- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Ah, Quinta Physalis. Ein Aufenthalt so unvergesslich, dass wir nach der Hälfte abgereist sind – und trotzdem das Gefühl hatten, es war zu lang. Das hier ist die Bewertung, die euch hoffentlich davon abhält, ein Zimmer in der Quinta Physalis zu buchen. Wir hatten sechs Nächte gebucht und sind nach dreien (und einem 15-minütigen Telefonat voller Gebrüll mit einem der Besitzer) abgereist. Zum Kontext: Ich bin jemand, der normalerweise Konfrontationen meidet und Beschwerden hasst. Wir haben in den letzten 10 Jahren noch nie eine schlechte Bewertung geschrieben. Aber dieser Ort hat das geschafft. Von Tag eins an haben wir unsere Ansprüche kontinuierlich nach unten korrigiert – vor allem in Sachen Hygiene – bis wir schließlich ganz unten angekommen waren. Die Vereinbarung mit den Besitzern war: Wir bekommen 50 % Rückerstattung für die drei Nächte, die wir nicht blieben – und im Gegenzug veröffentlichen wir keine Bewertung. Da ihr diese Zeilen lesen könnt, dürft ihr dreimal raten, ob wir die versprochene Rückerstattung bekommen haben. Also, wie sind wir hier gelandet? Erster Eindruck? Feucht. Wir kamen an einem Samstag an – und wurden im Zimmer sofort von einem kräftigen Schimmelgeruch und einem brummenden Luftentfeuchter in der Ecke begrüßt. Das Zimmer – samt Bettwäsche – fühlte sich klamm an, zwei Deckenlampen flackerten fröhlich vor sich hin (Epilepsie? Viel Glück!), und in jeder Ecke hatte sich mindestens eine Spinne gemütlich in ihrem Netz eingerichtet. Außerdem gab es zu wenig Handtücher für zwei Personen. Als meine Freundin den Vorhang zum straßenseitigen Fenster zurückziehen wollte, fiel ihr die komplette Gardinenstange auf den Kopf. Kein großes Drama, aber… auch nicht gerade ein Highlight. Die Stange war völlig ungesichert angebracht und rutschte einfach aus der Halterung. Wir hielten es für angemessen, jemanden zu bitten, bitte die Gardinenstange zu befestigen, das Licht zu reparieren und die Spinnen samt Netzen zu entfernen. Problem: Es war niemand da. Nach 20 Minuten fanden wir immerhin die Reinigungskraft, die uns zusätzliche Handtücher brachte. Also schrieben wir dem Besitzer T. eine kurze Nachricht und setzten unseren Tag auf der Insel fort. Als wir abends zurückkamen, war die Gardinenstange etwas ausgezogen, sodass sie jetzt nicht mehr herunterfiel, sondern gegen den Deckenbalken schlug, wenn man den Vorhang aufzog. Okay, nicht gelöst, aber zumindest nicht mehr lebensgefährlich. Eine der flackernden Lampen war abgeklemmt worden, die andere flickerte tapfer weiter gegen die Dunkelheit. Die Spinnweben – samt Bewohnerinnen – waren noch da. Das Zimmer war nach wie vor feucht, das Fenster den ganzen Tag geschlossen – die Luft war dick wie Pudding. Meine Freundin suchte die Unterkunft nach einem Besen ab und entfernte die Spinnweben selbst, während ich den Luftentfeuchter einschaltete. Nach 15 Minuten rissen wir das Fenster auf, um wenigstens ein bisschen frische Luft hereinzulassen. Der Entfeuchter klang wie ein kaputtes Düsenflugzeug – an Schlaf war so nicht zu denken. Also aus damit, und ab ins Bett. Das Fenster zur Straße konnten wir leider nicht offen lassen – der Lärm der vorbeirumpelnden Autos und LKWs auf dem Kopfsteinpflaster war einfach zu laut. Das machte die Luft im Zimmer bald wieder tropisch. Da es sich um ein altes Haus handelt, hörten wir auch jeden Schritt der Nachbarn über uns (und später deren Schnarchen). Nicht unbedingt die Schuld der Besitzer, aber es sei der Fairness halber erwähnt. Frühstück: Der kulinarische Tiefpunkt. Am nächsten Morgen, nachdem der Entfeuchter seinen Dienst getan hatte und etwas Frischluft hereingelassen worden war, gingen wir zum Frühstück. Wenn es je einen Wettbewerb für den deprimierendsten Start in den Tag gäbe – Quinta Physalis wäre ein heißer Anwärter. Eine Sorte Toast – genauso klamm wie unser Zimmer – der billigste Saft, geschmackloser Käse und Schinken, und kein echter Kaffee (obwohl eine Kapselmaschine dastand). Stattdessen: Ein Glas Instantkaffee und ein kleiner Wasserkocher. Die Butter wurde in einer einzelnen Verkaufspackung für alle bereitgestellt. Die Buffettheke? Voller Ameisen. Zur Einordnung: Bevor wir nach São Miguel kamen, waren wir auf zwei anderen Azoreninseln – die Unterkünfte dort waren günstiger und das Frühstück deutlich besser. Okay, ich wollte also den Instantkaffee probieren... probierte eine angeblich gespülte Tasse nach der anderen, bis ich endlich eine saubere fand. Andere Gäste am Frühstückstisch erklärten uns, dass sie grundsätzlich alles nochmal selbst abwuschen, bevor sie es benutzten – weil sie wussten, dass es sonst nicht sauber war. Sie rieten uns auch, unser eigenes Brot und Aufstrich mitzubringen – statt das zu nehmen, was hier angeboten wurde. Gut, meine Freundin und ich beschlossen, nicht nochmal zu meckern (das Frühstück war eh nicht mehr zu retten), und einfach so zu tun, als hätten wir gar kein Frühstück gebucht. Wir wollten den Rest des Aufenthalts zwecks Frühstück einfach in die nächste Bäckerei gehen – die es, wie wir am nächsten Tag feststellen mussten, nicht gibt. Man muss nach Ribeira Grande oder Capelas fahren. Sicherheits- & Hygieneprobleme? Ja und ja. Spulen wir vor zum nächsten Tag: Wir kamen nach einem Tagesausflug zurück. Unser Zimmer hatte zwei Türen vom Flur aus: Eine direkt ins Schlafzimmer und eine ins Bad (von dort aus kommt man auch ins Schlafzimmer). Nach dem Auspacken ging ich ins Bad – und sah, dass die Tür vom Flur sperrangelweit offen stand. Ich fragte meine Freundin – nein, sie war’s nicht. Wieder machten wir uns auf eine 20-minütige Suche um jemanden zu finden, der uns erklären konnte, warum unsere Zimmertür am hellerlichten Tag unbeaufsichtigt offen stand und jeder x-beliebige andere Gast hätte reingehen können. Immerhin waren unsere Pässe, Geld und andere Wertgegenstände in unserem zimmer. Wir fanden schließlich die Putzkraft, die meinte, sie hätte die Tür offengelassen, um Luft durchziehen zu lassen. Luftzirkulation = gute Idee. Tür offen lassen = eher so mittel. Wie lange sie tatsächlich offen stand, weiß niemand. Die Reinigungskraft sprach kaum Englisch, also beließen wir es dabei und schickten eine Nachricht an T.: Bitte nicht nochmal. Also wieder Luftentfeuchter an, später Fenster auf – wieder schlafen mit laufenden und schnarchenden Nachbarn über uns. Doch mitten in der Nacht mussten wir nochmal aufstehen, um frische Luft reinzulassen. Es war schlichtweg keine Luft zum Atmen mehr in diesem Zimmer. Der Entfeuchter produzierte trockene Luft – aber eben keine frische. Von „kühl“ ganz zu schweigen. Was dieses Zimmer gebraucht hätte, wäre eine Klimaanlage gewesen (wie jede andere Unterkunft auf den Azoren). Jedoch... Am nächsten Morgen (Dienstag): Vier Kakerlaken im Zimmer. Das war der letzte Tropfen. Ich rief T. an und sagte, dass das alles nicht akzeptabel sei, dass wir abreisen und eine Rückerstattung erwarten. Er stimmte sofort zu – bat uns aber, keine Bewertung zu schreiben. Okay, abgemacht. 10 Minuten später rief sein Partner an – ein Mann, dessen Kundenumgang durchaus als „aggressiv“ bezwichnet werden könnte. Er fragte (brüllte), ob wir das Frühstück gegessen hätten. Ich sagte: nur am ersten Tag, danach nicht mehr. Er fragte: warum? Genervt vom Gebrüll antwortete ich: „Weil das Frühstück ein Witz ist.