- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Das Hotel ist echt eine Besonderheit und weicht von fast allen typischen Hotels ab. Man betritt es durch einen unscheinbaren Eingang unter zahlreichen Wohnbauten. Dahinter verbirgt sich ein Stadtpalast, in der Tat wie aus 1001 Nacht. Zunächst betritt man einen ersten Hof, der reich verziert und geschmückt ist, mit vielen Ornamenten und orientalischen Stuckaturen versehen sowie einem aus blau-weißen Kacheln bedeckten Boden. Dort befindet sich in der Mitte ein Swimmingpool, was ich irgendwie seltsam fand, da der Pool somit quasi in der Hotellobby lag. Um den Pool herum waren sowohl Sessel und Divane als auch kleine Tischchen sowie Tische mit Stühlen, auf denen man ein Essen einnehmen konnte. Zudem gab es um den Pool-Hof herum Nischen, in denen ebenfalls Polstermöbel und Sofas waren, auf denen man chillen kann. Der Raum ist eigentlich nach oben offen, also kein Raum sondern ein Innenhof. Das Hotel hat das Dach aber mit einer provisorisch anmutenden Konstruktion abgedeckt, die auch aufschiebbar war. Es gab keine Rezeption, sondern ein Mitarbeiter, offenbar der Manager des Hotels, saß bei meiner Ankunft auf einem der Sessel am Pool. Auch der zweite Hof ist eigentlich offen, aber konkret mit einer Metall-Konststoff-Konstruktion abgedeckt. In ihm standen ebenfalls zahlreiche Sessel und kleine Tischchen und es wuchs darin ein Baum. In der Mitte gab es einen sehr schönen Springbrunnen aus Marmor. Es flogen Spatzen in den Höfen herum. Im gesamten Gebäude waren zur Zierde zahlreiche Versteinerungen ausgestellt. Von den Innehöfen führten zahlreiche enge kleine Treppen in die insgesamt drei Etagen wobei diese nicht regelmäßig angeordnet waren sondern sich auch auf Zwischengeschossen Räumlichkeiten befanden. Das Ganze machte einen etwas verwinkelten Eindruck, war auch gleichzeitig Charme hatte. Die Gäste waren überwiegend Franzosen. Man nahm sie kaum wahr, sie waren sehr ruhig. Insgesamt ausgefallen aber es fehlten typische Hotel-Annehmlichkeiten.
Mein Zimmer befand sich im obersten Stockwerk und war über eine schmale enge, mit weiß-blauem Schachbrettmuster versehene, Treppe erreichbar. Einen Aufzug gab es natürlich nicht, er hätte auch das Gesamtensemble zerstört. Für den Hotelangestellten – und bei Abreise für mich – war es aber durchaus mühselig, meinen 20-kg-Koffer die enge, sich windende, Treppe hinauf in das Zimmer – und wieder zurück – zu schaffen. Praktikabilität leidet hier unter Schönheit. Das Zimmer war seinerseits nicht eben sondern auch innerhalb des Zimmers befanden sich Stufen und Treppen. Man betrat es durch eine Holztür und befand sich nach einer Stufe in einem Vorraum mit Kleiderschrank und Minibar. Stufenlos geradeaus kam man ins Bad mit einer Badewanne aus Kunststoff mit einigen Abnutzungsspuren, einem Waschbecken aus Messing, WC, Haarfön, zahlreichen Pflegeprodukten. Es war alles da. Das Bad war auch wie aus 1001 Nacht. Es war, wie der Entrée, mit weiß-grünen länglichen Fliesen in einem Schachtelmuster gefliest, ansonsten mit kleinteiligen gelb-grauen Wandkacheln ausgekleidet, auch der Waschtisch. An der Wand hing ein massiver Messingspiegel, auch Handtuchhalter und Klopapierhalter waren aus Messing. Es gab im ganzen Hotel zahlreiche Messingleuchten. Als Türstopper und Abfalleimer diente ein hohes schlankes Kupfergefäß. Es war allerdings nicht geleert, als ich ankam. Das Bad hatte zwei kleine Außenfenster zur Gasse hin, die man öffnen konnte. Die Armaturen im Bad waren rustikale Mischarmaturen. Es dauerte sehr lange bis das Wasser in der Dusche warm wurde, im Waschbecken wurde es überhaupt nicht warm. Über fünf weitere Treppenstufen gelangte man um ein Eck vom Vorraum in den eigentlichen Schlafraum. Eine Tür gab es nicht, was morgens störend war, weil Lichteinfall vom Vorraum erfolgte. Der Schlafraum und die im Zimmer liegende Treppe waren mit einem harten grauen Steinboden versehen. Vorsicht mit Zerbrechlichem, wie Uhren, Smartphones, E-Readers u.