- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Bei der Abbazia St. Pietro in Valle in Umbrien handelt es sich um eine sorgfältig restaurierte, ehemalige Benediktiner-Abtei, in deren historischen Räumen ca. 20 Hotelzimmer untergebracht wurden. Die alten Terrakottaböden, mächtigen Steinmauern, Holzdecken, Tonnengewölbe und die gothischen Bögen vermitteln dem Gast das Gefühl, inmitten historischer Räume zu residieren, die erst vor kurzem von den Mönchen aufgegeben wurden. Viele der Zimmer sind im Kreuzgang untergebracht und bieten einen wunderschönen Blick auf das Valnerina-Tal. Das Hotel verfügt über eine gewaltige, plateauähnliche Wiese mit Liegestühlen, von der man ebenfalls wunderbar ins Tal und über Umbrien blicken kann. Natürlich hat die weitgehend erhaltene Originalität auch ihre Kehrseite. Die Zimmer sind eher duster und, da auch nur klösterlich knapp und zeitlich begrenzt geheizt wird (jedenfalls während unseres Aufenthaltes), im Herbst auch etwas kalt. Dies führt dazu, dass die ohnehin recht abgewetzten Sofas etwas klamm wirken und man nahezu immer ein wenig fröstelt. Das Publikum besteht aus Deutschen, österreichern und Italienern, aber auch Gästen aus Asien und Amerika, oft älteren, die offenbar bewusst ein geschichtsträchtiges, kirchliches Domizil gesucht haben. Parken kann man inmitten eines schönen Olivenhaines zu Füßen des Hotels. Ich empfehle, möglichst in der warmen bzw. heißen Jahreszeit anzureisen, weil viele der oben beschriebenen Nachteile dann bedeutungslos sind. Man braucht keine Heizung, sondern freut sich über die kühlen Räume, das Zudecken mit einem Laken genügt völlig usw. Ansonsten empfehle ich, eine eigene Bettdecke mitzubringen. Bade- oder Hausschuhe sind empfehlenswert, weil der Steinboden doch recht fußkalt ist.
Bei den Zimmern handelt es sich um frühere Klosterräume, die um die Annehmlichkeiten der Zivilisation ergänzt wurden, also einen Trakt mit Dusche, Toilette und Waschgelegenheit, der sehr eng ist, aber ausreichend. Die Notwendigkeit, das alte Gemäuer um neue bauliche Anlagen zu ergänzen, wurde recht elegant gelöst. Die wunderschönen Holztüren und -stühle sowie der alte Terrakottaboden entschädigen zumindest teilweise für so manche kleine Schwäche, etwa die abgewetzten, klamm wirkenden Sofas, auf denen man lieber nicht sitzen will, oder die immerwährende Kälte im Zimmer. Leider wird wie in vielen südlichen Ländern kein dicker Bettbezug, sondern zum Zudecken nur ein Laken und darüber eine recht staubige Stoffdecke gereicht, mit der man auch nicht unbedingt in Berührung kommen möchte. Was mich am meisten gestört hat, war allerdings ein strenger chemischer Geruch, der in den Räumen lag und offenbar von den Putzmitteln der Betreiber stammte, aber auch Stunden nach der Reinigung noch spürbar war. Er hatte etwas Stechendes, Unangenehmes, nichts angenehm "Sauberes".
Das Hotel selbst bietet nur Frühstück an. Es gibt ein Restaurant, das sich in einem Gebäude der Abbazia befindet, allerdings über einen separaten Eingang verfügt und auch von anderen Betreibern geführt wird. Das Frühstück wird im ehemaligen Refektorium des Klosters serviert, nach Angaben des Hotels in der warmen Jahreszeit auch draußen im Klosterhof. Diese Örtlichkeiten dürften noch das größte Plus der Mahlzeit sein, die im Übrigen leider ein wenig lieblos serviert wird. Der Hotelprospekt zeigt einen mit Blumen verzierten Frühstückstisch, dahinter ein liebevoll ebenfalls mit Blumen dekoriertes Büffet und ein Fenster, das einen grandiosen Blick ins Tal gewährt. In der Realität gab es keine frischen Blumen, dafür eher altbackene Brötchen, eher industrielle Croissants aus dem Supermarkt, sehr trocken wirkender Kuchen, der ebenfalls nicht vom Bäcker stammte, zwei Sorten Saft, Obst, diverse süße Aufstriche und je eine Sorte Schinken/Wurst und Käse, die aber auch schon einmal alle sein können und nicht unbedingt zeitnah nachgelegt werden. Das Restaurant ist eher hochpreisig (ca. 80 EUR für 2 Personen), mit gutem, indes nicht überragendem Essen, jedoch ebenfalls sehr schönen Gewölberäumen.
Das Hotel scheint in der Hauptsache von einem Paar geführt zu werden, das sowohl das Frühstück serviert als auch die Zimmer reinigt und den Rasen mäht. Daneben gibt es einige Teilzeitkräfte an der Rezeption. Die Mitarbeiter sind ausnahmslos sehr höflich, wenngleich nicht unbedingt immer des Englischen mächtig und mitunter auch etwas überfordert. So verfügt das Hotel nach eigenen Angaben zwar über einen Internetanschluss (ein Laptop in der Bar), indes waren zumindest zwei der Rezeptionskräfte nicht in der Lage, eine Verbindung herzustellen, weil sie das Passwort nicht kannten. Zudem ist es ein wenig ärgerlich, dass das Hotel zwar über LAN und WLAN verfügt, seinen Gästen aber nur einen SEHR langsamen 56k-Modem-Anschluß zur Verfügung stellt (Preis ca. 3 EUR/h).
Das Klosterhotel liegt auf halber Höhe im Valnerina-Tal, umgeben von einem dichten Wald. Eine schmale Serpentinenstraße führt von der SS 209 zum Hotel. In unmittelbarer Nähe liegen kleinere Dörfer. Der nächste größere Ort, Terni, ist ca. 25 Kilometer entfernt, Perugia etwa zwei Autostunden. Die Lage ist sicherlich idyllisch; als Ausgangspunkt für die Erkundung Umbriens eignet sich das Hotel indes nur bedingt, weil die interessanteren Ziele doch alle ein Stück entfernt liegen. Wer jedoch in der Valnerina einen Wanderurlaub verbringen will, ist in der Abbazia St. Pietro in Valle genau richtig. Die Möglichkeiten zum Einkaufen (etwa eines Mittagsimbisses) in der näheren Umgebung sind begrenzt; hier und da befindet sich ein kleinerer Supermarkt, in dem man sich ein Panino frisch zubereiten lassen kann.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Laut Prospekt verfügt das Hotel über eine Sauna und Billard. Auf unsere Nachfrage wurde erläutert, dass der Billardtisch "erst aufgebaut" werden müsse. Die Sauna müsse gesondert bestellt und vorgeheizt werden und koste 8 EUR pro Person. Wir haben beides nicht ausprobiert, weshalb ich zur Qualität der Angebote nichts sagen kann. Ferner sollen laut Prospekt in näherer oder weiterer Entfernung des Hotels Angebote wie Angeln, Rafting, Pferdereiten und Mountain Bike Soccer existieren, die wir indes ebenfalls alle nicht ausprobiert haben. Zum Internetanschluss siehe oben den Punkt Service.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im Oktober 2008 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Peter |
Alter: | 31-35 |
Bewertungen: | 94 |