Alle Bewertungen anzeigen
Peter (41-45)
DeutschlandAus Deutschland
Alleinreisend • Mai 2015 • 1-3 Tage • Stadt
Ausführlich: In Ordnung, aber keine Sensation
4,5 / 6

Allgemein
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    Eher gut

Das unmittelbar an der Golfküste gelegene Biloxi (rund 45.000 Einwohner) ist nicht nur Schauplatz des John-Grisham-Bestsellers "The Runaway Jury", sondern auch Heimat von etwa zehn Casinos, darunter einige 1.000-Zimmer-Casino-Hotels, die ein wenig an Las Vegas erinnern sollen. Eines davon ist das IP Casino Resort Spa, das vor dem verheerenden Hurrikan "Katrina" (2005) als "Imperial Palace" firmierte. Der rund dreißigstöckige Tower mit seinen knapp 1.100 Zimmern ist architektonisch sicherlich eines der Wahrzeichen Biloxis und das bestimmende Bauwerk der sogenannten Back Bay. Nach "Katrina" musste auch das IP Casino für etwa vier Monate geschlossen werden. Hier und da habe ich gelesen, dass das Hotel damals vollständig um- und neugestaltet worden sei, aber das dürfte vorangig für die unteren Etagen (Einbau eines Spa's, zusätzliche Restaurants, neue Gaming-Angebote) gelten. Die oberen Etagen - ich habe im 26. Stock gewohnt - sind zwar tadellos sauber, wirken aber schon etwas abgewohnt und haben zudem den Charme vergangener Zeit: Beispielsweise findet man hier die in amerikanischen Thrillerrn gern beschriebenen Türen, die - weil es zwischen Rahmen und Tür einen deutlich sichtbaren Spalt gibt - mit einer dazwischen geschobenen Kreditkarte geöffnet werden können. Auch die Badarmaturen, Lampen und weitere Teile der Zimmereinrichtung haben Retro-Charakter. Die Lobby des IP Casino weist sicher nicht die Pracht und Üppigkeit ihres Pendants im Beau Rivage auf, zumal sie ein wenig schlauchartig wirkt, hat mir aber dennoch recht gut gefallen. Aufgrund der Größe des Hotels und der Vielzahl der Zimmer herrscht in der Lobby des IP oft eine etwas quirlige, bahnhofsartige, aber nicht unangenehme Atmosphäre, weil immerzu Gäste ein- und auschecken, sich vor der Rezeption Schlangen bilden und Leute mit Sack und Pack auf irgendwen oder irgendwas warten. Die Gäste sind nach meiner Wahrnehmung in erster Linie Amerikaner aller Altersklassen - und zwar solche, denen Las Vegas zu weit entfernt oder zu teuer ist. Obwohl Kindern der Zutritt zu den Casinos verwehrt ist (und die Hotels dies auch sehr ernst nehmen), findet man im IP sehr viele Familien mit jüngeren Kindern. Woran ich mich erst wieder gewöhnen musste: Da in den meisten Casinos (auch im IP) geraucht werden darf, liegt immerzu ein wenig der Geruch nach Zigarettenrauch in der Luft. Das Hotel bietet - wie die Casinos in Las Vegas, aber auch wie die unmittelbare Konkurrenz in Biloxi - kostenlose Parkplätze (Selfparking in einem neunstöckigen angeschlossenen Parkhaus; Valet-Parken ist kostenpflichtig), kostenloses WLAN und (leider nicht immer in ausreichender Zahl) die kostenlose Tageszeitung "USA Today". Es gibt sechs Fahrstühle, wobei jeweils drei die 3. bis 16. beziehungsweise die 17. bis 30. Etage bedienen. Auf diese Weise kommt man in angemessener Zeit in sein Zimmer und muss nicht zu lange auf den Lift warten. Neben der Rezeption stehen zwei Computer mit Internetzugang und Drucker zur Verfügung. Ich habe für ein Premium-Zimmer (nur Übernachtung) ca. 130 Euro pro Nacht bezahlt, wobei hier aber das etwas teurere Memorial-Day-Wochenende mit hineinfiel, das viele Amerikaner für einen Kurzurlaub nutzen. Ich kann das IP durchaus und mit den oben beschriebenen Einschränkungen für einen Aufenthalt empfehlen, denke aber nicht, dass es gegenüber den anderen Casino-Hotels irgendwie herausragt. Man sollte also genau vergleichen und vor allem überlegen, welche Lage man bevorzugt (Downtown, Back Bay oder eben die Abgeschiedenheit zum Beispiel des "Golden Nugget"). Unter den Casinos selbst hat mir das Boomtown noch am besten gefallen. Biloxi selbst lohnt (an sich nur) dann einen Besuch, wenn man eine Casino-Tour plant, wobei man dies aber nur tun sollte, wenn man schonmal in Las Vegas war und vergleichen will. Ansonsten unbedingt das Original wählen, denn Biloxi ist doch eher ein "Vegas für Arme". Den schöneren Strand findet man meines Erachtens übrigens im benachbarten und über den Highway 90 schnell zu erreichenden Gulfport. Ganz interessant (und gleichzeitig ernüchternd) ist es, mit Grishams "The Runaway Jury" in der Hand mal die dort beschriebenen Orte abzulaufen. Downtown Biloxi ist - jedenfalls nach "Katrina" - nicht halb so reizvoll und pulsierend wie es im Buch stellenweise anklingt. Die vermeintliche Einkaufsstraße Vieux Marche beispielsweise besteht aus vielleicht drei, vier kleineren Ladenlokalen, die jedenfalls für den Nichteinheimischen nichts Einladendes haben. Am beeindruckendsten ist noch die City Hall, ein ehemaliges Gerichtsgebäude, welches Grisham als Vorbild für das County Courthouse seines Romans gedient haben dürfte, denn das "echte" County Courthouse einige Blocks weiter ist ein schmuckloser, nüchterner Verwaltungsbau vom Fließband. Wer in Biloxi nur noch ein paar Getränke kaufen will, hat - wenn er nicht nochmal ins Auto steigen will - nur wenige Möglichkeiten. Gegenüber vom Beau Rivage findet sich neben einem "Waffle House" eine Tankstelle mit einem erstaunlich gutem Shop, in dem man Getränke zu halbwegs fairen Preisen bekommt. Unweit der Vieux Marche gibt es zudem eine Subway-Filiale. Am Highway 90 Richtung Gulfport befindet sich etwa 800 Meter vom Beau Rivage entfernt das Visitor Center mit einer Ausstellung zur Stadtgeschichte. Die angenehmste Büffet-Überraschung meines Aufenthalts habe ich übrigens in Gulfport in der etwas außerhalb gelegenen Crossroad Mall erlebt: Für etwa 10 Dollar (Lunch) gab es im "Panda Büffet" recht gutes Sushi, diverse chinesische Köstlichkeiten in guter Qualität, Reiskuchen, Pudding und Eis.


