- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Glückwunsch! Kokkari zählt zu den drei schönsten Orten im Mittelmeer, die ich in meinen 73 Lebensjahren kennengelernt habe. Ein romantische Hafenpartie, die Uferpromenade dicht gesäumt mit Tavernen und Bars. Und zwei romantische Strände. Die Pension Stella Bay (zu unterscheiden vom Hotel Stella Beach des gleichen Eigentümers) wird zurecht durchgehend außerordentlich gelobt. Aber pauschale Super-Duper-Beschreibungen verwischen leicht die Details. Ich möchte daher differenzieren. Wir haben bewusst ein kleines Haus gesucht, hier mit neun Zimmern, familiäre Atmosphäre; man kennt sich beim Frühstück und gibt sich Tipps. Das kleine Haus hat zwei Folgen: Die Zimmer und das Bad sind ziemlich klein. Es ist nicht zu eng, aber ein paar Zentimeter mehr wären schön. Ich würde aber nicht tauschen wollen mit einer 500-Betten-"Anlage", selbst wenn sie größere Zimmer bieten würde. In gewisser Weise scheinen die kleinen Zimmer ortsüblich zu sein. Das Frühstück bietet zwar ein Büffet mit einiger Auswahl, ist aber auf die Dauer etwas eintönig und langweilig. Der Orangensaft besteht aus einem verdünnten Konzentrat mit süßlichem Geschmack. Es besteht leider keinerlei Möglichkeit, die beiden Brotsorten zu toasten. Beides lösbare Probleme, die ich angesprochen habe. Wir waren Ende September da (kurz vor Saisonschluss); nach unserer Wahrnehmung vor allem Deutsche und vor allem Ehepaare zwischen 50 und 65; das mag in anderen Zeiten der Saison anders sein. Bei den Dingen, die ich kritisch angemerkt habe, muss man immer das Preisleistungsverhältnis beachten, und das war gewahrt. Die Preise im Ort empfanden wir als moderat (jedenfalls besser als in Berlin). Leider kamen wir erst in der zweiten Septemberhälfte. Da war es nicht mehr so richtig heiß (nie über 30 Grad), und es gab auch diesen kalten Meltemi-Nordwind, der mich immer nach einem Windschutz suchen ließ. Schade, aber dafür kann ja das Stella Bay nichts.
Die Zimmer sind - wie man so schön sagt - "zweckmäßig eingerichtet". Wir hätten nichts dagegen gehabt, wenn sie etwas großzügiger geschnitten gewesen wären. Jedenfalls war da kein Zentimeter zu verschenken. Schön war der Balkon mit Blick aufs Meer, mit Tisch und zwei Stühlen. Das haben wohl sämtliche Zimmer. Es ist keine Besonderheit des Stella Bay, dass wir im Bad mehr Ablagefläche und Haken vermisst haben. Da wir nie über 30 Grad hatten, brauchten wir nicht die (kostenpflichtige) Klimaanlage. Leider sprang der Kühlschrank oft nachts an, aber im Endeffekt konnten wir damit leben. Als wir einen zweitägigen Wettereinbruch hatten mit Mordsgewitter und heftigem Regen, bekam ich ohne weiteres eine richtig schöne Teddy-Bär-Zusatzdecke.
In der Pension selbst wird nur Frühstück - auf Wunsch - geboten; man kann sich auch selbst versorgen; der nächste Minimarkt ist zehn Minuten entfernt. Vor der Pension an der Straße liegt die Taverna Marina, die einen sehr guten Ruf hat. Wir haben am Ankunftstag um 16 Uhr dort gegessen, und so knusprige Spinattaschen habe ich nie wieder in Kokkari gegessen. Aber: Sie haben eine wunderbare Karte mit Spezialitäten, aber als wir nachfragten, waren sie gerade nicht auf dem Tageszettel. Die Taverna ist um diese Jahreszeit nur wenig besucht; wir haben nie mehr als sechs besetzte Tische gesehen. Der Hauptblick geht aufs Meer, aber davor schiebt sich leider ein Parkplatz. Wir sind daher stets in den Ort zum Essen gegangen, wo man direkt am absolut klaren Wasser sitzen kann und sich stets in angenehmer Gesellschaft befindet, in keiner Weise lärmig. Am Hafen ist es schön hell und gesellig. Es gibt auffällig viele Holländer und auch Schweizer (und sicher auch Österreicher, die wir Berliner nur schlecht von den Bayern unterscheiden können.) Also ein sehr angenehmes, ruhiges, kultiviertes Publikum. Und natürlich auch noch genug Griechen. Wir haben nur ganz selten Hauptgerichte gegessen (Fleisch und Fisch), sondern die vielen leckeren überbackenen Zwischengerichte, dazu eine Halbliterflasche Retsina. Im Schnitt haben wir etwas mehr als 20 Euro für zwei Personen ausgegeben, ganz selten mal 30 Euro.
