- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Wir haben bereits einige (zumeist ungarische) 4*-Schlosshotels besucht, die in fast allen Belangen ein höheres Niveau aufweisen als das 5*-Château Béla; und ein Vergleich mit Ungarn ist sicherlich gerechtfertigt, weil hier – so knapp über der Grenze – fast ausschließlich ungarisch gesprochen wird (im Hotel auch englisch); als größte slowakische Minderheit bilden die Magyaren im Bezirk Štúrovo sogar die absolute Mehrheit. An einem Dienstag angekommen, waren wir bis zum Beginn des Wochenendes sogar die einzigen Gäste im Schloss. Man sollte meinen, dass wir deshalb wie Könige verwöhnt wurden – doch war das Gegenteil der Fall: Zumeist war die Rezeption unbesetzt, geschweige denn die Bar – wenn man tagsüber etwas trinken wollte, musste man den langen Marsch in die Hotelküche antreten (im hintersten Trakt neben der Orangerie) und konnte von Glück reden, dort jemanden vom Personal anzutreffen, der sich unser erbarmte. Unsere diesbezüglich vorgebrachte Beschwerde verhallte wirkungs- und entschuldigungslos. Zum Entladen des Gepäcks durfte man bis an den Haupteingang im Schlosshof vorfahren, musste dann aber durch ein sehr schmales Tor bis zum ziemlich weit entfernten Hotelparkplatz weiterfahren (hinter den Wirtschaftsgebäuden). Das Schloss selbst ist aufgrund recht kleiner Fenster in allen Bereichen ziemlich düster und sind die Bewegungsmelder auf den Gängen teilweise schlecht eingestellt, sodass man öfters ein, zwei Schritte im Dunkeln tappen muss. - Mistkübel (Mülleimer) findet man auf dem gesamten Areal nirgends. Unser relativ elegantes Doppelzimmer im 1. Liftstock (grauenhafte Computerstimme bei der Etagenansage – wie ein kastriertes Schlossgespenst) war dank zweier Fenster erfreulicherweise etwas heller und überraschend groß (33 m²); zusammen mit dem noblen Marmor-Bad (12 m² - mit Doppelwaschbecken, Badewanne und Extra-Duschkabine, WC mit einer Zwischenwand abgeteilt) und dem Vorraum (5,6 m²) betrug die Gesamtfläche großzügige 50 m². Allerdings war keine Garderobe vorhanden (unsere Jacken mussten wir im Bad aufhängen), und war die im Zimmer aufgelegte Info-Mappe ausschließlich in slowakischer Sprache gehalten. Das Zimmer war leider stark überheizt (die Radiatoren nicht regulierbar, die Klimaanlage „tot“), und die zu Lüftungs- und Kühlzwecken von uns gekippt oder ganz offen gehaltenen Fenster wurden von den Stubenmädchen stets wieder geschlossen. Am Samstag wurde das Zimmer überhaupt nicht gereinigt, weshalb uns das Toilettenpapier ausging (5 Sterne?). Das Schloss wurde erst vor wenigen Jahren renoviert und als Hotel eröffnet (2008), doch wirkt das Interieur zum Teil heruntergekommen und stellte sich dieses als zusammengewürfelter bunter Haufen dar (wie Flohmarktware, kein ausgewogenes harmonisches Ganzes bildend). Besonders die Sessel im Frühstücksraum sowie einige Fauteuils in der Bar waren zwar stilvoll, aber abgewetzt und erweckten einen unnötig vergammelten Eindruck (von der Hotelleitung womöglich beabsichtigt – weil „antik“ aussehend? Naja). Im Kellerbereich befinden sich Dampfbad und Sauna - diese Einrichtungen waren allerdings ebenso wenig in Betrieb wie der Außenpool (Becken nicht befüllt). Das Frühstücksbuffet war eher klein, aber oho – es fehlte nichts Wesentliches und seien die wirklich guten Fruchtsäfte hervorgehoben (Orange, Apfel, Grapefruit und Multivitamin). Am Wochenende wurde allerdings von Stoff- auf Papierservietten umgestellt (eines 5*-Hotels unwürdig). Nachmittags ab 15 Uhr fand die im Paket inkludierte Coffee-/Tea-Time statt - mit köstlichen Kuchenvariationen, aber extrem langen Wartezeiten. An den ersten drei Abenden bekamen wir ein dreigängiges Menü serviert, dessen Zusammensetzung wir erst bei Tisch erfuhren (also keine Auswahlmöglichkeit – Suppe, Hauptgang, Dessert