- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Die Lodge ist eine Unterkunft im Orinoco-Delta im tropischen und exotischen Stil. Sie verfügt über ein Hauptgebäude bestehend aus einem Palmendach und Stützpfeiler. In diesem Hauptgebäude, direkt hinter der Bootsanlegestelle, befindet sich die Rezeption, die gleichzeitig als Bar dient, das Restaurant, eine Internetecke (räumlich ein wenig abgeschirmt) und die offene Küche. Gleich am Anfang wurden wir beim Ausfüllen der Gästeformulare auf tropische Art und Weise begrüßt, indem ein kleiner neugieriger Tukan um unsere Füße herumhüpfte. Insgesamt befinden sich ca. 15 – 20 Hütten auf dem Gelände verteilt, die vom Hauptgebäude über befestigte Wege zu erreichen sind. Diese sind die Unterkünfte der Gäste. Auf dem Weg zu unserer Hütte gingen wir an einem Kaimangehege vorbei, dessen Bewohner trotz Bewegungsmangel kein ausgestopftes Tier ist. Da das gesamte Orinoco-Delta nur per Boot zu erreichen ist und der Boden sehr sumpfig und weich ist, ist jeder Bau einer Lodge in diesem Gebiet eine architektonische und statische Meisterleistung. Hier müssen sehr viele Baumstämme in den Boden gerammt als Stützpfeiler dienen. Hinzu kommt, dass das gesamte Baumaterial mit Booten einige hundert Kilometer zu den ausgewiesenen Gebieten befördert werden musste. Wer eine Tour in das Orinico-Delta bucht, verbringt mindestens zwei Tage (1 Übernachtung) in diesem Gebiet. Es gibt auch 3- oder 4-Tagestouren zu buchen, diese aber wohl eher individuell vom Festland aus als von der Isla Margarita. Wer individuell bucht, kann das Glück haben, nicht einer größeren Gruppe zugeordnet zu werden. Mit viel Glück – so wie in unserem Fall – bekommt man ein großes Boot inklusive Führer für sich alleine. Die Touren sind inklusive Unterkunft und Vollpension. Die Gäste sind im unterschiedlichsten Alter, von 20 Jahren bis über 60 Jahre ist alles drin. Als wir dort waren, waren wir die einzigen Deutschen. Nach uns checkten 32 Polen ein, die alle in einem Boot wie die Sardinen in einer Büchse saßen, während wir ein Boot derselben Größe für uns alleine hatten. Wenn Deutsche absteigen, dann zu 90 % Urlauber von der Isla Margarita. Diese bleiben in der Regel nur eine Nacht in der Lodge Wer in das Orinoco-Delta fährt, bekommt eine sagenhafte Tier- und Pflanzenwelt präsentiert, die nachhaltig einen großen Eindruck hinterlässt. Aber jeder muss sich im Klaren sein, dass es sich bei dem Aufenthalt um keinen All-inclusive-Urlaub mit allem Komfort und Luxus handelt. Es ist ein Erlebnis- und kein Erholungsurlaub. Zum Faulenzen gibt es keine Gelegenheit, wäre auch eine sträfliche Zeitverschwendung. Eine gute Vorbereitung und Ausrüstung ist das Nonplusultra bei einer solchen Tour. Hier wird nicht auf Schönheit, sondern auf Funktionalität geachtet (für Schönheit sorgt die Wildnis). Unbedingt sollte feste Baumwollkleidung mitgenommen werden. Abends wird es frischer, so dass eine lange Hose einzupacken ist. Ein sehr gutes Insektenschutzmittel ist auf alle Fälle ratsam, aber: Die Orinoco-Mücken sind sehr resistent, so dass die Schutzsprays aus Deutschland – egal ob biologisch oder chemisch – völlig wirkungslos sind. Hier hilft nur die einheimische Chemiekeule, also vorher entweder „OFF“ oder „AVISPA“ kaufen, egal wo!! Unverzichtbar ist ein sehr gutes Sonnenschutzmittel mit einem sehr hohen Lichtschutzfaktor. Das Orinoco-Delta befindet sich auf den 9. Breitengrad, das heißt, die Sonnenstrahlen prallen mit einer immensen Intensität auf die Erde. Hier ist Vorsicht geboten, denn der angenehme Fahrtwind kann sehr täuschen und wirkt eher wie ein Brennglas, so dass innerhalb von 30 Minuten jede ungeschützte Hautpartie krebsrot ist. Eine Mütze oder ein Hut sollte immer auf dem Kopf sein. Egal ob Regenzeit oder Trockenzeit, eine sehr gute Regenjacke ist immer