Der Chef Dimitrios wird übereinstimmend als "mürrisch" beschrieben, was ich verstehen kann. Ich würde ihn aber eher wortkarg nennen, und auf keinen Fall ist er ein Charmeur. Aber er ist weder übellaunig noch ungefällig. Er ist halt ein knorriger Olivenbaum. Am besten spricht man mit ihm Englisch, obwohl er offenbar auch überraschend gut Deutsch versteht. Seine rechte Hand und vorrangig präsent ist Alexandra, eine Deutsche aus Bayern, die offenbar auch sehr gut griechisch spricht. Sie ist eine ehemalige OP-Schwester und nicht zu übertreffen, wenn es um Auskünfte und Ratschläge geht. Dass die Zimmer sauber gehalten werden, ist eigentlich selbstverständlich. (Das Klopapier könnte etwas dicker sein.)
Die Pension liegt gut 50 Meter abseits der Uferstraße, inmitten eines großen Gartens. Der Autoverkehr schläft um 21 Uhr ein, und morgens hat er uns Spätaufsteher nicht gestört. Auf dem Zugangswege prangen Bougainvillien. Da, wo der Zugang auf die Straße trifft, liegt die Taverne Marina. Jenseits der Straße zum Meer hin liegt grünes Gestrüpp und Schilf. Links davon liegt ein bekanntes Surf-Center, was auf Wellengang und Wind hinweist. Ende September war da aber nur geringer Betrieb. Die Pension Stella Bay liegt am westlichen Ortsrand, danach kommen nur noch ein paar kleine Hotels, die aber nicht nicht an der Straße, sondern hangaufwärts liegen. Dann kommen schon die berühmten Strände. Zum Lemonakiastrand sind es gefühlte fünf Minuten (von der Haustür zum Sonnenschirm aber zehn Minuten). Es ist ein Kieselstrand mit Kieseln mittlerer Größe (nicht jedermanns Sache). Es gibt zwei Tavernen, die auch Schirme verleihen. Dahinter kommt noch der ebenso gerühmte Tsadamou-Strand, der sich aber vom Lemonakia-Strand nur dadurch unterscheidet, dass alles doppelt ist: doppelt so lang, doppelt so breit, doppelt so langer Hinweg; für uns verzichtbar. In den Ort sind es gefühlte zehn Minuten, von Haustür aber zum Zentrum (Kirche, Bus- und Taxistation, einziger Geldautomat) tatsächlich zwanzig Minuten. Es gibt viele Shops, es gibt Bars, aber kein Nightlife. Im Ort gibt es einen Taxi-Einheitstarif: 4 Euro. Direkt vor der Taverne vor der Pension ist eine Bushaltestelle nach Samos-City, Fahrzeit knapp eine halbe Stunde, Ticket 1,50 Euro. Ausflug lohnenswert. Wir sind auch mit dem Schiff nach Patmos gefahren, hatten eine Insel-Rundfahrt und einen Taxi-Ausflug in das Bergdorf Vourliothis, mit dem schönsten Dorfplatz, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Am Platz liegen drei Tavernen. Etwas oberhalb liegt das Kloster Vrontiani.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Am Lemonakia-Strand konnte man zwei Sunbeds und einen Schirm für sechs Euro mieten, was wir im Vergleich zu anderen Orten recht preiswert fanden. Der Strand ist selbstverständlich sauber und aufgeräumt. Es gibt Tavernen, bei denen man die Sunbeds kostenlos benutzen kann, wenn man bei ihnen isst. Freizeitangebote gab es nicht, und wir haben sie auch nicht vermisst. Wir haben lieber insgesamt vier Ausflüge gemacht (siehe oben). Das Stella Bay hat keinen Pool; anderenfalls wären wir auch nicht hingefahren. Ein am Meer liegendes Hotel mit Pool empfinden wir als Perversion, zumal die Pools immer von "Anlagen" umgeben sind, die für uns etwas Zwanghaftes haben.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 2 Wochen im September 2014 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Ulrich |
Alter: | 71+ |
Bewertungen: | 5 |