- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Die von Weltenbummlern nur "Quisi" genannte renommierte Herberge ist seit vielen Jahrzehnten Treffpunkt für die Schönen und Reichen der Welt, kein Wunder, daß sich in den feinen Hallen und bildschönen Salons vor allem in den Sommermonaten nationale und internationale Prominenz zum Stelldichein und Sehen und Gesehen Werden einfindet. In der Nebensaison, insbesondere den Monaten März und April und wieder ab Oktober, trifft man auch Gäste mit "normalem" Kreditkartenrahmen und nicht übertriebenen Ansprüchen an, der Hotelalltag stellt sich dann noch nicht so exaltiert und manchmal auch snobistisch dar wie in der "alta stagione" und auch die Mitarbeiter finden noch Zeit für das ein oder andere Schwätzchen. Dennoch muß man wissen, daß die Hotelraten auch in der Nebensaison "gesalzen" ausfallen, die einfachste Zimmerkategorie nicht unter 330 € zu bekommen ist und auch für alles Gastronomische überzogene Preise bezahlt werden müssen (z.B. Halbpension ca. € 100,00) . Dennoch möchte ich das Hotel demjenigen ans Herz legen, dem es wert ist, daß er in diesem Haus eine Welt voller Eleganz und Schönem vorfindet, er es genießen kann, sich in einer traumhaften Umgebung zu bewegen und sich einfach einmal eine luxuriöse Pause von den Wirren dieser Welt gönnen möchte.
Das "Quisisana" besitzt auf vier mit edel aussehenden blauen Teppichen ausgelegten Wohnfluren knapp 150 Unterkünfte, diese können über ein geradezu majestätisches Treppenhaus oder zwei schnelle, geräumige Lifte erreicht werden. Ich bewohnte in Etage 3 ein etwa 20 qm großes Superior-Zimmer mit kleinem Balkon und Stadt-/Straßenblick, die Einrichtung bestand "capritypisch" aus schneeweißem, stilvollem Grandhotel-Mobiliar, wobei der "Augengucker" eigentlich die ebenfalls weißen Boden-und Wandfliesen mit wunderbaren farbigen Ornamenten waren. Das Zimmer hatte ein breites Boxspring-Bett mit hervorragenden Matratzen, vier Kissen, 1 Zudecke und hölzerner, etwas gewöhnungsbedürftiger Kopfwand, zwei Nachttischchen mit Telefon, kleinen Schreibtisch mit Tischlampe, Schreibmappe und 2 Polsterstühlen, Schränkchen mit Kühlschrank (und sehr teuerer Minibar!), sehr großen Flatscreen mit ZDF als einzigem deutschen Kanal, kleinen Balkon mit Tischchen und 2 (harten) Stühlen, Garderobe mit Kleiderschrank, ausreichend Fächern und Bügeln sowie leicht bedienbaren Elsafe, verstellbare Klimaanlage, ein paar Wandbilder sowie effiziente Lampen und Spiegel. Vermißt habe ich allerdings eine wirklich komfortable Sitzgelegenheit, etwa einen Polstersessel Die kleine Diele führte in ein optisch sehr attraktives ebenfalls komplett in Weiß gehaltenes Badezimmer. Als Ausstattung diente eine etwas enge Wanne mit integrierter Duschsäule und Regenwasserduschkopf,ein zu öffnendes Fenster, WC, Bidet, komfortabler Waschtisch mit großem Spiegel, Kosmetikspiegel, kleinem Haarföhn nund diversen hochwertigen Shampoos und Seifen, Waage, zwei Bademäntel sowie flauschige Hand- und Badetücher. Bei soviel Positivem muß auch Kritik erlaubt sein, wenig erträglich für ein Luxushaus war die Tatsache, daß jegliche Gespräche aus dem Nachbarzimmer gut und leider auch verständlich zu hören waren und ferner das Duschen in der Wanne zu einem akrobatischen Akt geriet, wollte man seinen Kopf nicht ständig an die Plexiglaswand stoßen. Manchmal wäre eben Funktionalität besser als "bella figura" ...
