- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr schlecht
Nicht überall, wo Palast drauf steht, ist auch Palast drin! Und das, obwohl der Palanpur Palace, der ehemalige Sommersitz des Maharadschas von Palanpur, sogar zur Heritage Gruppe gehört. Der alte Kasten wurde ca. 1935 gebaut und seitdem wurde offenbar nichts mehr daran gemacht. Die Sauberkeit war unterdurchschnittlich, selbst für indische Verhältnisse. Ein Wort zu Mount Abu: Radschasthan ist ja bekanntlich ein Wüstenstaat, hat aber mit Mount Abu einen "Kurort" im Gebirge, der am besten mit Auto und Fahrer zu erreichen ist. Obwohl keiner meiner Bekannten je dort war, wollte ich mir diesen Ort ansehen, gilt er doch laut diversen Reiseführern als Erholungsort der indischen High Society. Es geht eine schöne Serpentinenstraße mit Blick auf eine kleinen See hinauf. Affen turnen auf den Bäumen herum und spazieren über die Straße. Außerdem wollte ich den Dilwaratempel besichtigen. Trotzdem: ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich wohlhabende Inder ausgerechnet hier erholen wollen. Außer dem sehr schönen Dilwaratempel der Jainreligion (ab 13 Uhr für Nichtjains geöffnet) hat mich hier nichts vom Hocker gerissen. Nun zu dem "Palast": Ich kann von Mount Abu im Allgemeinen und dem Palanpur im Besonderen nur abraten! Wer den Dilwaratempel besuchen will, sollte das nachmittags tun und dann weiterreisen oder sich ein billiges Zimmer in Ortsmitte nehmen. Das Hotel ist eine Frechheit!
Das Zimmer hat seine besten Tage eindeutig schon längst hinter sich. Ein halbwegs geräumiges Zimmer mit angegrauten Bettlaken, TV und Telefon, Extratür zu einer Riesenterrasse für je zwei Zimmer, Bad mit "ferngesteuertem" Thermostat,d.h. bei Badbenutzungswunsch mußte man die Rezeption anrufen und sie haben dann das warme Wasser angestellt. Sehr gewöhnungsbedürftig. Die Wanne war eklig vergraut und vergilbt gleichzeitig, also bestenfalls eine Dusche mit Badeschlappen! Das Bett war riesig und auch hier wieder das unpraktische Gezuppel mit Laken und Decke, aber das gibt es ja in vielen Hotels. Nervtötend! Die Terrasse war von einer dicken Staubschicht überzogen und bot einen Blick auf Slums, aus dem Nachbarzimmer kamen einmal die Kinder, die hier als Hotelboys arbeiten. Offenbar haben sie dort gespielt. Ich habe mich nur zum Rauchen auf die Schmuddelterrasse gestellt. Sobald ich die Terrassentür öffnete (bei der Dunkelheit im Zimmer durch winzige Fenster erforderlich), öffnete sich automatisch auch die VERSCHLOSSENE!!! Zimmertür. Grauenvoll. Von der Terrasse ging eine schmale Wendeltreppe ab, früher offenbar der Dienstboteneingang. Kurz gesagt: das Zimmer war eigentlich für jederman zugänglich. Ein unhaltbarer Zustand!
Es gab ein Restaurant , das einen gepflegten Eindruck machte. Die Kellnerjungen waren auch ausgebildete Kellner, das merkte man schon. Da ich der einzige Gast im Hotel war, war ich auch der einzige Gast im Restaurant und diente ganz offensichtlich der Langeweilebekämpfung der armen Jungens dort. Da Inder glauben, man könne allein nicht glücklich sein, schwatzte er und fragte und fragte, nur meinen Kontostand wollte er noch nicht wissen, fast kam ich nicht zum Essen. Um Mißverständnisse zu vermeiden: hier treffen kulturelle Unterschiede aufeinander, das ist eben in Indien so. Ich habe es aber vorgezogen, künftig im Zimmer oder in der Stadt zu essen. Ich wollte einfach meine Ruhe haben. Zumal diese Jungens hier meine Enkel hätten sein können. Das essen war wie fast überall auf meiner Reise gut! Daher 3 Sonnen. Auch die Art, WIE serviert wurde, zeigte Hotellerieausbildung.
Die Rezeptionistin sprach sehr gut Englisch, war zweifelsohne an einer Hotelschule ausgebildet worden und sofern kein Kollege zwecks Plausch anwesend war, war sie sehr hilfsbereit und nett. Beim Einchecken stellte ich fest, dass in meinem Zimmer die Wolldecke fehlte (nur BW-Laken, aber dafür war es nachts zu kalt). Beim in die Stadtgehen teilte ich das an der Rezeption mit und bat darum, mir noch eine Decke ins Zimmer zu legen. Naiv genug glaubte ich, dass dies bei meiner Rückkehr geschehen sei. Mitnichten! Also wieder vor an die Rezeption und darum gebeten. Sie beauftragte eine Jungen damit. Mir schwante nichts Gutes und ich bot mich an, die Decke selber mitzunehmen, worauf man aber nicht eingehen wollte. Na gut. Der Junge quälte sich an die 15-20 Minuten damit herum, auf einem Kingsizebett eine einfache Wolldecke deckungsgleich auf ein Baumwollaken zu legen. Es nahm und nahm kein Ende. Hier nochmal geruckelt, dort nochmal gezuckelt, nochmal um das Riesenbett gegangen und dann nochmals nach links gezogen, nochmal nach rechts herum, nach unten und nach oben, und nochmals daran gezogen und so sollte es weitergehen. Nach ca. 20 oder auch 25 Minuten habe ich mehrfach gedankt, aber der Junge sprach vielleicht kein Englisch, ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich ihn dann sanft an den Schultern nach außen geschoben. Fast tat er mir leid.
Wer Lust hat, ca. 25 -30 Minuten bis in den Ort zu laufen (hinunter und dann wieder bergan) über schmuddelige Straßen, der wird an der Lage nichts auszusetzen haben. Mir war es zu weit, ich bin lieber im Geschehen. Hinter dem Hotel begann eine Art Slumgegend, auf die ich von meiner Terrasse aus blicken konnte.
Beliebte Aktivitäten
- Geschäftsreise
Gab es alles nicht, von mir aber auch nicht gesucht.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im November 2003 |
Reisegrund: | Arbeit |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Maria |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 125 |