- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Wer eine Reise nach Nordkorea unternimmt, der wird in der Regel kaum Einfluss auf die Hotelwahl haben. Welcher Gast bzw. welche Gruppe in welchem Hotel übernachtet, entscheiden die staatlich kontrollierten Reisebüros. Ich selbst habe im September 2018 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Staatsjubiläum Nordkoreas an einer Gruppenrundreise teilgenommen. Statt im zentral gelegenen Koryo Hotel (5 Sterne) wurden wir allerdings im westlich des Zentrums gelegenen Sosan Hotel (ja nach Transkription aus dem Koreanischen auch „Seosan“ Hotel) untergebracht. Als Grund wurde uns genannt, dass das Koryo Hotel vor und während der Feierlichkeiten internationalen Diplomaten und Journalisten vorbehalten sei. Das etwa 30-stöckige Hotel hat zwar „nur“ 4 Sterne, bot aber von der Ausstattung her einen guten, mit westlichen Hotels vergleichbaren Standard. Einzig das Speiseangebot war keine Offenbarung.
Unser Programm sah vor, dass wir während der Rundreise mehrmals nach Pjöngjang zurückkehren und erneut im Sosan Hotel einchecken sollten. Dabei behielten wir unsere am ersten Tag bezogenen Zimmer im 23. Stock während der ganzen Reise, d. h. diese wurden auch bei zwischenzeitlichen Übernachtungen in anderen Landesteilen nicht an andere Gäste vergeben. Die Lage so hoch oben im 23. Stock war allerdings am eigentlichen Nationalfeiertag etwas unpraktisch: das Hotel war dann nämlich so gut wie voll belegt und die 3 Fahrstühle reichten am Abend nicht aus, um die Massen an Touristen in die Lobby zu befördern (zudem hielt der Aufzug in jedem Stock). So musste ich wie viele andere die 23 Stockwerke über das Treppenhaus nach unten gehen. Gleich vorab: ich hatte nicht den Eindruck, im Zimmer überwacht zu werden. Auch wurde allem Anschein nach mein Gepäck nicht durchsucht (dieses Gerücht hält sich ja hartnäckig). Es mag allerdings sein, dass dies schlicht der Tatsache geschuldet war, dass aufgrund der vielen internationalen Gäste keine vollumfängliche Überwachung möglich war und das Sosan Hotel auch nur ein „Ersatz-Hotel“ war. Eventuell verfügen das Koryo Hotel und das Yanggakdo Hotel (in diese beiden Hotels werden Touristen üblicherweise einquartiert) diesbezüglich über andere „Möglichkeiten“. Das Zimmer selbst einsprach einem guten, westlichen Standard und war ansprechend sowie halbwegs modern eingerichtet. Die Sauberkeit – auch die des Teppichbodens – ließ nicht zu wünschen übrig. Neben zwei bequemen Einzelbetten zählten zu den weiteren Annehmlichkeiten eine Klimaanlage (die allerdings nicht allzu leistungsstark war), ein Flatscreen-TV (mit internationalen Programmen!), eine Minibar (mit Mineralwasser sowie importierten Säften, Soft- und Energydrinks zu humanen Preisen), ein Schreibtisch mit Stuhl und Spiegel, ein einfacher Sessel mit Tisch, Wasserkocher und Teeservice sowie ein sehr geräumiger Kleiderschrank mit Vitrine und Kommode. Das Bad machte einen relativ „sterilen“ Eindruck, verfügte aber über alle Annehmlichkeiten, die man in einem internationalen 4 Sterne-Haus erwarten würde. Hierzu zählten eine Badewanne mit Handbrause und durchgehend Warmwasser (keine Selbstverständlichkeit in Nordkorea!), ein Waschbecken mit deckenhohem Spiegel und großzügiger Ablage, ein Fön, ein ausklapp- und schwenkbarer Schminkspiegel sowie ein Sitz-WC. Neben ausreichend sauberen Handtüchern wurden je zwei Tuben Duschgel und Shampoo, zwei Stücke Kernseife sowie Kämme und Zahnpflegesets in zweifacher Ausfertigung bereitgestellt. Alle Zimmer verfügen über einen Balkon, der jedoch nur eine mäßige Aufenthaltsqualität bietet (keine Sitzmöbel, tiefe Brüstung). Es gibt – wenig überraschend – im gesamten Hotel kein WLAN. In „dringenden Fällen“ (was „dringend“ ist, entscheidet im Zweifelsfall die Reiseleitung) kann aber wohl ein Computer mit „freiem“ chinesischen Internet genutzt werden.
Das Frühstücksangebot war (gemessen an deutschen Standards) in keinem der Hotels auf der Rundreise sonderlich gut. Im Vergleich zu den anderen Hotels stach das Angebot im Sosan Hotel jedoch sowohl qualitativ als auch quantitativ heraus. Es werden hauptsächlich lokaltypische warme Speisen in Buffetform angeboten. Das Getränkeangebot umfasst Kaffee, Tee, Sojabohnen-Saft und Milch. Gegen Bezahlung kann man vom Personal auch importierte Fruchtsäfte erhalten. Das Abendessen im „normalen“ Speisesaal war OK, allerdings speist man außerhalb (in lokalen Restaurants) deutlich besser. Einmal haben wir auch im Hotelrestaurant mit Bedienung am Tisch gespeist – das war schon deutlich besser. Wann wo gespeist wird, gibt allerdings die Reiseleitung vor.
Nur ein Teil der Mitarbeiter ist des Englischen mächtig – entsprechend reserviert wirkt das Personal (einmal davon abgesehen, dass Smalltalk mit Hotelgästen in Nordkorea nicht vorgesehen ist). Anliegen jeglicher Art sollte man daher im Beisein der Reiseleitung klären. Das Hotel bietet einen Wäscheservice innerhalb eines Tages an, der vergleichsweise günstig ist.
Das Sosan Hotel liegt westlich des Potong-Flusses an der Chongchun Straße, an der diverse Sportstätten liegen. Die Umgebung des Hotels ist begrünt, sodass man insbesondere von den höhergelegenen Stockwerken einen schönen Blick auf die Umgebung sowie auf die Skyline von Pjöngjang (und ein stark rußendes Kohlekraftwerk) hat. Das Hotel verfügt über eine kleine Gartenanlage, in der für Einheimische ein abendliches „Barbecue“ stattfand und in der wir – unter ständiger Aufsicht unserer Reiseleiter, versteht sich – ein wenig spazieren durften. Sich weiter vom Hotel zu entfernen, war nicht gestattet.
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 3-5 Tage im September 2018 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Marcel |
Alter: | 26-30 |
Bewertungen: | 386 |