- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Als Liebhaber ungarischer Schlosshotels (für welche wir mittlerweile Spezialisten sind) hatten wir uns auf diesen Aufenthalt besonders gefreut, verspricht die Homepage doch einiges an beschaulicher Romantik. Leider wurden wir in unserer Erwartungshaltung gleich in mehrfacher Hinsicht enttäuscht. Das lustlose Agieren des Personals beim Check-In und das fehlende Gepäckservice (immerhin 11 Stufen zur Rezeption, keine Rampe) war schon mal der erste Dämpfer - das für ein Schlosshotel ungewohnt kleine Zimmer der nächste. Wir hatten zwar ein Superior-DZ direkt im Schloss gebucht (sogar mit eigener finnischen Sauna im Bad ausgestattet), doch enttäuschten die Ausmaße: Zimmer 16 m², Vorraum 4,25 m², Bad 7,7 m² - gesamt somit 28 m² (wie winzig sind dann erst die Standardzimmer?). Der Kleiderkasten war so klein, dass gerade mal meine Frau ihre (nicht sonderlich umfangreiche) Garderobe unterbringen konnte – ich musste hingegen 1 Woche lang „aus dem Koffer leben“. Die von uns nicht benötigte Sauna nutzten wir infolge Platzmangels als Kofferdepot. Das Zimmer war allerdings recht gediegen ausgestattet und bot damit einen nicht unbeträchtlichen Wohlfühlfaktor, nicht zuletzt dank einer ausgezeichneten Klimaanlage. Im Bad verärgerte uns das erbärmliche Rinnsal bei der Waschmuschel (so dünn wie ein Strohhalm), und der Wassertank der Toilette war erst nach 5 min. wieder aufgefüllt. Wenigstens in der Dusche war der Wasserdruck und –strahl halbwegs akzeptabel. Interessant war die neutrale Key-Card (komplett weiß, ohne jegliche Aufdrucke). Gute Idee – geht sie verloren, weiß der Finder nichts damit anzufangen und kommt nicht auf dumme Gedanken. Die im Zimmer aufliegende Info-Mappe enthält u.a. auch eine Hausordnung in einem Umfang, wie wir es noch nirgends erlebt haben. Abgesehen davon, dass die deutsche Version derart blass gedruckt ist, dass man sie kaum entziffern kann (siehe Foto), sind einige Punkte in rechtlicher Hinsicht als vollkommen sittenwidrig und damit als nichtig zu qualifizieren (glaubt mir - ich bin Jurist!). So zB der Punkt 21, der unter Androhung einer horrenden Bußgeldzahlung (200.000 HUF bzw. 740 EUR) verbietet Essen oder Getränke, die nicht im Hotel gekauft wurden, ins Zimmer einzubringen und zu konsumieren. Von diesem Affront abgesehen ist auch die Umrechnung falsch (200.000 HUF entsprechen ca. 637 EUR); da wird glatt versucht, noch einen zusätzlichen Hunderter zu lukrieren – Abzocke pur. Um keine Streitigkeiten heraufzubeschwören und damit die Urlaubslaune zu vermiesen, haben wir unsere Wasserflaschen vorsorglich versteckt, bevor das Zimmer gereinigt wurde, und die leeren Pets außerhalb des Hotelgeländes entsorgt. Dass man hier die Gäste ausnimmt, wo’s nur geht, sieht man auch beim an der Rezeption erhältlichen Stadtplan von Szilvásvárad: Dafür werden 650 Forint verlangt, das sind mehr als 2 Euro – im Ort erhält man denselben Plan überall kostenlos. Natürlich ist auch das Getränke-Preisniveau entsprechend hoch: 0,5 l offenes Bier kosten 1.200 HUF + 12% Bedienungszuschlag – in Summe € 4,30 (jedes andere Restaurant im Ort ist zumindest 50% billiger; in Szalajka-Tal habe ich sogar einmal nur 370 HUF = € 1,20 hiefür bezahlt). Als Raucher hat man es hier auch nicht leicht. Darf man sonst in Ungarn seinem Laster im Freien uneingeschränkt nachgehen, ist hier für jeden Komplex bloß eine einzige Raucherzone vorgesehen und ausgeschildert, an der entferntest möglichen Stelle (im Haupthaus am äußersten Ende der Schlossterrasse); sonst drohen auch hier drakonische Strafen. Da wir ein Friseur- und Fußpflegeservice in Anspruch nehmen wollten, haben wir uns – wie in der Info-Mappe beschrieben – diesbezüglich an die Rezeption gewandt und ernteten bloß ein desinteressiertes Schulterzucken und Kopfschütteln – wieder eine Frustration mehr. Zur Gastronomie: Beim ganz gut sortierten Frühstücksbuffet mit stets gleichbleibendem Angebot fehlte frisches Obst, es gab nur Fruchtsalat aus der Dose. Mittags