Polar Hotel

Wir hatten bei unserem Programm für eine Lapplandreise auch einen Abstecher auf die Varanger Halbinsel geplant und wollten in dem Fischerstädtchen Batsfjord eine Nacht im „Polar Hotel“ verbringen. Wir schrieben eine email und warteten - nix. Wir schrieben eine zweite email und warteten - nix. Schließlich fanden wir die Telefonnummer heraus und riefen an und konnten so ein Zimmer bestellen. Doch dann standen wir an einem Septembernachmittag vor dem Hotel und lasen voller Staunen einen Zettel an der Tür, wir sollten doch bitte unter derundder Telefonnummer anrufen, etwas warten und dann käme jemand, der uns einließe! Wir standen noch zögernd vor der Tür, weil ein Anruf mit unserem Handy doch recht teuer geworden wäre, da kam ein netter norwegischer Gast und rief für uns an und meinte, wir könnten ruhig drinnen in der Lobby warten. So warteten wir also unter den grimmigen Blicken eines ausgestopften Braunbären, bis cirka 15 Minuten später der Manager (Besitzer?) kam. Er verschwand hinter dem Rezeptionspult, suchte einen Meldezettel heraus und schob ihn unter dem herabgelassenen Fallgitter der Rezeption zu uns, wir füllten alles brav aus und schoben ihn zurück. Danach durften wir auch unser Geld hinterher schieben. Dann kam der Manager wieder hinter der Rezeption hervor, übergab uns den Zimmerschlüssel und zeigte uns, wo wir am nächsten Morgen unser „Frühstücksbuffet“ vorfinden würden -- nämlich im Eisschrank in der Lobby! Das war nun mal wirklich etwas Neues! Unser 3-Bett-Zimmer war sehr groß und gemütlich rustikal eingerichtet; allerdings war es ziemlich kühl und es dauerte, bis die Heizung uns etwas Wärme verschaffte. Am Bad war auch nichts auszusetzen, alles Notwendige war vorhanden. Nach einem Abendspaziergang durch den Ort bestaunten wir vor dem Hotel einen hohen hölzernen Bottich, anscheinend ein Whirlpool für die Hotelgäste bei angenehmerem Wetter. Ich konnte mir jedoch nur schwer vorstellen, mich in diesen Bottich zu hocken in voller Sicht von allen Fußgängern und Autofahrern, die hier an der Hauptstraße vorbeikämen… Wir verbrachten eine ruhige Nacht und warteten gespannt auf das Frühstück am nächsten Morgen. Wie versprochen, war der Kühlschrank gut gefüllt mit Wurst und Fisch, dazu (eiskalte) Eier. Kaffee gab es aus einem Automaten, Brot stand daneben. Der riesige Speisesaal war abgesperrt, wir saßen auf Sofas an niedrigen Couchtischchen in der Lobby, doch wir frühstückten gut (und blickten möglichst nicht zu dem gierigen Bären hinauf) und brachen dann bester Laune zur Weiterfahrt auf. Dieses relativ große Hotel wirkte auf uns, als hätte man hochfliegende Pläne für eine touristische Erschließung des Ortes gehabt, der jedoch die raue Wirklichkeit dann nicht entsprochen hat. Uns hat es hier - nach dem ersten Schreck - dann doch noch gut gefallen.

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