Ich gestehe: Ich war im Knast. Auf einer Insel in Stockholm. Es war zwar nur für eine Nacht, aber es war cool. Das Langenholmen Hotel ist tatsächlich ein bis in die späten 70er Jahre als Gefängnis genutzter Bau. Es liegt auf einer Insel Stockholms, die früher wohl ähnlich wie eben Alcatraz eine Gefängnisinsel war. Das Gefängnis ist im Philadelphia Stil gebaut, also das, was man aus Filmen und auch von der San Francisco Bay kennt: Innen gibt es einen gemeinschaftlichen Bereich mit Treppen, die Fenster der Zel… äh Zimmer gehen nach aussen. Die Idee ist cool, auch wenn die Grösse der Zimmer keine 5 Sterne Herberge zulässt. Im ex-Knast gibt es noch ein Restaurant und auch Konferenzräume. Insgesamt ist das eine tolle Location mit xx Zimmern und vor allem viel Liebe zum Detail renoviert und bewirtschaftet. Das Hotel könnte als Viersterne-Haus durchgehen, das gibt aber vielleicht die Grösse der Zimmer nicht her. Wifi geht gut, nach dem Code musste ich etwas suchen.
Die Zimmer sind eben ehemalige Zellen und schon klein. Bei mir nimmt ein Bett die Hälfte des Schlafraums ein, er heisst ja auch so. Das Bett ist aber mit sechs Kissen ausgestattet und sieht gemütlich aus - am Morgen danach kann ich sagen: Das ist auch so, insbesondere dank der ultragemütlichen Decke habe ich sehr gut geschlafen. Das Fenster beim Bett liess den kalten Ostseewind etwas durchpfeifen, aber dafür gab es die Decke. Sagen wir so: Das Zimmer taugt nicht gross zum darin verweilen (ausser eben schlafend) - arbeiten oder Zeit verbringen geht sicher besser in dem Innenbereich. Dafür hat man aber eine Erlebnisübernachtung. Und by the way: Hotelzimmer sind in Schweden fast immer sehr klein. Im Bad ist nur Platz für eine Dusche, aber alles ist vorhanden. Sogar ein kleiner Fernseher passt noch an die Wand. Anders als zu Knastzeiten kann man die Fenster gar öffnen. Ich mag es sehr, zumal der Grund meiner Reise beruflich war und im Hotel etwas Erlebnisstimmung aufkommen konnte.
Zum Diner geht es ins angrenzende Restaurant. Hier wird durchaus höherwertige und authentische schwedische Küche angeboten, trotzdem bleibe ich beim Caesars Salad hängen, da es schon 20 Uhr geworden ist. Der schmeckt gut und so, wie er schmecken soll. Dazu ein hervorragendes alkoholfreies IPA, so kann es ab in die Zelle zum Schlafen gehen, ganz ohne etwas Böses getan zu haben. Das Frühstück ist für schwedische Verhältnisse äusserst üppig, mir haben es vor allem die vielen verschiedenen Brotsorten angetan. Der Kaffee ist mässig, die Säfte habe ich nicht gefunden - dafür ist aber die en bloc gebotene Leberwurst sehr lecker und kann mit ein paar gepickelten Gurken im Geschmack glänzen. Dazu Knäckebrot und mein Frühstück ist gegessen. Frühstück in schwedischen Hotels kann eintönig sein, ist es aber hier nicht.
Der Service ist nordisch nett, kein Schnickschnack sondern geradezu. Alles ist aber extrem sauber und ergonomisch gestaltet, da wird mit Sorgfalt das kriminelle Erbe gepflegt. Das müssen auch die Angestellten, die alle in gefaketen Gefangenenshirts herumlaufen. Zwar passt mein Zimmerschlüssel erst beim dritten Anlauf und dann auch erst beim zweiten Zimmer, aber alles wird kundenfreundlich gelöst. An der Rezeption kann man Snacks und Getränke kaufen, die Minibar auf dem Zimmer fehlt sicher auch aus Platzgründen.
Die Insel liegt etwas westlich der inneren Stadt an der Route zum Mälarsee und tatsächlich bin ich hier vor 40 Jahren mit der Marine mal durchhergefahren, damals war das noch ein Gefängnis. Man kann vom Hotel in die Stadt laufen und Stockholm geniessen, sollte dazu aber gut zu Fuss sein. Fast vier Kilometer sind es in die Stadt, in der man sich ja auch noch bewegen möchte. Der Weg geht sehr schön am Wasser vorbei, sehenswert. Stockholm ist dann doch eher kompakt, aber auf dem kleinen Innenstadtraum dann wiederum äusserst sehens- und besuchenswert, sicher auch kräftig touristisch. Zum grossen Flughafen Arlanda sind es etwa 40 Kilometer, der Inlandsflughafen Bromma ist nah.
Beliebte Aktivitäten
- Geschäftsreise
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im April 2022 |
Reisegrund: | Arbeit |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Stefan |
Alter: | 56-60 |
Bewertungen: | 370 |