ä., mir ist leider meine Uhr auf den harten Steinboden gefallen, wodurch das Uhrwerk kaputt ging. Es gibt im Zimmer einen kleinen Teppich, darauf ein kleines Tischchen, daneben zwei Sessel aus Holz mit schwarzer Ledersitzfläche und –lehnenpolster. Zudem eine kleine Kommode, mit zahlreichen Schnitzereien und einer zusätzlichen Decke darin sowie ein Orient-Beistelltisch, aufwendig geschmückt und verziehrt. An der Stirnseite des Zimmers hatte es ein in die Wand eingestelltes Holzregal mit einem Fernseher und DVD-Player. Der Schlafraum hatte eine Holzdecke, darunter eine Zierleiste mit Stuckornamenten. Es gab zahlreiche Lichtschalter und europoäisch genormte Steckdosen. Unangenehm waren zwei Notlichter im Zimmer, die sich auch nachts nicht abschalten ließen. Das Zimmer hatte keine Heizung und war nachts und morgens empfindlich kalt. Es hatte eine Klimaanlage. Die Fenster waren suboptimal: sie ließen sich nicht dicht schließen, waren vielmehr recht rustikale kleine Holzfenster. Sie wiesen in den zweiten Innenhof. Ich hatte daher vom Schlafraum aus kein echtes Außenfenster. Die Fenster ließen sich zum Innenraum hin öffnen, schloß man sie, fielen allerdings automatisch Innenrollos aus Stoff herunter und verdunkelten den Raum auch tagsüber. Diese konnte man nicht heraufrollen; die entsprechende Mechanik funktionierte nicht. Weitere Rolläden oder Fensterläden hatten die Fenster im Zimmer nicht. Das Bett war bestand aus zwei Matrazen, die mit einem Leintuch verbunden waren, was ich zum Schlafen nicht so ganz bequem empfand. Zudem gab es keine Zudecke auf dem Bett, nur ein weiteres Laken. Ich mußte eine zusätzliche Wolldecke aus dem Kommödchen nutzen. Im Zimmer hörte man Geräusche aus den beiden Innenhöfen. Bis spät in die Nacht spielte ein Leierspieler. Ich habe mäßig, jedenfalls nicht sehr lange, in dem Zimmer geschlafen. Das WLAN im Zimmer funktionierte gut. Das Zimmer hatte kein Telephon.
Das Restaurant bietet Menüs aus dem Orient an. Man sitzt in den Nischen um den Pool herum an niedrigen Tischen auf Sofas oder Sesseln „wie ein Prinz“. Im Essbereich war es recht kalt. Der Manager warf die Klimaanlage an, auch hier in Ermangelung einer Heizung. Es wurde daraufhin etwas wärmer. Zunächst war die Atmosphäre sehr romantisch: eine Kerze auf meinem Tisch blickte ich auf den Pool und die gegenüberliegende Nische, wo Feuer in einem offenen Kamin brannte. Als dann weitere Gäste hinzustießen - die Nische enthielt drei Tische - wurde ein grelles Licht in meiner Nische angemacht, das die Romantik zerstörte. Es fehlt eine gedämpfte Beleuchtung in den Nischen. Auch die Preise im Restaurant sind gesalzen. Für mein Drei-Gang-Menü bestehend aus Mezze, einer Lammschulter und einem kleinen süßen marokkanischen Nachtisch habe ich 420 Dinar, rund 38 Euro bezahlt, für hieisige Verhältnisse sehr viel Geld, auch verglichen damit, was man sonst so in der Stadt bezahlt. Hierbei war bei der Lammschulter noch nicht einmal eine Beilage dabei. Die Lammschulter war gut aber nicht sehr reichhaltig. Die Mezzes waren auch nichts Besonderes. Die im Preis inkludierten zwei Glas Wein erhielt ich auch nicht; ich erhielt nur ein Glas. Als ich das monierte behauptete der Manager, es sei nur ein Glas im Preis inbegriffen, er zeige es mir in der Karte. Die Karte brachte er nie, sonst hätte er ja zugeben müssen, daß zwei Gläser inbegriffen waren. Alles in allem ist das Restaurant Nepp und nicht zu empfehlen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Restaurants war, auch für europäische Verhältnisse, schlecht, erst recht für marokkanische. Das Frühstück fand ebenfalls in den Nischen um den ersten und zweiten Hof herum statt. Ich saß im ersten Hof, der morgens sehr kalt war, weil die Dachkonstruktion geöffnet war. Ich mußte mit zwei Jacken frühstücken. Es gab kein Frühstücksbuffet sondern es wurde Frühstück an den Tisch gebracht. Die Auswahl war recht übersichtlich: es gab nur ein wenig Baguette, Butter, Streichkäse und süßen Brotaufstrich, einen Joghurt sowie marokkanische Backwaren. Auf Wunsch wurde ein Omelette zubereitet. Der Nachbar erhielt Rührei, das ich auch lieber gehabt hätte aber nicht bekam. Es gab keinerlei Fleischprodukte, keine Wurst, keinen Schinken und auch kein Obst, nur einen frisch gepressten Saft. Es wurde mir unbestellt und ungefragt einfach Kaffee gebracht. Ich bestellte dann Tee.