fix vorgegeben). Qualität und Geschmack der Speisen war zwar hervorragend, doch bestand der Hauptgang 3 x aufeinanderfolgend aus Geflügel (Huhn/Ente/Pute). Ein kulinarischer Fauxpas für ein angebliches 5*-Hotel! Im Speisesaal nervte zudem die Tonbandmusik gehörig – stets dieselben Jazzvariationen eines einzigen Themas in einer Endlosschleife. Erst am Wochenende (ab Freitag) gab’s ein Abendbuffet im Frühstücksraum mit größerer Auswahl – und ohne Musikuntermalung. Die Getränkepreise sind als horrend zu bezeichnen und als eines der wenigen Dinge tatsächlich 5*-„würdig“ (50-100% über dem österreichischen Niveau). Im ausgedehnten, gepflegten Schlosspark kann man beschauliche Spaziergänge absolvieren und lädt eine Vielzahl von Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein (zB beim Teich mit laut quakender Froschpopulation mit herrlichem Blick auf die Südfront). Es gibt auch einen kleinen Tierpark mit Federvieh aller Art (darunter ein stimmgewaltiges Pfauenpärchen) sowie einen höchstens 1 m² großen Verschlag mit 7 (!) ausgewachsenen Kaninchen darin, die uns ob der beengten Verhältnisse fast das Herz brachen. Der Ort Béla selbst hat nur 350 Einwohner und bietet neben dem Schloss und einem winzigen Supermarkt überhaupt nichts. Es empfiehlt sich daher ein Ausflug in das Städtchen Štúrovo, um dem Lagerkoller zu entfliehen (ca. 10 km entfernt, an der Donau genau gegenüber von Esztergom gelegen) – von Béla fährt auch ein öffentlicher Bus dorthin (leider nur alle paar Stunden; Fahrpreis für die Hinfahrt 1,10 € p.P., zurück – weil kürzere Fahrstrecke – 1,00 €). Das Schloss Béla diente bis zum Umbau u.a. als Gefängnis sowie als Farben- und Möbellager – man hat bisweilen den Eindruck, dass sich daran bis heute nicht viel geändert hat. Wir fühlten uns ob der Abgeschiedenheit ein wenig wie Häftlinge, allerdings unter wesentlich netterer, stets höflicher „Aufsicht“ (soferne wir eines Hotelpersonals überhaupt ansichtig bzw. habhaft wurden). Das Ambiente ist trotz vorhandenem Retro-Look eher deprimierend denn behaglich – geschuldet der partiellen Rumpelkammer-Atmosphäre und Düsternis. Wir werden das Château Béla mit Sicherheit kein 2. Mal besuchen – da gibt’s in der Slowakei bessere Unterkünfte alten Stils, die an ein 5*-Niveau auch tatsächlich herankommen. Für einen Kurzaufenthalt (max. 2 Nächte) oder eine Hochzeitsgesellschaft ist dieses Schlosshotel bestimmt geeignet und bietet einen würdigen Rahmen – für längeres Verweilen gibt es aber zu wenig Abwechslung, vielmehr überwiegt Fadesse und kulinarische Eintönigkeit. Hotel allgemein: exakte Punktzahl: 5,5 Zustand des Hotels: 5 Sonnen Allgemeine Sauberkeit der einzelnen Bereiche: 6 Sonnen Behindertenfreundlichkeit: nicht bewertet Familienfreundlichkeit: nicht bewertet Exakte Gesamtbewertung: 4,2 Punkte
Zimmer: exakte Punktzahl: 5,8 Sauberkeit & Wäschewechsel: 5 Sonnen Größe des Zimmers: 6 Sonnen Größe des Badezimmers: 6 Sonnen Ausstattung des Zimmers (TV, Balkon, Safe, etc.): 6 Sonnen
Gastronomie: exakte Punktzahl: 4,3 Vielfalt der Speisen & Getränke: 1 Sonne Geschmack & Qualität der Speisen & Getränke: 6 Sonnen Atmosphäre & Einrichtung: 4 Sonnen Sauberkeit im Restaurant & am Tisch: 6 Sonnen
Service: exakte Punktzahl: 3,0 Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft: 5 Sonnen Fremdsprachenkenntnisse des Personals: 4 Sonnen Rezeption, Check-in & Check-out: 2 Sonnen Kompetenz (Umgang mit Reklamationen): 1 Sonne
Lage und Umgebung: exakte Punktzahl: 2,0 Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung: 2 Sonnen Verkehrsanbindung & Ausflugsmöglichkeiten: 3 Sonnen Restaurants & Bars in der Nähe: 1 Sonne
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im Mai 2016 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Oliver |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 100 |