Cavendish Hotel

Ein Traum von einem typischen englischen viktorianischen Strandpromenaden-Hotel. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob die Decken im Hauptgebäude nun 4, 5 oder 6 meter hoch sind. Seeehr hoch eben. Der Eingangsbereich und die Gänge mit abgewetzten Roten Teppichen, in den Ecken hier und da ein samtbezogener Thron. Wandlampen, die in den frühen Fünfzigern als Retro galten. Kronleuchter, Bilder des britischen Adels oder einfach ein paar Stillleben. Die Zimmer sind äußerst geräumig, mit Seidentapeten und ein bisschen staubigen Wänden. Ein riesiges Doppelbett, hohe Fenster, antike Möbel, der obligatorische Teekocher nebst kleinem Beutelsortiment (und für Festländer natürlich Kaffee- oder Kakaopulver). Das Bad ist recht modern. Einen schönen Anblick von innen bietet die Außenterrasse im ersten Stock, auf die alle Seaside-Zimmer münden, die man aber nicht wirklich betreten kann - sie zeigt einfach nur "wir hatten genug Platz und wir verschwendeten ihn". Im riesigen 300-Personen-Frühstückssaal servieren Kellner im Frack das englischste aller Frühstücke - einmal die ganze Palette rauf und runter von fritiertem Toast bis zum Blackpudding. Hier ist alles so stilvoll, so würdevoll, so very british, und das ohne versnobbt zu wirken - ein wirklich tolles Hotel, das preislich mit ca. 100 bis 130€ pro Nacht im normalen Business-Preisniveau liegt. Die Lage ist natürlich 1A - direkt an der zauberhaften Strandpromenade, von der ich durch einen Besuch im Winter aber nicht viel mitbekommen habe. NUR: Irgendwann in den 80ern wurde ein Seitentrakt in richtung Terminus Road mit normalen Zimmern und moderner langweiliger Architektur angebaut - nicht nur, dass die Fassade leicht verschandelt wird, auch nimmt es dem 5-Punkte-Charme eben einen Punkt weg. Wenn man sich in diesem Hotel einbucht und dies nicht weiß, verpasst man diesen tollen Jahrhundertwende-Charme, also ungbedingt vorher informieren.

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