Resort Niegocin

Dieses Hotel hat etwas, das man wahrscheinlich nicht mehr so oft findet: es ist genau so wie ich mir immer Ferien in Zeiten des Sozialismus vorgestellt hatte. Wer so ein inzwischen seltenes Abenteuer sucht, dem möchte ich das Wioska Turystyczna empfehlen, für Leute, die auf Komfort, Luxus und internationales Ambiente Wert legen, ist es eher nicht geeignet. Wir hatten uns für diese Unterkunft entschieden, weil sie günstiger war als alle anderen in Lötzen. Es fing bereits an bei der Diskussion mit dem Wachmann an der Schranke (er Polnisch, wir Englisch - Deutsch), als er uns nicht hineinlassen wollte. Schliesslich konnten wir ihn mit Händen, Füssen und Prospekten überzeugen, die Schranke zu heben (bei den späteren Einfahrten war es ähnlich). Wir waren dann auch - bis auf ein weiteres - das einzige deutsche Auto neben mindestens 100 polnischen auf dem riesigen Gelände. Das Gelände liegt sehr nett in einem Kiefernwäldchen auf einer Anhöhe über dem See. Neben ca. 20 dreieckigen Einzelhütten gibt es das vierstöckige Hauptgebäude, eine Art Bar/Kantine mit Seeblick sowie diverse Spielmöglichkeiten für die Jugend und auch Ältere. Das Hotel war ausgebucht, wir hatten das letzte freie Zimmer bekommen: Die Einrichtung war sicher seit 40 Jahren unverändert, das geschmacklose Ensemble aus Teppich, Gardinen, Bettüberwürfen, Plastikmobiliar und Uralt-Elektronik sucht seinesgleichen. Gänge, Gemeinschaftsräume, Toiletten, etc. - eigentlich alles in diesem Hotel verbreitete den tristen Charme der 60er im Sozialismus. Das Frühstück fand in einer riesigen Halle mit Plastikmobiliar statt, nachdem man sich ordnungsgemäss bei einer Aufsichtsperson an der Eingangstür angemeldet hatte. Das Buffet war einfach, aber in Ordnung. Das Personal war - im Gegensatz zu meinen Vermutungen - sehr freundlich und sprach an der Rezeption zumindest auch Englisch. Es gibt an der Anlage auch eine kleine Liegewiese am See und einen großen Bootssteg, an dem man wohl auch Paddel - und Segelboot mieten kann. Es war eine ganz interessante Erfahrung, aber zwei Nächte hatten uns dann doch gereicht. Andererseits ist es fast schon wieder kultig, bei entsprechender Vermarktung als (N)ostalgie-Unterkunft hätte das Hotel sicher großen Erfolg.

Beliebte Aktivitäten

• Sonstiges