- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Perfekte Lage, das könnte es bereits zusammenfassen. Perfekt. 58 Zimmer hat das Hôtel du Golf de l'Ailette welches mittlerweile zu den Qualys Hotels zählt (einer überwiegend in Frankreich aktiven Kooperation privater Hotels) und nicht mehr zu Mercure. Erst freue ich mich über den perfekten Seeblick aus unserem Zimmer, bemerke aber dann, dass den alle Zimmer haben - es wäre auch zu schade nicht auf das Wasser zu schauen. Der vor dem Hotel liegende Stausee wurde erst in den 80er Jahren aufgestaut und wurde dann zum Erholungsgebiet ausgebaut. Das schöne Wetter bei unserer Ankunft verstärkt die Euphorie der richtigen Hotelwahl noch - bevor es dann doch ein paar Dämpfer geben wird. Vor dem Hotel liegt seeseitig ein kleiner Steg mit einem Holzhaus - und daneben liegt ein Swinning Pool. Vor dem Hotel liegt ein grosser kostenloser Parkplatz, WiFi funktioniert auch gut - insgesamt ist das Hotel aber schon ein wenig in die Jahre gekommen. An einigen Stellen ist der 80er Charme jedenfalls noch zu bemerken.
Der Blick auf den See entschädigt für Vieles, was im Zimmer nicht mehr auf dem letzten Stand der Technik und der Aktualität ist. Unser geräumiges Zimmer bietet ein grosses und gemütliches Bett, ein Sofa und einen kleinen Balkon. Die nicht mehr ganz zeitgemässen Beige-und Brauntöne geben ein wenig ein ältliches Gefühl - aber sei es drum. Das Bad hat eine Wanne, das WC ist getrennt vom Badezimmer und daher kann man auch zu Zweit gut gleichzeitig im Zimmer leben. Durch den See gibt es viele Insekten, die - im wahrsten Sinne in der Natur der Sache - herumschwirren. So blieb nachts das Fenster zu, denn Mückenschwärme sind sicher zu erwarten - dagegen hilft aber der friedliche See mit seinen vielen Vögeln beim Entschleunigen.
Das Restaurant mit Blick auf den See soll vielleicht ein wenig Aufmerksamkeit von den Tischen nehmen - kann sein. Abends sitzen wir vor dem traumhaft schönen See und haben Hunger. Servicekräfte sind offenbar genug da, daher geht es zügig. Oder sagen wir schnell, sehr schnell. Wir haben in der Umgebung heute nichts mehr anderes vor, daher wäre diese Eile gar nicht nötig gewesen. Ein Gruss aus der Küche kommt sehr schnell, der ist aber scheinbar lange vorbereitet und schmeckt etwas nach Kühlschrank. Bei der Vorspeise ist es nicht anders: Ich nehme ein Hummus, das kühlschrankkalt und schon länger vorbereitet ist . Es war ja auch nach drei Minuten am Tisch. Die geschmackliche Entfaltung war minimal, es fehlte zunächst einmal Salz. Der Salzstreuer war aber leer - wie auch der vom Nebentisch. Das Thunfischtatar meiner entzückenden Begleitung war ebenso kalt und nicht frisch zubereitet. Als Main hatten wir beide Rippen vom Schwein - die kamen mit einer leckeren Sauce, aber waren sicher schnell gegart, denn das bisschen Fleisch liess sich kaum vom Knochen lösen. Daher war die Begeisterung verhalten. Am Ende liessen wir für ein 30 Minuten dauerndes und in jeder Hinsicht lieblos serviertes Diner etwa 100,--€ - selbst bei der Aussicht zu heftig. Das Frühstück bot wenig Besonderes - die freundliche Frage unsererseits, ob es denn bei einem Preis von 17,--€ ein paar frische Spiegeleier geben könnte wurde schlicht verneint. Nach den vorabendlcihen Erfahrungen liessen wir es dabei.
Manchmal kommt man eben an einem schönen Ort an und fühlt sich als Teil des Ganzen. Hier ist das nicht der Fall und das liegt sicher auch stark am Service. Vielleicht ist das Gebiet auch etwas gradliniger im Umgang - aber es ist gewöhnungsbedürftig. Beim Diner wird die Wasserflasche nicht zart auf den Tisch gestellt, sondern eher gehämmert. Als wir nach dem vite-vite Abendessen dann gefragt werden, ob Kaffee und Dessert serviert werden soll - wir aber verneinen - werden wir mit einem fast schon forschen Nachtgruss aufs Zimmer geschickt - inklusive der fetten Rechnung. Wir waren die ganze Woche in Frankreich unterwegs, da fiel uns vor dem Frühstück unsere Zimmernummer nicht direkt ein - und auch das verursachte Ungeduld. Eine schönere Willkommenskultur könnte in der tollen Umgebung ein paar Renovierungsstaus vergessen machen - so bleibt mir das komisch in Erinnerung.
Der Chemin des Dames hat ein paar bedeutende Historien erlebt. Der Name stammt aus der Zeit Ludwig des XV - also einer der letzten französischen Könige im 18.Jahrhundert. Er unterhielt in der Nähe ein Jagdschloss und während die Jungs dem Wild nachstellten, nutzten die Damen lieber den sonnigen Höhenweg zum Schloss, den Chemin des Dames. In den Weltkriegen gelang das Gebiet zur Bedeutung, da sich hier jeweils die deutschen Truppen schwere Gefechte mit den heimisch-französischen Truppen lieferten - man kann viele Soldatenfriedhöfe in der Umgebung besuchen. Der Stausee selber ist noch recht jung und nun in der lieblichen Landschaft ein Naturmonument. Reims ist etwa 35 Kilometer entfernt - und damit die perfekte Champagnerquelle nicht weit. Auf dem Weg nach oder von Paris kann dieser Zwischenstop in der Natur mehr Spass bereiten, als eine Übernachtung in Reims selber.
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Infos zur Reise | |
---|---|
Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im Oktober 2022 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
---|---|
Vorname: | Stefan |
Alter: | 56-60 |
Bewertungen: | 370 |