Zimmer
  • Eher gut
  • Mein "Premium-Zimmer" sollte angeblich 37 Quadratmeter groß sein. Mir kam es ein Stück kleiner vor, vielleicht 27, 28 Quadratmeter, aber das mag täuschen. Anstelle eines normalen (und wie in den USA leider üblich nicht zu öffnenden) Fensters hätte ich mir eine große Fensterfront gewünscht, um den Blick aufs die Back Bay und das Boomtown Casino genießen zu können, aber auch, damit das Zimmer noch heller wirkt. Stattdessen hing vor dem Fenster noch eine störende Tischlampe. Stauraum für Sachen ist ausreichend vorhanden; die Schubladen sind auch so sauber, dass man seine Kleidungsstücke ohne Bedenken hineinlegt. Das Zimmer verfügt über einen Safe, einen kleinen Kühlschrank und einen Flachbildschirm, der leider keine USB-Sticks akzeptiert. Das King Bett ist herrlich bequem, der Teppich immerhin so, dass man ohne Furcht auch mal mit nackten Füßen drüberläuft. Das Bad verfügt über eine Wanne und einen großen Waschtisch, leider keine gesonderte Dusche. Gestört hat mich das um die Wanner herum angebrachte billige Marmorimitat aus Plastik. Trotz des oben beschriebenen Türspalts und der nicht sonderlich massiv wirkenden Türen ist das Zimmer nicht allzu hellhörig.


