Hotel Riad Honey

Einen Fernseher gibt es nicht im Zimmer, aber wer will in so einer Stadt fernsehen? Das Leben spielt sich zwischen den engen Gassen ab, durch die Mopeds knattern und voll beladene Esel traben. Abends, nachdem man Gewürze probiert und in den Souks gefeilscht hat und einem die Ohren surren vom Lärm und Staub der Stadt, pocht man an die Tür mit der Nummer 88. Es wird einem aufgetan, man tritt in die Kühle, atmet durch und weiß, man ist Zuhause und geborgen. Irgendwo sitzt Aladin und poliert seine Wunderlampe. Auf der Dachterasse streckt man sich aus, beobachtet Störche, die über den Himmel ziehen, hört das Lamm in der Nachbarschaft blöken, den Muezzin rufen und sonst nichts - als ob sich der Lärm nicht über die Schwelle traue. Youssuf serviert Tee und Gebäck oder vollmundigen Rotwein, Oliven und Brot. Und schon beschließt man, für heute Abend das Riad Honey nicht mehr zu verlassen und lieber hier zu zu essen. Danach führt man mit Lahcen, dem Manager, philosophische Gespräche über das Leben in Marokko und bespricht Pläne für die folgenden Tage: Lahcen führt einen in den hohen Atlas auf traumhafte Wanderungen und in die Wüste - ihn scheint hier jeder zu kennen. Er war es, der Imelda Wachter, einer österreichischen Künstlerin, geholfen hat, das Haus umzubauen. Er organisierte die Bauarbeiten, sie kümmerte sich um das Design, ließ Matratzen in Casablanca anfertigen und zeichnete von jedem Möbelstück einen Plan. Lahcens Frau Fatma und seine Tochter Fatima helfen mit. Irgendwann ist man müde, freut sich auf frische Bettwäsche, das gestickte Zeichen auf dem Kopfpolster und an der Wand für das Riad Honey heißt FRIEDEN. Der ist in diesem Haus zu spüren. Und die Nächte, obwohl mitten in der Medina, sind leiser als auf dem Land.

Beliebte Aktivitäten

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