haben wir immer auswärts gegessen und können nur berichten, dass auf der Speisekarte bloß 3 Hauptgerichte zu finden sind. Das Abendbuffet war quantitativ ansprechend, qualitativ aber nur mittelmäßig. Bratensaft war Mangelware, und als Fisch gab es einmal sogar Hekk – ein typisches ungarisches Fastfoodprodukt, das man sonst nur in Imbissbuden am Balaton und im Szalajka-Tal angeboten bekommt (schmeckt aber überraschend gut!). Zu bemängeln haben wir weiters, dass sich Stoff- mit Papierservietten abwechselten - ohne ersichtlichen Grund und Rhythmus. Eines Morgens fand ich sogar eine gebrauchte (vermutlich vom vorigen Gast wieder zusammengefaltete und vom Kellner unbesehen wieder aufgelegte) Papierserviette bei meinem Gedeck vor – Mahlzeit! Der Speisesaal bot ein unvergleichlich schönes und edles Ambiente, das wir überaus genossen haben, wozu auch die stimmige Tonbandmusik beitrug. Leider wurde diese Wohlfühlatmosphäre an mehreren Abenden von Seminargästen empfindlich gestört – vulgäres Publikum, das sich nicht einmal zu kleiden wusste, geschweige denn zu benehmen. Die fassungslosen Blicke der in ihrer Ruhe gestörten Normalgäste quittierten die Kellner mit hilflosen Gesten und Blicken zum Himmel. Warum können die Seminarteilnehmer ihre Mahlzeiten nicht im Konferenzblock oberhalb des Schlosses einnehmen, wo sie den ganzen Tag über sind? Der Hotelleitung sollte bewusst sein, dass eine solch unausgewogene Gästestruktur des vornehmen Rahmens unwürdig ist und dass dieses Konzept schleunigst überdacht und verändert gehört. Es ist mir schon bei der Anreise aufgefallen, dass das Haus nahezu vollbelegt war, was bei Schlosshotels eigentlich nie der Fall ist. Gerade aus letzterem Grund buchen wir bevorzugt solche Etablissements, um unseren heiligen Frieden zu haben und ungestört ins Fluidum längst vergangener Zeit eintauchen zu können. Auch wenn ich hier viele Kritikpunkte angeführt habe, war unser Gesamteindruck dennoch positiv – geschuldet dem noblen Flair, dem tadellos renovierten Zustand des Anwesens, der ansprechenden Zimmerausstattung, dem gepflegten Schlossgarten und der landschaftlich reizenden Umgebung des unter Naturschutz stehenden Bükk-Nationalparks sowie des angrenzenden Szalajka-Tals. Selbst eine letzte Unstimmigkeit beim Check-Out (man wollte partout nicht glauben, dass ich die Logiskosten zur Gänze vorausbezahlt hatte) hindert mich nicht, eine Weiterempfehlung für dieses Hotel abzugeben. Allerdings sehe ich mich gezwungen, die an sich verdiente Gesamtnote „5“ situativ auf „4“ herabzusetzen. Eigentliche (exakte) Gesamtnote: 4,6 Hotel allgemein: exakte Punktzahl: 6,0 Zustand des Hotels: 6 Sonnen Allgemeine Sauberkeit der einzelnen Bereiche: 6 Sonnen Behindertenfreundlichkeit: nicht bewertet Familienfreundlichkeit: nicht bewertet
Zimmer: exakte Punktzahl: 4,8 Sauberkeit & Wäschewechsel: 5 Sonnen Größe des Zimmers: 3 Sonnen Größe des Badezimmers: 5 Sonnen Ausstattung des Zimmers (TV, Balkon, Safe, etc.): 6 Sonnen Zimmertyp: Doppelzimmer Zimmerkategorie: Superior Ausblick: zum Garten (Schlosspark)
Gastronomie: exakte Punktzahl: 4,8 Vielfalt der Speisen & Getränke: 4 Sonnen Geschmack & Qualität der Speisen & Getränke: 4 Sonnen Atmosphäre & Einrichtung: 6 Sonnen Sauberkeit im Restaurant & am Tisch: 5 Sonnen (Abzug wegen der gebrauchten Serviette)
Service: exakte Punktzahl: 4,0 Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft: 5 Sonnen Fremdsprachenkenntnisse des Personals: 4 Sonnen Rezeption, Check-in & Check-out: 3 Sonnen Kompetenz (Umgang mit Reklamationen): nicht bewertet
Lage und Umgebung: exakte Punktzahl: 3,3 Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung: 3 Sonnen Verkehrsanbindung & Ausflugsmöglichkeiten: 4 Sonnen Restaurants & Bars in der Nähe: 3 Sonnen
Beliebte Aktivitäten
- Wellness
- Sport
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im Juli 2016 |
Reisegrund: | Wandern und Wellness |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Oliver |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 100 |