mitzunehmen, denn das Wetter kann sich sehr schnell ändern. Auch bei strahlendem Sonnenschein empfiehlt es sich, die Regenjacke dann mitzunehmen, wenn eine kleine Wanderung durch die Wildnis unternommen wird. Hier dient die Regenjacke zum Schutz gegen die erbarmungslosen Moskitos. Bei der Wanderung bekommt man Gummistiefel zur Verfügung gestellt. Hier sollte man sich so viel wie möglich einpacken (lange Hose, Regenjacke mit vielen Verschlüssen und Kapuze) und sich gut einsprühen. Am besten ist es, die Klamotten vor der Fahrt mit einem Insektenimprägnierspray einzusprühen, denn die Biester sind auch in der Lage, durch die Hosen zu pieken. Wer eine Taschenlampe dabei hat, ist auch im Vorteil, da ab 23: 00 alles stockfinster ist. Daher ist auch dringend davon abzuraten, nach Einbruch der Dunkelheit das Gelände zu verlassen. Man kann sich in der Wildnis sehr schnell verlaufen und die Gefahren aufgrund des sumpfigen Geländes und der Schlangen und Kaimane sind unberechenbar. In der Lodge befindet sich ein Kasten mit einem Schlitz. Es handelt sich dabei um eine Spendenbox zur Finanzierung der Schule für die Warao-Indianer. Jede für europäische Verhältnisse noch so kleine Spende hilft der hiesigen Bildung enorm. Auch trägt man zum Lebensunterhalt der Warao-Indianern bei, indem man eine der selbst geschnitzten Balsaholztierchen oder selbst gebastelten Kettchen kauft. Es sind nur ein paar Euro, die im Delta aber viel ausmachen. Wer irgendwelche alte Kleidung nicht mehr benötigt, findet dort in der Regel dankbare Abnehmer (dankbarer als manche karitative Einrichtung in Deutschland). Auch mit Gummibärchen kann man im gesamten Land den Leuten eine Freude machen.
Die Zimmer sind besonders erwähnenswert, denn wie gesagt, es ist eine bauliche und logistische Meisterleistung, die Anlage auf dem sumpfigen Boden stabil aufzubauen und die Zimmer mitten in der Wildnis so einzurichten, dass auch ein wenig Komfort vorhanden ist. Die Zimmer sind Hütten von etwa 20 m², die auf Stelzen am Ufer des Kanals erbaut wurden. In der Landessprache heißen sie palafitos. Dabei besteht ein solcher palafito aus einem Holzboden, Pfosten und einem Palmendach. Statt Wände wurden rund um den palafito hervorragende Moskitonetze gespannt. Keine Sorge: Rundherum in Zimmer sind auch Gardinen angebracht worden, so dass die Intimsphäre gewahrt wird. Die Vorhänge werden dabei kaum benötigt, denn erstens gibt es keine Nachbarn, die glotzen können (außer vielleicht Fledermäuse, Affen, Kaimane und Papageie) und zweitens gibt es ab 23: 00 keinen Strom mehr, so dass außer zwei Kerzen kein weiteres Licht vorhanden ist. Romantik ist also auch gewährleistet. Wichtig: Auch ein eigenes Minibad gehört zum palafito, dieses ist mit Holzwänden vom Schlafbereich abgetrennt. Es handelt sich dabei um eine Dusche-Klo-Kombination, aber für maximal drei Übernachtungen ist das völlig ausreichend. Wir hatten Glück gehabt und bekamen ein palafito direkt am Kanal. Das Beste an diesen Hüttchen ist die Aussicht auf das Wasser und den gegenüberliegenden Dschungel. So hatten wir mit unseren Betten einen Logenplatz für das morgendliche Treiben in der Wildnis. Einfach den Vorhang beiseite geschoben und schon sah man die Wasserpflanzen, die wie grüne Teppiche aussahen, vorbeischwimmen, sah die Papageien mit viel Radau losfliegen, hörte das Grollen der Brüllaffen und beobachtete wie sich Fledermäuse an die Moskitonetze zum Schlafen hingen (keine Angst, die Netze sind stark genug gespannt und es gibt keine Löcher, so dass kein Tierchen in die Hütte hinein fliegen kann). Das ist ein unbezahlbares Schauspiel, das jeden Morgen um 5: 30 beginnt. Ein Wecker muss also nicht mitgenommen werden. Die Zimmer werden pünktlich gereinigt, wann, konnte uns herzlich egal sein, da wir das Zimmer nur zum Umziehen, Duschen und Schlafen nutzten.
