Hotel Relais Leon d'Oro

Das Hotel befindet sich auf einem riesengroßen Grundstück mit Swimmingpool und anderen Einrichtungen und ist im Landhausstil gehalten. Bei der Anfahrt mit dem Auto ist der erste Eindruck sehr positiv. Alleine das zweiflüglige Einfahrtstor mit der Kiesauffahrt und den dahinter befindlichen Carports -- das macht schon was her! Wir hatten zwei Übernachtungen mit Frühstück und zwei Abendessen gebucht. Dass damit ein Abendessen für zwei Personen an einem der beiden Abende gemeint war, hatten wir vorher schon bei HolidayCheck gelesen und waren demzufolge nicht überrascht. Für ein Hotel, das außerhalb von Venedig mitten auf dem Land liegt und (jedenfalls für unser Zimmer) einen regulären Preis von 128 Euro pro Übernachtung/Frühstück für zwei Personen im DZ verlangt, ist das Angebot nicht akzeptabel. Das sehr schön gelegene Grundstück und die außerordentlich bemühte Chefin können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis alles andere als in Ordnung ist.

Unser Zimmer war zwar sauber und das Bad ohne Schimmel, aber es haperte an grundlegenden Dingen, wie teilweise schon unter Service (s.o.) erwähnt. Der Gebäudeteil, in dem wir untergebracht waren, schien schon etwas älter zu sein, aber das ist noch lange kein Grund, ein Bett aus den 50er-Jahren mit einer Sitzhöhe von etwa einem Meter in das Zimmer zu stellen. So etwas habe ich zum letzten Mal bei meinen Großeltern gesehen. Die geschlossenen Fensterläden helfen nicht gegen den Lärm von der nahen Autobahn. Und wenn man im Sommer auch noch die Fenster schließt, muss man wegen der Hitze nachts die Klimaanlage einschalten und hat damit den gleichen Lärm wie mit der Autobahn. Kein Schreibpapier, kein Schreibstift befinden sich im Zimmer. Kein Radio (obwohl im Internetangebot aufgeführt), somit auch kein Radiowecker. Als Alternative bietet sich neben dem eigenen Handy nur das Hoteltelefon an. Beim Fernsehen kann man zwar zwischen mehr als 100 Satellitenprogrammen wählen, aber nur ZDF und RTL sind auf deutsch, und auch mit dem TV-Gerät kann man keinen Radiosender empfangen. Kein Trinkglas im Zimmer, um den spärlichen Inhalt der Minibar (Cola, Limo, Wasser, eine Packung Kekse, aber weder Bier noch sonstige Alkoholika) zu genießen. Im Badezimmer keines der üblichen Päckchen (Body Lotion, Shampoo etc). Keine Seife am Waschbecken, nur ein Seifenspender unter der Dusche. Der einzige Zahnputzbecher (aus Plastik statt aus Glas, sehr unhygienisch!) erwirkte den Eindruck, als hätten sich Generationen von Zahnbelägen darin abgelagert. Kein Föhn (obwohl im Internetangebot aufgeführt). Die Halterung für den Duschkopf konnte nicht arretiert werden, also musste man ihn mit einer Hand halten und mit der anderen den Schaum aus den Haaren waschen. Immerhin befand sich in der Toilette ein Bidet.

Das Frühstücks"buffet" bekam von uns die Note 5. Neben dem kontinentalen Frühstück (Butter, Marmelade, Honig, Brot und Brötchen in geringer Auswahl) lediglich eine Sorte Schinken, eine Sorte Salami, zwei Sorten Käse, Müsli und am zweiten Tag eine Auswahl von Kuchen. Dazu rohe Eier zum Selberkochen. Kaffee und heißes Wasser kommen aus dem gleichen Automat, was dazu führt, dass man als Teetrinker mit einem bräunlichen Wasser mit leichtem Espressogeschmack vorlieb nehmen muss. Das Abendessen, ein 4-Gänge-Menü, war ausgezeichnet. Wir hatten zwar im Internet von anderen Gästen gelesen, welche damit nicht zufrieden waren, aber vielleicht hatten wir einfach Glück, oder sie haben den Koch gewechselt. Zu bemängeln ist allerdings die Formulierung, bei zwei Übernachtungen im Doppelzimmer gäbe es zwei Abendessen. Für einen unbedarften Reisenden entsteht dadurch natürlich der Eindruck, jeder der beiden Hotelgäste bekäme an jedem Abend ein Abendessen. Für uns, wie gesagt, kein Problem, aber das sollte unbedingt geändert werden, weil es einen sehr schlechten Eindruck hinterlässt.

Die Angestellten waren sehr freundlich und umsichtig, vom Kellner bis zur Chefin(?). Diese Dame kann sich nach eigener Aussage in fünf Sprachen verständigen (neben italienisch auch in deutsch, englisch, französisch und spanisch), wobei wir ihr ein perfektes, beinahe akzentfreies Deutsch bestätigen können. Beim einzigen Abendessen gab es offiziell nur eine vorgegebene Speisenfolge, aber auf Nachfrage wurden uns von besagter Dame sofort Alternativen angeboten. Auch alle anderen Fragen und Wünsche wurden zu unserer vollsten Zufriedenheit beantwortet und erfüllt. Allerdings fand sich im Zimmer kein schriftlicher Willkommensgruß mit den üblichen Informationen, wie etwa Einrichtungen des Hotels, Verkehrsverbindungen usw. So wird einem z.B. nicht mitgeteilt, dass man die Fliegengitter nach oben schieben kann, um die Fensterläden zu schließen. Offensichtlich hatte das auch schon lange niemand mehr gemacht, denn beim Öffnen rieselte uns der Dreck von oben ins Gesicht. Auch auf den Limousinenservice wurden wir nicht aufmerksam gemacht.

Wir hatten dieses Hotel ausgesucht, da wir Venedig besuchen wollten, und demzufolge stellten wir auch an die Lage keine großen Ansprüche. Die nahe Autobahn empfanden wir in der Nacht jedoch als störend, wenn auch erträglich. Es gibt im Umkreis von wenigen Kilometern einige Möglichkeiten, gut zu essen. Wenn man mit dem Zug nach Venedig will: Der Bahnhof mag vielleicht nur einen Kilometer entfernt sein -- es fühlt sich viel weiter an, besonders bei der Rückkehr nach sechs Stunden Fußmarsch in Venedig. Einen Limousinenservice haben wir zwar am zweiten Tag einmal gesehen, aber er wurde uns nicht angeboten, weder mündlich noch schriftlich.

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