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Oliver (51-55)
ÖsterreichAus Österreich
Verreist als Paar • September 2019 • 3-5 Tage • Wandern und Wellness
Für ein Schlosshotel letztlich zu modern
5,0 / 6

Allgemein
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    Schlecht

Als Liebhaber von traditionellen Schlosshotels wird man vom „Ratměřice“ eher enttäuscht sein. Die nahezu schmucklose klassizistische Außenfassade gibt nicht viel her (wir mögen’s pompöser), und innen deutet einrichtungstechnisch nicht viel darauf hin, dass man sich eigentlich in einer altehrwürdigen Residenz aus dem 18. Jahrhundert aufhält. Wir vermissten insbesondere die sonst übliche historisch-antike Möblierung, die man hier nur ganz sporadisch vorfindet; sonst ist das meiste (hyper)modern ausgestattet und damit einer Schlossatmosphäre nicht würdig. Besonders geschmacklos empfanden wir die Positionierung der Rezeption: Rund um den Haupteingang, unter der Schlossterrasse zwischen den Säulen, wurde eine Art Wintergarten errichtet. Die Rezeption befindet sich also gar nicht im Schlossgebäude, sondern praktisch noch draußen im Freien (auch wenn alles rundumverglast ist). Welcher architektonische Banause hat sich das einfallen lassen? Eine Verschandelung unter Ignoranz des Denkmalschutzes. Exakte Gesamtnote: 4,8 Zustand des Hotels: 6/6 Allgemeine Sauberkeit der einzelnen Bereiche: 6/6 Behindertenfreundlichkeit: nicht bewertet Familienfreundlichkeit: nicht bewertet


Zimmer
  • Sehr gut
  • So etwas haben wir noch nirgends erlebt: Der Lift hat eine eigenen Knopf für unsere Suite (die Taste ist mit „Apartment 209“ beschriftet); sobald man aus der Tür tritt, steht man direkt im Vorzimmer! Funktioniert natürlich nur in Verbindung mit der Keycard – ansonsten öffnet sich die gegenüberliegende „normale“ Lifttür, die in den Hotelflur führt. Wir hatten die größte, schönste und damit natürlich auch teuerste Suite gebucht, die „Exklusiv-Suite mit Terrasse“ (welche aber in Wirklichkeit ein Balkon war – der über dem Haupteingang). Die Ausmaße können sich sehen lassen: Vorraum 12,5 m² / Wohnzimmer 52,7 m² / Schlafraum 15,5 m² / Bad 9,4 m² / Extra-WC 1,3 m² / Koffer-Abstellraum 1,3 m² - insgesamt somit enorme 92,7 m², und dazu der Balkon mit einer weiteren Fläche von 34,2 m². Als Empfangspräsent stand im Wohnzimmer ein Sektkübel mit Eis und einer 0,75 l-Flasche edlen Champagners der Marke „Mumm“, welcher im Restaurant mit 1.990 CZK ausgepreist ist (ca. 77 €). Die Einrichtung ist luxuriös und teuer, doch wie bereits eingangs erwähnt für ein Schloss um eine Spur zu modern. Für die letzte Nacht mussten wir in eine andere, kleinere Suite übersiedeln (Nr. 202 schräg gegenüber), weil die große (209) schon vorweg von anderen Gästen reserviert war, ehe ich meine Buchungsanfrage stellte. Die Nr. 202 hätten wir für den gesamten Aufenthalt haben können, aber wir wollten unbedingt zunächst die 209, alleine schon wegen des Balkons mit Liegebetten und Sitzgarnitur. Die Superior-Suite Nr. 202 hatte freilich viel geringere Dimensionen: Vorraum 5,6 m² / Wohnzimmer 22,1 m² / Schlafraum 12 m² / Bad 7,1 m² / Extra-WC 1,9 m² / in Summe 48,7 m² - für eine Suite also ziemlich knapp bemessen. Als Begrüßung gab’s dort bloß eine Flasche ital. Spumante statt franz. Champagner. Eine unnötige Glaswand und -türe zwischen Vor- und Wohnzimmer schränkte die Bewegungsfreiheit stark ein – auf diesen rein optischen Aufputz hätten wir gerne verzichtet. Für beide Zimmer gilt, dass sich die Außenflügel der Fenster- bzw. Balkontüren mangels sich bietender Angriffsflächen nur äußerst schwer schließen lassen (diese gehen nämlich nach außen auf, sodass man den grifflosen Teil kaum heranziehen kann, ohne sich die Finger zu quetschen). In beiden Unterkünften ist die Lichtanlage derart kompliziert zu bedienen, dass sich in der Info-Mappe hiefür eine ¾ DIN-A-4-Seite Gebrauchsanleitung befindet. Ich habe diese trotz mehrmaligen Durchlesens beim besten Willen nicht verstanden, obwohl ich als Akademiker (Jurist) auch technischen Dingen gegenüber sehr aufgeschlossen bin. Den/die Lichtschalter kurz, lang oder beide gleichzeitig drücken, unter Beachtung der roten bzw. grünen Kontrolllampe – es passiert jedenfalls nie das, was man eigentlich will. Frustrierend! Die Fußböden der Badezimmer bzw. WCs erweckten einen ziemlich unhygienischen Eindruck: mit silberner Lackfarbe überstrichener Estrich, der im Laufe der Zeit hässliche schwarze Abriebspuren abbekommen hat (siehe Foto). a) 1. und 2. Nacht: Zimmertyp: Suite (Nr. 209) Zimmerkategorie: Exclusive Sauberkeit & Wäschewechsel: 6/6 Größe des Zimmers: 6/6 Größe des Badezimmers: 6/6 Ausstattung des Zimmers (TV, Balkon, Safe, etc.): 6/6 Ausblick: in den Schlosspark nach vorne b) 3. und letzte Nacht: Zimmertyp: Suite (Nr. 202) Zimmerkategorie: Superior Sauberkeit & Wäschewechsel: 6/6 Größe des Zimmers: 4/6 Größe des Badezimmers: 5/6 Ausstattung des Zimmers (TV, Balkon, Safe, etc.): 6/6 (genauer Punktedurchschnitt: 5,25) Ausblick: in den Schlosspark nach hinten


