- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Historischer Bau in einer lieblichen vor-Londoner "rolling hills"-Landschaft mit 144 Zimmern. Seit 1856 ist das Gebäude ein Hotel, es steht auf geschichtsträchtigem Land, da hier ursprünglich Heinrich der Achte (ja, genau der, der alle Frauen killte und weil der Papst ihn nicht scheiden wollte eine eigene Kirche gründete) für seine hässliche Elisabeth einen Palast erbauen liess. Aus dieser Zeit stammt auch ein vor dem Hotel stehender Zedernbaum. Doch nun zum Hotel: Das Ganze ist schon sehr britisch, was aber auch wiederum seinen gelebten Charme hat. Wie in vielen Hotel des englischsprachigen Welt-raums ist die Lobby ein get-together-Raum für Treffen aller Art, dies in urig-englischer Atmosphäre mit alten, schweren Möbeln, tiefen Teppichen und gediegen-verschwiegener Atmosphäre. Dieser eher konservativen Stimmung entspricht ein äusserst langsam funktionierendes WiFi, das an keiner Stelle des Hotel so etwas wie Facetime zulässt. Aber so war es eben zu Zeiten Heinrich des Achten. Viele Events finden hier statt - Geburtstage, Hochzeiten und letztlich war ich ja auch Teilnehmer einer Tagung - hierfür ist das Hotel geeignet. Doch der alte Bau hat auch seine Macken: An vielen Stellen sieht das Gebäude etwas nach Ostdeutschland in den 70ern aus, ein einfacher Anstrich würde helfen. Die antiquierten Fenster schliessen nicht richtig und lassen Luft rein und raus. Der Boden ist uneben und nicht gelevelt, so dass man immer ein wenig betrunken läuft - ungewöhnlich. Alles wird aber durch diesen wunderbaren Park ausgeglichen in dem das Hotel liegt, grüne Lunge und morgens und abends ein Ort der totalen Entspannung - wunderbar. Ich habe an einem Morgen (bin kein Ornithologe) bestimmt acht unterschiedliche Vogelarten im Grünen gezählt (plus drei Eichhörnchen). So ist die Combo einzigartig und historisch, was so gesehen eine Menge Charme hat. Guter Stay in altem Gemäuer, das aber für Stadturlaube in London zu weit draussen liegt. Internetfreaks werrden ihre Schwierigkeiten haben wegen des schwächelnden WiFis, aber in dieser Umgebung sollte man sich vielleicht auch mit anderen Sachen beschäftigen - wie wäre es mit etwas Abstand vom Alltag, dafür ist das Oatlands gut.
Brit-Style: Dunkelroter, aber neuer Teppich. Dünne Wände, aber ein wunderbarer Ausblick auf den angrenzenden Golfplatz. Mobiliar etwas veraltet, aber guter Arbeitsplatz und Flat TV, HenryVIII hatte doch Geschmack. Bett ist OK, meine Schuld, wenn ich wegen der dünnen Decke nachts immer beginne zu frieren - eine zusätzliche Wolldecke liegt im Schrank. Bad ist funktional, der Architektur geschuldet mit nur sehr kleinem Waschbecken, was ich nicht mag. Dusche in der Wanne, die nicht ganz sauber war, da etwas abgenutzt. Sonst aber alles neu, weiss gekachelt und angenehm. Insgesamt OK.
Ich muss nun mal, als alter Zyniker, (m)eine Lanze für die neue englische Küchenkultur brechen - brechen insofern, als das die englische Gastronomie nicht mehr einfach schlecht ist. Es ist nicht mehr so, dass man nur zum Inder essen gehen kann und auch nicht mehr so, dass die Suppe kalt und das Bier warm ist. Frühstück: Es war O.K.- alles da, was man braucht. Spiegeleier gab es auf Vorrat - was ich gerne mag. Frische Früchte gab es etwas wenig - aber es gab sie. Saft war ein wenig zu künstlich, aber die Auswahl war gut (z.B. Cranberry). Insgesamt nicht sensationell, aber voll in Ordnung. Lunch: War richtig gut - um nicht ein ständiges Völlegefühl zu haben und nicht in nach-mittägliche Sattheitslethargie zu verfallen hielt ich mich mittags an den Salat und toppte die wechselnden Grüne auf meinem Teller mit englischer Pastete, die auf der Insel zum Standardfutter zählen und damit meist sicher gelingen - so auch hier. Diner: Auch hier zur Vorspeise eine Pastete, wie ich sie mag; dazu Preiselbeerkompott. Gelungen. Der Hauptgang war britsh as british can be - halbrohes Rind mit dunkler Sauce, ausgebackenem Plumpudding und Kartoffel-Gwemüsedurcheinander. War für mich jetzt nicht der Hammer und man muss schon am Fleisch ein wenig herumschnitzeln um nicht alle unheiligen Teile zu erwischen, aber es ging.
Professionell, nicht besonders freundlich, aber da, wenn man ihn brauchte. Restaurant- und Rezeptionsleute kamen von überall her, der Zimmerservice und der Hausmeister aber waren stramm britisch. Ansonsten nichts Besonderes.
Wir befinden uns in den Vororten Londons und Weybridge gehört der definitv besseren Gesellschaft - nicht abgehoben nicht überkandidelt - einfach nett. Für einen Londoner Stadturlaub ist es aber zu weit ausserhalb, wie ich meine. Die Stadt selber hat zumindest zwei identifizierte nette Pubs, hier kann man sich wirklich wohl fühlen und England in vollen Ale & Bitter-Zügen geniessen. Plus und eventuell Minus sind die naheliegenden Flughäfen Heathrow (im Norden) und Gatwick (im Süden), Flugzeuge landen und (vor allem) starten über Weybridge hinweg - zwischen Mitternacht und sechs Uhr ist zwar Ruhe, aber nicht vergessen, dass Heathrow der busiest Airport Europas ist. Als Planespotter war das für mich jedoch cool.
Beliebte Aktivitäten
- Geschäftsreise
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 3-5 Tage im Mai 2013 |
Reisegrund: | Arbeit |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Stefan |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 370 |