Im ÖH genießt man Herbergscharakter mit österreichischem Charme. Alle 3 Kriterien einer Topimmobilie werden erfüllt: "Lage, Lage, Lage". Im ersten Moment stutzt man etwas, da man an einer belebten Straßenecke mitten im muslimischen Viertel eine Freitreppe hinaufgehen und an einer Holztüre klingeln muß. Anschließend geht es endlose Treppen hinauf in einer zauberhaften Garten und hinein in einen typischen Bau des 19. Jahrhunderts. Gleich rechts an der Rezeption wird man mit typisch österreichischem Zungenschlag mit "Grüß Gott" begrüßt und fühlt sich sofort willkommen. Das Hospiz ist hauptsächlich nur zu Fuß erreichbar, vom Damaskustor geht es steil bergab, es ist schon ein Abenteuer, mit seinem Rollkoffer mitten durch die engen Souks hinunter zu rollern. Alternativ kann man den Weg durch die Via Dolorosa vom Löwentor wählen, hier kann es aber schwierig werden mit den Massen an Pilgergruppen und ihren großen Kreuzen. Es gibt auch eine Zufahrtmöglichkeit, aber nur für PKW. Man kann z.B. vom Damaskustor mit einem Taxi durch die Via Dolorosa fahren, es gibt dann einen fast ebenerdigen Zugang ins Hospiz. Das ist aber ein teurer Spaß, die kurze Fahrt kostet € 18,-. Ein moderner Aufzug ist im Gebäude vorhanden. Das Hospiz liegt in einem hübschen Garten, hier kann man sich in der Cafeteria verpflegen und je nach Platz sogar den Blick über die Altstadt genießen. Die Preise in der Cafeteria sind recht hoch, doch Sachertorte und Apfelstrudel in Jerusalem sicherlich ein einzigartiges Erlebnis (und die sind auch wirklich gut!). Der Service ist insgesamt recht gut, z.T. arbeiten Zivis aus Österreich dort, aber auch einheimisches Personal, mit dem man sich auf Englisch zu verständigen hat. Das Frühstück wird im Keller eingenommen, hier zeigt sich mit am stärksten der Herbergscharakter. Wer viel Zeit in Jugendherbergen verbracht hat, wird sich sofort pudelwohl fühlen. Das Publikum ist ausgesprochen angenehm, es überwiegt deutschsprachiges, ansonsten dominieren andere Westeuropäer. Die Zimmer sind ausgesprochen geräumig und mit allem ausgestattet was man braucht. Ein Safe ist in einer Bodenklappe im Kleiderschrank untergebracht. Im I.Stock befinden sich Zimmer mit Klimaanlage, im II. Stock welche ohne. Wenn man das Glück hat wie wir, in einem Eckzimmer mit herrlichen Ausblicken untergekommen zu sein, kann gut über Kreuz lüften. Nur das Bad ist klein und ziemlich renovierungsbedürftig, doch alles sauber. Wenn man dazu noch eine Treppe hochgeht auf die Dachterrasse mit Blick auf den Felsendom, der weiß, daß er die richtige Entscheidung getroffen hat, wenn er ein sauberes Quartier mit nicht allzu hohen Ansprüchen, aber unübertrefflicher Lage gesucht hat.

Zimmer

Eher gut