“ Treffer, versenkt. Anscheinend hatte ich hier einen Nerv getroffen. Er fing an zu schreien, dass das Frühstück kein Witz sei (doch, ist es), dass es hochwertig sei (nicht im Ansatz), und dass die anderen Gäste es geliebt hätten (haben sie nicht). Er unterbrach mich bei jedem Versuch, etwas zu sagen. Erst als ich mich entschuldigte, dass ich es als „Witz“ bezeichnet hatte, und sagte, dass es eben einfach nicht unser Geschmack war, wurde es ruhiger. Ich erklärte: Unser Hauptproblem war das Zimmer, die Hygiene, und die unverschlossene Tür. Er (wieder laut): Es gibt kein Sicherheitsproblem (doch), Feuchtigkeit sei normal auf den Azoren. Gut, aber warum war es nirgendwo sonst ein Problem? Warum gibt’s keine Klimaanlage? Die Kakerlaken seien übrigens ebenfalls unsere Schuld – sie seien durch das (nur angekippte!) Fenster reingekommen, welches wir nicht hätten öffnen dürfen. Nun ja. Wir wählten Sauerstoff, statt den Erstickungstod. Aber klar - unsere Schuld. Wenn das mit den Kakerlaken von der Strasse bereits bekannt ist, warum gibt’s kein Schutzgitter vor dem Fenster? Ein stärkeres Fliegengitter hätte gereicht. (Vorausgesetzt, die Tierchen kamen tatsächlich durch's Fenster und nicht durch die offen gelassene Tür vom Vortag...) Er sah jedenfalls kein Problem. Auch warum in unserem Badezimmer ein 3D-Drucker stand hätte ich mal fragen können – ließ es aber bleiben, denn wir hatten eh größere Sorgen. Nach weiteren 10 Minuten Wortgefecht sagte ich: „Schauen Sie, wir gehen jetzt. Wir haben Pläne und müssen jetzt auch noch eine neue Unterkunft finden – können wir mit der Rückerstattung der drei Nächte rechnen?“ Antwort (O-Ton): „Ja, weil ich ein fairer Mensch bin.“ Super, danke. Wir packten und gingen. Eine Stunde später kam über booking.com die Nachricht: Reservierung storniert. Keine Rückerstattung. Wir schrieben über den Chat und fragten nach dem versprochenen Geld. Antwort: 50 % Rückerstattung nur, wenn wir keine Bewertung posten. Und sie bräuchten meine Bankdaten. Ich fragte, ob es nicht über das original-Zahlungsmittel (Kreditkarte) geht – vage Antwort: „Nein, geht nicht.“ Wir forderten, dass das Geld bis Ende der Woche da sei. Sie stimmten zu. Das war Dienstagmorgen. Donnerstag schrieben wir nochmal – keine Antwort. Freitag wieder – ignoriert. Samstag dann SMS und WhatsApp – ebenfalls Funkstille. Am Montagmorgen rief ich T. an. Er nahm ab – sagte, er müsse mit „der Buchhaltung“ sprechen. Entweder ein Euphemismus fürs Ghosting – oder eine sehr ineffiziente Fantasieabteilung. Ich schickte ihm nochmal eine WhatsApp – keine Antwort. Da uns klar wurde, dass sie niemals vorhatten, das Geld zu überweisen, war mir das Geld irgendwann egal. Aber die Öffentlichkeit verdient eine kleine Warnung. Falls ihr euch fragt: Wir fanden ein fantastisches Gästehaus in Capelas, nur 2 km weiter. Nur minimal teurer – aber eine andere Welt: sauber, professionell, ohne Kakerlaken, ohne Gebrüll, und ja – mit echtem Kaffee. Fazit zur Quinta Physalis: Wenn eure Vorstellung vom authentischen Azoren-Erlebnis feuchte Betten, Spinnen und Kakerlaken, flackerndes Licht, offene Türen, ausbleibende Rückerstattungen und Frühstücks-Gebrüll beinhaltet – dann nur zu! Ich hoffe jedenfalls, diese Bewertung vermittelt ein realistisches Bild – sowohl von der Unterkunft als auch von den Geschäftspraktiken der Besitzer. Und da wir eh schon lange nicht mehr beim höflichen Smalltalk sind: JA, DAS FRÜHSTÜCK IST EIN KOMPLETTER WITZ!
S. oben. Schimmelgeruch, klamm, voller Ungeziefer.
Das Frühtstück ist ein Witz. Ein absoluter Witz. Geschmacklos und billig.
Die Betreiber sind nicht vor Ort. Die Reinigungskraft spricht nur portugiesisch und kann selten helfen.
Aufgrund des miserablen Frühstücks inkl. Instant-kaffee wäre eine Bäckerei toll. Nicht mal die gibt es dort.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Einen dreckigen Whirlpool gibt es. Viel Spaß.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im Juni 2025 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Matthias |
Alter: | 36-40 |
Bewertungen: | 1 |