Der Aufenthalt ist inklusive Vollpension, nur die Getränke müssen extra bezahlt werden. Dabei gibt es in der Lodge kein klassisches Restaurant, sondern nur einen Speiseraum im Hauptgebäude. Es handelt sich dabei weder um ein Buffet- noch um ein À la carte – Restaurant. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Dabei wird ein Drei-Gänge-Menü serviert, bestehend aus einer Suppe, einem Fischgericht und Früchten. Die Fische sind frisch gefangen. Der Koch spricht die Gäste nach deren Ankunft an, um herauszufinden, ob sie Vegetarier sind oder sonstige Abneigungen gegen einige Gerichte haben. Dabei macht der Koch aus jeder Situation das Beste. Wenn man bedenkt, dass bis auf den Fisch alle Lebensmittel hunderte von Kilometern über die Kanäle mit Booten transportiert werden müssen, ist es schon eine Meisterleistung, ein Menü auf die Beine zu stellen, die den meisten Anforderungen gerecht ist. Wer partout kein Fisch mag, bei dem bemüht sich der Koch nach bestem Wissen und Können, eine Alternative zu finden. Das Frühstück ist überwiegend landestypisch. So gibt es z. B. perico, das sind Rühreier mit Zwiebeln, Tomaten, Paprika und Koriander. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, die venezolanische Küche zu kosten, denn es gibt auch arepas – gebackene oder gebratene Maisfladen, die als Brotersatz dienen – und pabellón – Reis, schwarze Bohnen und gebackene Bananen. Wer auch dieses verschmäht, bekommt auch Brot mit Käse und Marmelade, irgendetwas findet sich immer, aber es empfiehlt sich sehr, offen für die hiesige Kost zu sein, sie ist sehr schmackhaft und nahrhaft. Es gibt auch frisches Obst wie z. B. Wassermelone oder Papaya. Je nachdem wie lange die Touren dauern, kommen die Gruppen auch zum Mittagessen in die Lodge. Wer wie wir eine ganztägige Tour zur Atlantikküste und zu den Warao-Indianern unternimmt, nimmt sein Mittagessen in der Atlantik-Lodge ein. Je nach Tagesfang und Glück bekommt man sogar leckere Krabben! Wohlgemerkt: Es steht niemand hungrig vom Tisch auf! Preise für Getränke: Ein Bier (0, 3 l) kostet etwa EUR 2, 00 – 2, 50, ein Softdrink ca. EUR 2, 00 und ein Cocktail / Longdrink zwischen EUR 5, 00 und EUR 8, 00. Die bestellten Getränke werden vom Barkeeper unter der entsprechenden Zimmernummer angeschrieben. Beim Auschecken wird die Rechnung bezahlt, also merken, wie viel man verzehrt hat.
Die Angestellten des Hotels sind im Durchschnitt 35 Jahre alt und kommen aus vielen Ländern. So ist der Mann an der Rezeption / Bar ein Franzose, der Koch ist zur Hälfte Spanier, der Besitzer der Lodge stammt aus Palästina (zumindest die Vorfahren). Die Guides sind aus der Gegend. Man kann sein Anliegen also auf Spanisch, Englisch und Französisch vortragen. Hier läuft das Leben entspannt ab, alle sind sehr freundlich und kompetent. Besonders kompetent war vor allem unserer Guide, der uns optimal in die Fauna und Flora der Gegend sowie in die Lebensweise der Warao-Indianer eingeführt hat. Nun ist zu sagen, dass diejenigen, die gut Spanisch können, eindeutig im Vorteil sind. So kann das Wissen über das Delta natürlich ausführlicher und fundierter vorgetragen werden. Im Grunde genommen brauchten wir uns um nichts zu kümmern, der Guide, der uns den ganzen Tag zur Verfügung stand, schlug einige Routen vor und fragte uns auch, was wir speziell sehen wollten und stimmte die Tour mit uns am Abend vorher ab. Über spontane Änderungen wurden wir rechtzeitig informiert.
Das Hotel liegt mitten im Delta, einem Seitenkanal des Caño Mánamo. Die Gäste werden mit Booten entweder von Tucupita oder von Boca de Urracoa abgeholt. Beide Städte befinden sich in am Anfang des Deltas und verfügen über sehr wenige Strassen. Von den Anlegestellen fährt man fast zwei Stunden über Kanäle und Seitenarme zur Lodge, die einen sehr einladenden Eindruck macht. Wer eine Tour ins Orinoco-Delta bucht, muss sich im darüber im Klaren sein, die „Zivilisation“ zu verlassen und sich in die absolute Wildnis zu begeben. Sobald die Touren für den Tag beendet sind – das ist kurz nach Sonnenuntergang – wird man zur Lodge gebracht.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Wie schon erwähnt: Es gibt einen Internetzugang. Für Unterhaltung sorgt vor allem Pancho, ein zahmer Tapir, der nach Sonnenuntergang in das Hauptgebäude hineingetrappelt kommt und stets die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich zieht. Man kann ihn streicheln und fotografieren. Dabei schnauft er immer ein wenig unter ständigem Heben und Senken seines feuchten Rüssels. Der kleine Tukan tut auch sein übriges. Beide Tiere sind mitunter unterhaltsamer als manche Animateure in den All-inclusive-Anlagen. Ansonsten wird um 23: 00 der Kompressor, der für die Stromversorgung zuständig ist, ausgeschaltet. Wer aber den ganzen Tag im Boot war, hat schon Unterhaltung in Hülle und Fülle gehabt und ist in der Regel auch geschafft von den vielen Eindrücken und dem vielen Sitzen im Boot. In der Lodge geht es nach Sonnenuntergang nur noch darum, sich zu duschen, zu essen und sich ein oder zwei Drinks zu genehmigen, um dann ins Bett zu fallen, denn der Tag beginnt hier vor 6: 00 Uhr morgens.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im November 2006 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Andrea |
Alter: | 36-40 |
Bewertungen: | 16 |