    Restaurant & Bars
  • Gut
  • Wie wohl alle Casino-Hotels in den USA bietet das IP ein Büffet-Restaurant. Während allerdings einige der anderen Casino-Büffets in Biloxi Frühstück gar nicht oder nur am Wochenende anbieten, kann man im IP an allen Tagen frühstücken. Ich habe sowohl das Frühstück (12 Dollar) als auch das Dinner (20 Dollar, am Wochenende etwas mehr) ausprobiert und schätze es als solide, aber nicht übermäßig beeindruckend ein. Sicher, wenn ich bedenke, dass ich für ein 0815-Frühstück im Hilton Garden Inn in Atlanta das Gleiche bezahlt habe, ist das Angebot des IP sogar recht gut. Andererseits kann es mit den Las-Vegas-Büffets nicht mithalten. Das Frühstück bot zum einen die üblichen Zutaten eines amerikanischen Frühstücks, also Rührei, Schinken, Würstchen, Pancakes und French Toast, dazu einige Südstaaten-Ergänzungen wie Grits, Cheese-Grits, Gravy, Fried Steak u.ä., außerdem ein paar süße Teilchen (u.a. eine Art Schokolade-Cantuccinins) und Crepes auf Anforderung. Ich hätte mir etwas mehr frisches Obst, Obstsalat und Joghurt gewünscht, aber in diesen Bereichen blieb das Büffet schmal. Zum Dinner wurden eine asiatische (mit einigen Sushi-Teilen), eine italienische, eine BBQ- und eine Südstaatenabteilung vorgehalten, dazu ein größerer Dessertbereich inkl. Eis. Alles in allem wie gesagt sehr solide, aber nicht überdurchschnittlich. Innerhalb Biloxis dürfte das Angebot des IP allerdings durchaus zum oberen Drittel gehören. Ich habe sowohl das Hardrock Casino (Breakfast) als auch das Golden Nugget (Lunch) ausprobiert und würde das IP in beiden Fällen als besser einschätzen. Es gibt - neben dem Büffetrestaurant ("The Back Back Buffet") - im IP noch einige weitere Restaurants, die ich allerdings nicht ausprobiert habe, sowie in der Lobby einen Fast-Food-Stand mit (etwas überteuerten) Sandwiches (Ham/Cheese für 7,50 $), Pizza, Hot Dog und weiteren Imbissangeboten. Zudem kann man sich auch Mahlzeiten aufs Zimmer kommen lassen (z.B. ein "Spa-Frühstück" mit Früchten, Joghurt ud Cornflakes für 12 Dollar), was ich allerdings ebenfalls nicht ausprobiert habe.


    Service
  • Eher gut
  • Am Personal des IP habe ich im Großen und Ganzen nichts auszusetzen, es gab aber auch keine übermäßig beeindruckenden Leistungen. Check-in und Check-out verliefen professionell und unproblematisch. Die Zimmerreinigung erfolgte zügig und ordentlich, die Bedienung im Restaurant war aufmerksam, die Wachleute des Casinos höflich. Einziger Störpunkt für mich: Am Abreisetag hatte ich das Nicht-stören-Schild an der Tür und noch reichlich Zeit bis zur Check-out-Zeit. Gleichwohl klopfte die Reinigungskraft und fragte, ob sie schon saubermachen könne.