Das Hotel verfügt mit dem "Rendezvous" im Untergeschoß und dem Poolrestaurant "La Colombaia" über zwei sehr edel und geschmackvoll eingerichtete Restaurants, ein besonderer Platz für Drinks und Small talks ist die gemütliche "Quisi Bar" mit abendlicher Musikbegleitung und als Highlight im Sommer dient natürlich die fulminante Außenterrasse, auf der sich all die aufhalten, die von den in der Saison unentwegt vorbeilaufenden Touristenmassen bewundert werden möchten. Ich nahm im "Rendezvous" nur das zwischen 7.30 Uhr und 10.30 Uhr aufgebaute Frühstücksbuffet ein, angesichts der ohnehin schon niedrigen Außentemperaturen war der Innenbereich unverständlicherweise zusätzlich durch Aircondition gekühlt, währenddessen auf der in den Sommermonaten offenen, aber während meines Aufenthaltes noch überdachten Sonnenterrasse diverse Heizstrahler das Frühstücken zumindest etwas erträglicher machten. Das Buffet selbst war für italienische Verhältnisse großzügig ausgestattet, an Warmgerichten gab es allerdings lediglich Rühreier, weitere Eierspeisen werden für teuer Geld (z.B. zwei Spiegeleier 8 €) separat zubereitet. Verschiedene Kaffees nach Wunsch werden an den Tisch gebracht, der Service geriet flink und freundlich. Daß ich dennoch nur 4 Sonnen vergebe, ist in der doch recht kühlen und auch etwas sterilen Gesamtatmosphäre des Frühstücksbereiches begründet und nicht zuletzt auch in der eher lieblos gehaltenen Präsentation des "prima colazione".
Das Hotel war bei meiner Ankunft nach der Winterpause gerade erst wieder eröffnet worden, wegen der damit verbundenen geringen Gästezahl kann der Service nur eingeschränkt bewertet werden. Die Mitarbeiter am Empfang und Concierge verhielten sich professionell freundlich und routiniert, beim Check-In wird man von einem der Damen oder Herren auf sein Zimmer begleitet. Einen guten Job machten auch die Mitarbeiter des Restaurants und die Zimmermädchen, aber, wie gesagt, alles bei kleiner Auslastung. An Dienstleistungen selbst wird das in einem "The Leading Hotels of the World" Übliche vorgehalten, in Anbetracht der oft sehr anspruchsvollen Klientel wird das Hotel sicherlich alle möglichen und wahrscheinlich auch unmöglichen Wünsche erfüllen können. Ich, als "Normalgast", habe mich über ein kostenfreies Zimmerupgrade mit tollem Stadtblick und freies WLAN gefreut.
Das "Quisisana" befindet sich im Zentrum von Capri-Stadt, direkt an der Kreuzung der beiden Luxuseinkaufsmeilen Via Camerelle und V. Emmanuele. Die berühmte "Piazetta", eine Art luxuriöses Wohnzimmer mit extrem hohen und nicht immer gerechtfertigten Cafépreisen, liegt etwa 5 Gehminuten entfernt, auch alles weitere Sehenswerte des kleinen und abseits der Touristenströme überraschenderweise noch immer recht ursprünglichen Ortes ist nach wenigen Minuten erreicht. An der Via Camerelle beginnt auch ein sehr schöner Wanderweg zum Aussichtspunkt Punta Tragara und weiter zum hoch über dem Meer gelegenen Panorama über die extravagante Villa Malaparte (u.a. Drehort des Brigitte Bardot-Films "Die Verachtung"). Vom Airport Capodichino in Neapel ist das Hotel nach etwa 3 Stunden wie folgt erreicht: mit "Alibus" (3 €) oder Taxi (20 €) in ca. 30 Minuten zum Fährterminal "Molo Beverello", von dort in ca. 1 Stunde mit Fähre oder Jet bis Marina Grande (ca. 20 €) auf Capri und dort direkt ab Mole evtl. vororganisierter Transfer durch den bei jeder Schiffsankunft präsenten Hotelpagen (sehr teuer!). Sparwillige nehmen ab der Piazza von Marina Grande die " Funicolare" (1,80 € pro Person/Strecke, das Ticket unbedingt vorher an den Schaltern rechts nach dem Hafenzugang besorgen), nach Ankunft am Zielort "Piazetta" dann fußläufig noch etwa 5 Minuten zum Hotel.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Das Hotel punktet mit dem ausnehmend eleganten Wellness-und Spabereich "QuisiBeauty", zu dieser gediegenen Anlage gehört neben diversen Kabinen für Kosmetik und Massageanwendungen ein kleinerer, aber gerade angesichts der kühleren Temperaturen von mir als sehr wohltuend empfundener Hallenpool. Den Mittelpunkt der großzügigen, mit Palmen und subtropischen Pflanzen bewachsenen Gartenanlage stellt der kreisrunde, etwa ab Mai benutzbare Außenpool mit Kinderbecken dar, hier finden sich auch zahlreiche Liegen mit komfortablen Auflagen, allerdings sollte man wissen, daß diese in den Sommermonaten bei voller Belegung eng an eng stehen und "italienisches" Gedränge herrscht. Zwei Tennisplätze, ein Fitnessbereich und Sauna komplettieren den Sportbereich.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im März 2016 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Eberhard |
Alter: | 66-70 |
Bewertungen: | 547 |