Alle Bewertungen anzeigen
Ulf (66-70)
DeutschlandAus Deutschland
Verreist als Paar • August 2022 • 1 Woche • Strand
Bußgeldkatalog statt Zimmerservice
3,0 / 6

Allgemein
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    Eher gut

Das Hotel punktet mit seiner Lage und dem schmackhaften Essen. Der Umgang mit den Gästen ist jedoch völlig unakzeptabel und in Sachen Service gibt es ein enormes Defizit. Ich kann das Hotel guten Gewissens nicht weiterempfehlen, außer vielleicht an hundeliebende Nichtraucher, die gern früh ins selbstgemachte Bett gehen und stets Reinigungsutensilien im Gepäck haben.


Zimmer
  • Eher schlecht
  • Nach einem kurzen Check-in, bei dem lediglich über die Essenszeiten informiert wurde, standen wir in einem zweckmäßig eingerichteten Standard-Doppelzimmer. Es machte einen sauberen Eindruck, zumindest bis in Augenhöhe (auf dem Schrank sah es anders aus). Sollten Sie sich für dieses Hotel entscheiden, verweilen Sie andächtig einen Moment und genießen Sie diesen Anblick. Sie werden das Zimmer während Ihres Aufenthalts nie wieder in diesem Zustand sehen, egal wie viele Tage Sie gebucht haben. Mit Betreten des Zimmers beschränkt sich der Zimmer"service" auf den Tausch der Handtücher ca. aller 3 Tage. Nach unserer Ankunft stellten wir fest, dass die Toilettenspülung nicht funktionierte und Handtücher fehlten. Die Spülung wurde sehr schnell (noch während des Abendessens) "repariert", lief danach aber ständig. Wir entschieden uns, den permanenten schwachen Wasserstrahl als das kleinere Übel in Kauf zu nehmen. Die vermissten Handtücher wurden nicht nachgeliefert. Deshalb hatten wir uns am nächsten Tag direkt an das Reinigungs-Personal gewendet und hatten per Kommunikation mit Händen und Füßen sowie mit Hilfe eines mitgebrachten privaten Beratungsmusters letztlich Erfolg. Das Bad ist relativ klein, aber im Grunde genommen ausreichend. Das Waschbecken ist interessanterweise so niedrig montiert, dass man sogar die Füße ohne akrobatische Übungen darin waschen könnte. Die Handtuchhaken sind auch so niedrig angebracht, dass die Handtücher auf dem Boden aufliegen. Vielleicht sollen sie ja die Kondenswasser-Pfützen aufsaugen, die wir jeden Morgen im Bad vorfanden. Aber es gab auch eine positive Überraschung im Zimmer. Hinter der Übergardine fanden sich nützliche Strandutensilien: zwei Camping-Klappstühle und ein Windschutz. Die Betten haben gute Matratzen, leider keine durchgehende.


    Restaurant & Bars
  • Gut
  • Frühstück gab es von 8-11 Uhr, unserer Meinung nach eine sehr angenehme Zeitspanne. Die Abendbrotzeit (17-19 Uhr) ist dagegen nur für Gäste geeignet, die sich auf den Einzug in ein Seniorenheim vorbereiten wollen. Das Essen war wirklich sehr schmackhaft und das Team, das mit dessen Zubereitung beschäftigt ist, verdient großes Lob. Es gibt u.a. täglich wechselnd zwei Hauptgerichte, Suppe, Bouillon, leckere Salate sowie Käse und Aufschnitt. Schade nur, dass viele Speisen nur noch lauwarm dem Buffett entnommen werden konnten. Die in den Bewertungen oft beschriebenen langen Schlangen am Buffett sind uns weitgehend erspart geblieben. Allerdings musste man gelegentlich auf Geschirr warten, dem man dann ansehen konnte, dass es hastig gespült wurde. Das Buffett wurde zügig aufgefüllt, sobald eine der Speisen zur Neige ging. Auch die jungen Mitarbeiter, die die Tische abräumten, waren durchaus fleißig.