    Lage & Umgebung
  • Eher gut
  • In Biloxi sind die Casinos nicht wie in Las Vegas mehrheitlich auf einer Straße ("The Strip") versammelt, sondern über den ganzen Ort verstreut. Das IP liegt zusammen mit dem benachbarten Boomtown Casino - wie oben schon angedeutet - an der sogenannten Back Bay, also nicht wie das Beau Rivage und das Hardrock Casino an der eigentlichen Golfküste und damit nur wenige Schritte von Downtown Biloxi entfernt, sondern am nördlichen Ende des Ortes, indes - da Biloxi auf einer Art Landzunge errichtet wurde - gleichwohl ebenfalls am Wasser. Bis nach Downtown Biloxi - etwa zu dem in Grishams Thriller "The Runaway Jury" beschriebenen berühmten Restaurant "Mary Mahoneys" - sind es zu Fuß etwa dreißig Minuten. Nicht allzu viel möchte man meinen. Aber zum einen zieht sich der Weg doch ganz schön hin, zum anderen sollte man - wenn man läuft - die Caillavet Street nehmen, nicht die - vom Routenplaner je nach Ziel angebotenen - Straßen Reynoir oder Lameuse. Denn diese führen durch nicht sonderlich vertrauenerweckende Wohngegegenden mit älten, ärmlichen, teilweise stark reparaturbedürftigen, teilweise leerstehenden Häusern. Die Straßen sind (noch) nicht (wieder) betoniert, Bürgersteige nur teilweise vorhanden bzw. mit Schutt und Treibgut bedeckt. Ich weiß nicht, ob das noch die Überreste von "Katrina" sind oder es auch in jüngerer Zeit wieder Stürme gab, die Biloxi erreichten, aber diese Straßen haben mich sehr an die Zeit nach dem Elbehochwasser 2013 in Dresden erinnert. Überhaupt ist Biloxi jenseits der touristischen Einzugsschneisen noch sehr im Wiederaufbau begriffen: Allerorten sieht man aufgerissene Straßen, Kanalarbeiten, Absperrungen, Tiefbauzubehör, Bagger etc. Aber zurück zum IP und dessen Lage: Das Boowmtown Casino ist etwa zehn Fußminuten entfernt, aber relativ beschwerlich zu erreichen, da es teilweise keinen Fußweg gibt und man an der Straße bzw. über Brachflächen laufen muss. In die Innenstadt kann man wie gesagt laufen (worauf ich nachts ind esverzichten würde), mit dem Auto geht es aber deutlich schneller und Parkplätze sind in Downtown Biloxi kein Problem, schon weil man notfalls in eine der dortigen Casino-Garagen fahren kann. Die anderen Casinos des Ortes ("Golden Nugget", "Harrahs" usw.) sind weiter entfernt (ca. 10-20 Fahrminuten). Wer bei seiner Tour auf das Auto verzichten will, sollte den sogenannten Casino-Hopper nehmen, einen Bus, der aller 45 Minuten in zwei Richtungen verkehrt und alle Casinos des Ortes ansteuert, darunter auch das IP. Das Ticket kostet 1,50 Dollar und ist - wie in Amerika üblich - passend zu zahlen. Die Interstate und der Highway 90 sind nur wenige Fahrminuten entfernt - d.h. man ist schnell im IP und bei Abreise auch schnell wieder aus dem Ort hinaus. Alles in allem ist die Lage in Ordnung, aber wer im Zentrum wohnen möchte, sollte das Beau Reviage oder das Hardrock Casino wählen.


    Aktivitäten
  • Gut
  • Beliebte Aktivitäten

    • Kultur & Erlebnis
    • Ausgehen & Nightlife

    Das Hotel verfügt über ein Fitnessstudio und ein Spa, für das man offenbar auch - ohne Behandlung - Tageskarten erwerben kann. Ich habe es allerdings nicht ausprobiert und kann zur Qualität nichts weiter sagen. Der Swimmingpool befindet sich auf dem Dach des Parkhauses. Das hat natürlich ein paar Nachteile: Ein schneller Sprung in den Pool am Morgen funktioniert nicht. Denn um zu dem ohnehin erst um 09.00 Uhr öffnenden Pool zu gelangen, musste ich zunächst von meinem Zimmer im 26. Stock nach unten fahren, die gesamte Lobby durchqueren, mit dem Fahrstuhl des Parkhauses wieder nach oben in den zehnten Stock fahren und im Poolbereich "einchecken" (die Zimmernummer wird erfragt und man bekommt ein Armband). Diese doch recht aufwändige Prozedur unternimmt man nur, wenn man eine Weile im Poolbereich bleibt. Der allerdings ist recht gemütlich mit einer Bar, ausreichend Liegen und erstaunlich erfrischendem Wasser. Soll heißen: Ein Besuch lohnt sich durchaus. Lediglich Umkleideräume fehlen (oder ich habe sie einfach nicht gefunden). Der wie üblich komplett fensterlose Gambling-Betreich (oder "Gaming", wie es verniedlichend genannt wird) ist weitläufig im ersten und zweiten Stock des Hotels verteilt. Es gibt immerhin auch einen - etwas kleineren - Nichtraucherbereich.


    Preis-Leistungs-Verhältnis: AngemessenHotel entspricht der KatalogbeschreibungHotelsterne sind berechtigt
    Infos zur Reise
    Verreist als:Alleinreisend
    Dauer:1-3 Tage im Mai 2015
    Reisegrund:Stadt
    Infos zum Bewerter
    Vorname:Peter
    Alter:41-45
    Bewertungen:94