- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Es fällt mir aus mehreren Gründen sehr schwer, eine objektive Bewertung zum Hotel Viva Mare zu verfassen. Das ist auch nicht möglich, weil sich die gesamte Insel derzeit in einer Ausnahmesituation befindet. Und das spiegelt sich natürlich auch beim Tourismus wider. Meinem Vorschreiber Nils muss ich in einigen Punkten widersprechen. So ist die Flüchtlingssituation nicht von den Medien aufgebauscht, sie ist leider real existent und ganz Lesvos leidet darunter. Der große Unterschied zu den vergangenen Jahren ist der, dass die Flüchtlinge – bis auf einige Ausnahmen im Hafengebiet von Mytilini - von den Straßen verbannt und in zwei Lager gepfercht wurden. Für den durchschnittlichen Urlauber ist daher mittlerweile wieder alles so wie vor der Flüchtlingskrise, nämlich traumhaft. Wir empfehlen daher jeden, diese wunderschöne Insel zu besuchen und somit auch die liebenswerten Menschen vor Ort etwas zu unterstützen. Lesvos ist eine der abwechslungsreichsten und schönsten Inseln in Südeuropa, leider nehmen nur ganz wenige Menschen Kenntnis davon. Gerade den liebenswerten Einheimischen, die nur knapp den Friedensnobelpreis 2016 für ihre aufopferungsvolle Unterstützung der Flüchtlinge verpasst haben, wird durch den extremen Einbruch im Tourismusgeschäft der Boden unter den Füßen weggezogen. Völlig zu unrecht. Auf diesem Eiland kommen nicht nur die Fans von einer besonderen griechischen Küche auf ihre Kosten, Lesvos gilt auch als die Wiege des Ouzos und bringt wohl die weltbesten Oliven(-öle) zu Tage. Von den traumhaften Buchten und wunderschönen Orten ganz abgesehen. Lesvos ist so, wie es andere Touristen-Hotspots vorgaukeln. Hier gibt es weder Bettenburgen noch Touristen-Napp: Ein traumhaftes Reiseziel! Leider war die Reisesaison 2016 ein Desaster für die Bewohner. Ein paar aktuelle Zahlen, die mir vor Ort genannt wurden sollen dies unterstreichen: - Die Anzahl der Menschen, die ihr Geld mit Tourismus verdienen, ist innerhalb eines Jahres von 1.860 auf unter 300 gesunken - wohlgemerkt nur im Raum Molyvos, Petra, Anaxos. - Im Hotel Viva Mare wurde die Belegschaft von ursprünglich 32 auf nunmehr 8-9 Mann zurückgefahren. - Die Anzahl der Charterflugzeuge vom europäischen Festland ist binnen Jahresfrist von 31 auf 9 (pro Woche) gesunken. - Der größte Autovermieter der Insel musste in der Saison 2016 einen Umsatzeinbruch von zwei Dritteln seines Geschäfts verkraften. Und natürlich hinterlässt diese Entwicklung auch Spuren in den touristischen Anlagen. Das gilt nicht nur für dieses Hotel, sondern auch für andere Anlagen. Zumal die Zahl der Übernachtungen auf Lesvos seit vielen Jahren schon sehr dünn ist. Das macht sich dann zuallererst in der fehlenden Investitionsbereitschaft der Hoteliers bemerkbar. Auch das Viva Mare benötigt eine grundlegende Auffrischung. Allen Problemen zum Trotz hat das wenige Personal alles dafür getan, dass wir einen angenehmen Aufenthalt hatten. Und das war uns fast wichtiger als die üblichen Annehmlichkeiten einer touristischen Einrichtung.
Wir hatten wohl das beste Zimmer im Hotel - dank der minimalen Auslastung. Zweistöckig mit Galerie und Meerblick, insgesamt 5 Betten. Wir hatten die Auswahl ;-) Das Zimmer war dennoch nur Standard, was man allerdings vom Bad nicht sagen konnte. Gerade der Sanitärbereich war sehr dreckig. Dazu hingen ganze Stromverteiler aus der Decke ... und zwar über der Dusche! Wir sind wirklich nicht empfindlich, aber eine dreckige Klobürste vom Vorgänger macht nicht so viel Laune. Rost, Dreck und Schimmel auch nicht.
Wir hatten wie immer nur Frühstück gebucht. Das hat den immensen Vorteil, dass man gerade auf Lesvos, welches im gesamten Mittelmeerraum für seine herausragende Kulinarik bekannt ist, ganz viele verschiedene Tavernen aufsuchen kann. Und das haben wir auch ausgiebig genossen. Das Frühstück im Hotel war, wie bereits erwähnt, unterirdisch. Anders war die Situation am Abend, dort haben wir einige Male gute und frisch zubereitete Speisen von Thasso serviert bekommen - lecker.
Der Service lässt sich eigentlich nicht beurteilen. Aber irgendwie versuche ich es dennoch: An der Rezeption hat man uns immer geholfen und zwar zu jeder Zeit und sehr freundlich. Dickes Lob für die Angestellten. Auch der vielseitige Thasso, der den Abendservice verantwortete, hat sich alle Mühe gegeben. Sehr hilfsbereit und immer um ein anständiges Essen - auch zu später Stunde - bemüht. Das Hauptproblem lag darin, dass nur noch wenig Angestellte waren. Das Frühstück muss man als sehr schlecht bezeichnen. Immer die gleiche alte Wurst und Käse. Altes Dosenobst und runzliges Gemüse, dazu ein paar Variationen aus Ei. Selbstverständliche Lebensmittel wie Marmelade und Honig gab es nur in der ersten Woche, danach wurden diese gestrichen. Einzig Cornflakes standen noch als süße Auswahl bereit. So etwas geht einfach nicht in einem Hotel, das etliche Auszeichnungen am Eingang hängen hat. Das gilt auch für den Zimmerservice: Hier wurden die Betten gemacht und grob durchgewischt. Aber allein der Blick unter die Betten war fürchterlich. Da lagen noch etliche Utensilien vorheriger Gäste und ganz viel Dreck.
Wie von anderen beschrieben, sind die vier Pools sehr schön in den tollen Palmengarten eingebettet. Dank der Hanglage bieten sich abwechslungsreiche Verweilecken mit einer tollen Aussicht auf die nur wenige Kilometer entfernte türkische Küste und die Umgebung. Zwei weitere Pools sind dem Spa-Bereich des Hotels zugehörig, dessen Benutzung aber kostenpflichtig ist. Eine Bewertung kann nicht vorgenommen werden. Die übrigen Becken waren grob gepflegt, ähnlich wie der kl. Strandabschnitt des Hotels. Das Ambiente in der Umgebung ist eher ruhig und zieht vornehmlich älteres, ruhesuchendes Klientel an. Das soll aber in keiner Weise eine negative Wertung sondern nur eine Beschreibung sein. Die Gemarkung Eftalou eignet sich eher für gemütliche Spaziergänge mit anschließender Einkehr in einer Strandtaverne. Von herausragender Qualität und bei den Einheimischen geschätzt sind hier vor allem die Taverna Eftalou sowie das Hotel Eftalou direkt gegenüber. Ein weiterer Riesenvorteil: Eftalou liegt direkt in der Nähe des traumhaften Städtchen Molyvos. Wer dieses Weltkulturerbe nicht sofort ins Herz schließt, ist wohl nicht mehr zu helfen.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Freizeitangebote gibt es im Viva Mare keine - zumindest während unseres Aufenthaltes. Hier also keine Wertung.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 2 Wochen im September 2016 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Steffen |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 18 |