    Restaurant & Bars
  • Gut
  • Das Hotel-Restaurant befindet sich nicht im Schloss, sondern in einem Nebengebäude und nennt sich „Sequoia“ (die wissenschaftliche Bezeichnung für eine Gattung der Mammutbäume). Das Ambiente ist einladend und luxuriös, aber avantgardistisch. Das Angebot der à-la-carte-Speisen ist überschaubar, die Küche allerdings vorzüglich und höchst kreativ bzw. innovativ (schon mal von einer Popcorn-Suppe gehört?). Am gemütlichsten sitzt sich’s auf der Terrasse, umgeben von Blumentrögen und einem Seerosenteich. Von dort konnten wir gut beobachten, dass schwere Männerarbeit hier ausschließlich von bedauernswerten Frauen zu verrichten ist (Mülltonnen schleppen, Rasen mähen, Unkrautgift anmischen und verspritzen). Nur die leichteste Tätigkeit oblag einem männlichen Bediensteten: das Abfischen von Laub aus dem Teich. Die Sequoia-Terrasse gleicht nach einem Starkregen einem Kinder-Swimmingpool, weil sie kein Gefälle oder sonstige Abflussmöglichkeiten hat. Das knöchelhohe Wasser muss per Wischmopp von Hand beseitigt werden (natürlich auch von einer weiblichen Kraft). Vielfalt der Speisen & Getränke: 4/6 Geschmack & Qualität der Speisen & Getränke: 6/6 Atmosphäre & Einrichtung: 5/6 Sauberkeit im Restaurant & am Tisch: 6/6 (genauer Punktedurchschnitt: 5,25)


    Service
  • Gut
  • Schon beim Einchecken entschuldigte sich die Rezeptionistin mit „sorry, my English is not so good“. Bis auf die mangelnden Sprachkenntnisse des Hotelpersonals waren wir mit deren Leistungen, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit aber sehr zufrieden. Eine Peinlichkeit passierte mir am 1. Abend beim Dinner: Wir buchen eigentlich stets HP, doch hatte ich leider vergessen, dass das hier – aus welchen Gründen auch immer - nicht möglich ist. Jedenfalls reklamierte ich nach Erhalt der Rechnung, dass auch die Speisen darauf verzeichnet wären. Die verdutze, im Englischen ebenfalls nicht sattelfeste Kellnerin verschwand und erschien nach längerer Zeit wieder mit einer modifizierten Rechnung, auf der eine Speise gestrichen, die andere aber nach wie vor enthalten war. Ich verzichtete auf weitere Diskussionen und wollte diese Angelegenheit am nächsten Morgen bei der Rezeption klären. Dort wurde ich allerdings darauf hingewiesen, dass wir gar keine HP gebucht hatten. Da fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass ich Mist gebaut hatte, entschuldigte mich wortreich bei der vorabendlichen Kellnerin und wollte die „gestrichene“ Speise selbstverständlich begleichen. Wieder verzog sie sich für geraume Zeit und kam dann strahlend wieder: Mit dem Hotelchef sei alles abgesprochen, die Nachzahlung obsolet und wir herzlich eingeladen. Tolles „Krisenmanagement“ & Kundenservice, das sich natürlich entsprechend beim Trinkgeld ausgewirkt hat! Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft: 6/6 Fremdsprachenkenntnisse des Personals: 4/6 Rezeption, Check-in & Check-out: 5/6 Kompetenz (Umgang mit Reklamationen): 6/6 (genauer Punktedurchschnitt: 5,25)


    Lage & Umgebung
  • Schlecht
  • Im Schlosspark gibt es eine Fülle unterschiedlicher Baumarten, darunter die beiden höchsten Mammutbäume Tschechiens (jeweils über 42 m / 160 Jahre alt). Man kann hier weitläufige Spaziergänge unternehmen und findet im hinteren Teil einen multifunktionalen Sportplatz mit kleiner Kantine sowie einen großzügig angelegten Bio-Pool vor – ein idyllischer Platz, wo man sich bestimmt wohlfühlen kann (zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes war es zum Baden und längeren Verweilen leider schon zu kalt). Das winzige Dorf Ratměřice (300 Einwohner) bietet absolut nichts Interessantes; vor der Schlosseinfahrt befindet sich gerade einmal ein Geschäft und der Dorfwirt (beide meist geschlossen) – also völlig „tote Hose“. Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung: 2/6 Verkehrsanbindung & Ausflugsmöglichkeiten: 2/6 Restaurants & Bars in der Nähe: 2/6


    Aktivitäten

    Beliebte Aktivitäten

    • Wellness
    • Sport

    Preis-Leistungs-Verhältnis: Eher schlecht
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    Infos zur Reise
    Verreist als:Paar
    Dauer:3-5 Tage im September 2019
    Reisegrund:Wandern und Wellness
    Infos zum Bewerter
    Vorname:Oliver
    Alter:51-55
    Bewertungen:100