Der Check-in erfolgte, wie gesagt, nicht in einer richtigen Lobby an einer Rezeption, sondern durch den am Pool sitzenden Mitarbeiter. Während des Check-in-Vorgangs wurde ich gebeten auf einem der Sessel im zweiten Innenhof Platz zu nehmen und bekam einen Minztee serviert. Die Bezahlung erfolgte beim Check-out. Dieser war recht kompliziert. Der Manager erklärte beim Check-out, daß das Kreditkartenlesegerät nicht funktioniere und leider alle Gäste bar zu bezahlen hätten. Ganz geglaubt habe ich ihm das nicht. Ich hatte den Eindruck, dieses Hotel akzeptiert einfach keine Kreditkarten. Ich mußte daher extra zum Geldautomaten laufen und den gesamten Rechnungsbetrag in bar abheben und so begleichen. Apropos Rechung: eine solche gab es auch nicht sondern nur einen Kassenzettel. Der Service des Personals war im übrigen gemischt. Während am ersten Tag alle sehr bemüht waren, ein Mitarbeiter gar auf der Straße an meinem Taxi erschien, als ich das Hotel suchte, der Manager sich ausgiebig mit mir unterhielt, waren am Tag der Abreise die Manager weitgehend absent und ließen nachgeordnetes Personal machen, das mit den Gästen augenscheinlich überfordert war. Sie machten Druck beim Check-out, verschwanden dann wieder in der Küche, wo ich sie mit anderen Gästen aufstöbern mußte, um abreisen zu können. Mitunter waren die Mitarbeiter morgens nicht ansprechbar. Beim Check-in wurde ein Reisepaß verlangt, keine Kreditkarte. Ein Mitarbeiter des Hotels begleitete mich mit einem Petit Taxi zu dem Platz, von dem aus Grand Taxis nach Sefrou fahren, einer Mittelstadt an den Füßen des Mittleren Atlas, zu der ein kleiner Ausflug durchaus lohnt, wenn man sonst schon alles in Fèz gesehen hat. Der Mitarbeiter war sehr hilfreich und organisierte mir ein Taxi. Allerdings war er auch ausfallend und duzte mich gege meinen Willen. Die Grand Taxis nehmen normalerweise sechs Personen mit, jeder zahlt für die Fahrt nach Sefrou 12 Dinar für die einfache Fahrt. Ich habe ein Taxi für mich alleine gemietet und daher 72 Dinar (umgerechnet rund EURO 6.50) für die einfache Fahrt bezahlt. Auch ansonsten standen die Mitarbeiter des Hotels in der Regel für Fragen und Wünsche zu meiner Verfügung, erklärten mir den Wellnessbereich und die Gastronomie.
Das Hotel liegt am Südrand der Medina in einer kleinen schmalen Gasse. Man vermutet dort gar kein Hotel. Ein Auto, namentlich Taxi, kann auch nicht bis direkt vor das Hotel fahren. Die Gasse ist Fußgängerzone. Tritt man aus der Gasse heraus, befindet man sich allerdings rasch auf einem großen Parkplatz, wo man Petit Taxis findet. Auch kann man vom Hotel aus in ca. 15 Minuten ins Herz der Medina laufen; ich habe es geschafft mich ohne Verlaufen zu recht zu finden.
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Neben dem Swimmingpool im ersten Hof gibt es, über eine Treppe erreichbar, in einem Zwischengeschoß einen Wellnessbereich mit Hammam, Sauna und Jacuzzi. Man muß dies jeweils vorher buchen. Das Hotel nimmt zusätzliches Entgelt, was ich für den Hammam, der mit Anwendungen erfolgt, angemessen fand. Hierfür fallen allerdings teils happige Preise von 400 bis 600 Dinar an (also 35 bis 50 Euro). Wer nur Jacuzzi will, ist mit 150 Dinar dabei, was auch schon viel ist. Wer nur sauniert, so wie ich es gemacht hat, zahlt immerhin 250 Dinar, also rund 20 Euro für die Finnsauna. Das fand ich gesalzen. Zudem war die Sauna nicht heiß, als ich sie benutzte. Es handelte sich im Grunde nur um ein Sanarium. Die Balken zeigten Abnutzungsspuren. Ich war alleine in der Sauna.
Infos zur Reise | |
---|---|
Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im April 2018 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
---|---|
Vorname: | David |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 672 |