    Service
  • Sehr schlecht
  • Unzählige Hotels weltweit machen mit dem täglichen Zimmerservice etwas falsch, meint offenbar das Hotel-Management. Dieses Hotel vermeidet folgerichtig diesen Fehler und lässt die Zimmer erst nach der Abreise reinigen. Wenn man 9 Tage am Strand war und nicht die Möglichkeit hat, sich vor Betreten des Zimmers die Füße zu reinigen, kann man sich vorstellen, wie es nach dieser Zeit ohne Reinigung in Zimmer und Bad aussieht. Das könnte aber auch als Erziehungsmaßnahme gedacht sein, frei nach dem Motto "Macht keinen Dreck, ihr müsst sonst die ganze Zeit drin leben". Überhaupt hatte ich zeitweise den Verdacht, dass wir eine als Hotel getarnte Erziehungsanstalt gebucht hatten. Wo man in anderen Hotels eine Mappe mit nützlichen Informationen (z.B. nächster Arzt, Sehenswürdigkeiten) findet, liegt hier so etwas wie ein Bußgeldkatalog. Dort sind detailliert auf 2 A4-Seiten alle Regeln, Verbote und die Strafen bei Nichtbeachtung aufgeführt. Beispiele: Rauchen (auch auf dem Balkon) ist verboten und kostet 1000 PLN für die Entaromatisierung (wieder ein neues Wort gelernt). Bei Störung der Nachtruhe (zwischen 22 und 6 Uhr) sind 600 PLN fällig. Deshalb mein Tipp: den beim Rauchen erwischten Balkonnachbar nach 22 Uhr lautstark beschimpfen - ist billiger und für das Hotel eine Win-Win-Situation. Hunde sind gegen Aufpreis erlaubt (vermutlich aber nur, wenn die Vierbeiner Nichtraucher sind und die Nachtruhe einhalten). Am Eingang zum Speiseraum hängt ein Schild, auf dem sinngemäß zu lesen ist, dass man keine Speisen und Getränke mitnehmen darf, ansonsten müsste dem Gast ein Lunchpaket berechnet werden. Wenn hinter dem Text ein Zwinkersmiley stehen würde, hätte ich den Spruch sogar witzig gefunden. Aber ich fürchte, das ist wirklich ernst gemeint. Eine kleine Überraschung gab es noch beim Check-out. Die Hotelrechnung konnte man mit Karte bezahlen, die Kurtaxe wurde aber bar und in PLN gefordert. Gnädigerweise durfte man auch bar in EURO bezahlen, allerdings zu einem 20%(!) schlechteren Kurs. Man könne ja zu einem Geldautomaten gehen, war die lakonische Antwort des Rezeptionisten. Auch andere von diesem Gebaren überraschte Gäste fanden das ziemlich frech. Übrigens tauchte die Kurtaxe nicht auf der Rechnung auf und eine qualifizierte Quittung dafür wurde selbst auf Nachfrage nicht ausgestellt. Ich habe so meine Zweifel, dass dieses Geld seiner Zweckbestimmung zugeführt wird, z.B. um die maroden Teile der Promenade zu sanieren. So hat sich unser Abschiedsschmerz in Grenzen gehalten. Offenbar möchte man auch nicht, dass Gäste wiederkommen. Falls doch, wissen sie dann zumindest, was sie erwartet. Wer gern auch nach dem ersten Tag ein sauberes Zimmer haben möchte, sollte sich einen Staubsauger mitbringen. Sorry, ich vergaß, elektrische Geräte sind auch strengstens verboten. Aber vielleicht kann das Hotel ja in Zukunft Reinigungsgeräte und -material an seine Gäste verleihen, gegen Gebühr selbstverständlich. Ich hätte noch viele Ideen für weitere bahnbrechende Angebote sowie zusätzliche Regeln und strafbewehrte Verbote. Die verrate ich aber nur, wenn mir das Hotel-Management einen gut dotierten Posten als Creative Director anbietet.


    Lage & Umgebung
  • Gut
  • Das Hotel liegt etwas abseits vom touristischen Zentrum, aber nahe genug, um es zu fußläufig zu erreichen. Man ist in wenigen Minuten zu Fuß an einem der zahlreichen Strandzugänge. Der nächstgelegene führt in tiefem Sand steil nach unten, vorbei an zwei recht sauberen Dixie-Toiletten. Wer lieber eine Treppe nehmen möchte, muss einen kleinen Umweg gehen. Hunde sind am Strand zugelassen und auch in großer Zahl anzutreffen. Der Strand selbst ist relativ breit, feinsandig, aber mit zahlreichen Steinen durchsetzt. Auch die ersten Meter im Wasser sind steinig. Aquaschuhe sind zumindest am nahegelegenen Strandabschnitt eine gute Empfehlung. Ein ganzes Stück weiter westlich gibt es wesentlich weniger Steine. Auch die Strandpromenade ist in westlicher Richtung in deutlich besserem Zustand, endet allerdings am Bauzaun eines riesigen Hotelneubaus. In östlicher Richtung ist man recht schnell im Touristenzentrum und kann sich von einer Pizzabude zur nächsten durchfuttern oder diversen anderen Vergnügungen nachgehen. Parkmöglichkeiten gibt es auf dem (meist) bewachten Parkplatz des Hotels für 50 PLN/Tag (ca. 10 Euro). Für die Hälfte könnte man an der Straße parken, wenn man herausfindet, wie man täglich zu seinem Parkticket für 9-20 Uhr kommt. Wir erfuhren nur, dass man wohl Münzen braucht, haben aber keinen Automat in der Nähe gesehen. Dafür können wir ziemlich genau sagen, was passiert, wenn man ohne Ticket parkt. Mit großer Wahrscheinlichkeit findet man einen Bußgeldbescheid über 200 PLN an der Windschutzscheibe. Wir hatten uns für das hochpreisige Parkangebot des Hotels entschieden. Dafür bekommt man einen ausgesprochen schmalen Parkplatz mit ca. 3 Pflastersteinen Freiraum links und rechts. Spiegel einklappen und hervorstehende Körperteile einziehen beim Ein- und Aussteigen sind Pflicht. Dicker Schlitten und dicker Fahrer schließen sich gegenseitig aus. Die Schranke wird vom Parkwächter geöffnet, stand aber auch in mehreren Nächten unbewacht offen. Kein Problem, zumindest für die Gäste, deren Balkon zum Parkplatz zeigt. Die können ja nachts ihr Auto selbst bewachen.


    Aktivitäten
  • Eher gut
  • Beliebte Aktivitäten

    • Strand

    Gegen Gebühr kann man u.a. Fahrräder ausleihen oder spezielle Spa-Angebote nutzen. An den meisten Abenden gab es von 19-22 Uhr ein Musikangebot (DJ, Saxophon), das sich allerdings wiederholte und (für uns) dann nicht mehr so spannend war. Freunden handgemachter Rockmusik können wir das Restaurant "Sabat" empfehlen. Dort konnten wir in angenehmer Atmosphäre an mehreren Abenden verschiedene Bands kennenlernen.


    Preis-Leistungs-Verhältnis: Angemessen
    Infos zur Reise
    Verreist als:Paar
    Dauer:1 Woche im August 2022
    Reisegrund:Strand
    Infos zum Bewerter
    Vorname:Ulf
    Alter:66-70
    Bewertungen:1