Ok, wenn da nicht eine enge Wendeltreppe wäre, die ich meinen nicht ganz leichten Koffer heraufschleppe, samt nicht ganz leichten Rucksack. Zweimal strauchele ich etwas, dieses Zimmer geht nur für etwas mobilere Menschen. Das Zimmer unter dem Dach ist so, wie ich mir mein Kinderzimmer früher gewünscht hätte. Gross, Holzboden und ein etwas ältliches, aber ganz gemütliches Bett. Nachts hört man den Kauz aus dem benachbarten Wald, was schon heimelig ist und zur Atmosphäre passt. Das Bad ist alt, aber alles da, besonders Handtücher reichlich. Es gibt Wasserkocher und Kaffee, mit Steckdosen hapert es etwas im alten Gemäuer. Grosse Menschen müssen acht geben sich nicht den Kopf zu stossen. Ansonsten eben, wie bei Freunden.
Bed & Breakfast beschränkt sich ja auf eine Mahlzeit: Das Frühstück. Und das ist wunderbar. Im kleinen und urigen Frühstücksraum treffe ich meine Mit-B&Bs und man kommt ins Gespräch, so wie es im B&B ja auch gewohnt und gewollt ist. Es gibt pro Gast ein Baguette und dazu Butter, Käse, Wurst und einen wunderbaren Flan - herrlich, da süss und sündig. Als Saft gibt es einen naturtrüben Apfelsaft, wie es in der Normandie Usus ist. Ich geniesse, plaudere ein wenig mit rundreisenden US-Amerikanern und Engländern. Und bin etwas traurig als ich gehe, aber weiter gehts.
Ich werde von der gemutmassten Hausherrin empfangen, nett und sympathisch. Sie bringt mich aufs Zimmer, zeigt den Parkplatz und ist dann weg. Morgens ist sie wieder da und bereitet ein familiäres Frühstück. Wirklich herzlich und ein wenig, wie daheim.
Honfleur liegt an der Seinemündung in die Nordsee, gegenüber von Le Havre, einem der grössten europäischen Häfen. Honfleur hat den etwas altmodischen Charme meiner Herberge übernommen (sicher eher umgekehrt) und ist ein Touristenmagnet für Pariser, Flusskreuzfahrer und Menschen, wie mich, aber doch nicht wirklich meins. Etwas zuviel unnatürlicher Tourismus - merkt man an den Restaurants, die nicht so sehr auf Locals abgehen. Honfleur kann man gesehen haben, muss man aber nicht. Nahe Flughäfen (Caen, Le Havre, Deauville) haben jeweils ein paar nationale oder Ferienflüge am Tag. Für schöner, schneller und weiter muss man nach Paris.
Beliebte Aktivitäten
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Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im September 2017 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Stefan |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 367 |