Reisetippbewertung Trulli

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Aus: Österreich
Alter: 31-35
Reisezeit: im Juli 10




Weiterempfehlung: Ja
Ø dieser Bewertung: 6.0

Zu Besuch bei den Trulli

Auf unserer Kreuzfahrt machetn wir in Bari Halt und von hier aus kann man die

****TRULLIHÄUSER IN ALBEROBELLO****

am besten besuchen.

Wir haben von den Trullihäusern, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählen, bereits ein Jahr zuvor von meiner Tante gehört. Sie war auf der gleichen Kreuzfahrtroute unterwegs, wie wir heuer und sie hat uns von diesen speziellen Häusern vorgeschwärmt. Nun ist es aber so, dass die Ausflüge auf der MSC Musica nicht unbedingt billig sind und so wollten wir diese Fahrt nach Alberobello, die uns fast € 200,-- kosten sollte, streichen. Mein Mann war zwar etwas traurig, aber wir haben beschlossen, in Bari zu bleiben.

****WIE KAMEN WIR DENNOCH DAZU?****

Wir verließen also das Schiff, um mit dem Bummelzug durch Bari zu fahren, als und ein Mann anredet, der ein Buch über Alberobello in Händen hielt. Er meinte, in einem sehr gebrochenen Englisch, er sei Taxifahrer und er bringe uns in „fifteen minutes“ nach Alberobello. Fünfzehn Minuten, echt? So kurz ist das nur? Mein Mann war natürlich gleich Feuer und Flamme, € 100,-- mit anschließender Besichtigung von Bari sollte der Spaß kosten. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, hatte mein Mann schon zugesagt und der Fahrer zog uns zu seinem Auto. Völlig entsetzt merkte ich, dass es sich hierbei um eine Privatauto handelte, doch ehe ich meine Bedenken mitteilen konnte, saßen mein Mann und meine Kinder schon in dem sogenannten Taxi.

Von Beginn an war mir schlecht, ich dachte wirklich, der gute Mann entführt uns nun. Nach dreißig Minuten wurde ich echt unruhig, der Fahrer fuhr, als ob er lebensmüde wäre, 120 km/h bei einer 70er Beschränkung war hier an der Tagesordnung, überholt würde überall, doppelte Sperrlinien dabei natürlich ignoriert und auch der Gegenverkehr war keine wichtige Sache. Mir schossen die schlimmsten Gedanken durch den Kopf, schließlich wusste niemand, wo wir waren, wir würden niemanden wirklich abgehen, wenn uns der jetzt irgendwohin verschleppt und selbst wenn er kein Mafioso ist, sein Privatauto braucht nur den Geist aufzugeben und wir würden das Schiff versäumen. Außerdem waren wir schon doppelt so lange unterwegs, wie er uns mitgeteilt hatte.

Das erste Mal aufatmen kam dann, als wir Alberobello nach 40 Minuten endlich angeschrieben gesehen hatten. Nun wurde auch das Missverständnis klar, denn der gute Mann meinte „fifty minutes“, als fünfzig Minuten und nicht fünfzehn!

Der Fahrer brachte uns direkt vor die Trullihäuser und amüsierte sich noch köstlich, als er Leute von der MSC Musica den langen Weg vom Busparkplatz zu der Sehenswürdigkeit gehen sehen konnte. Ich war nur froh, endlich aussteigen zu können und durchzuatmen. Meine Kinder hatten gleich die Idee mit dem Bus anstatt dem „ultrawilden“ Taxifahrer zurück zu fahren, aber das wollten wir dann doch nicht.

****LAGE****

Die Ortschaft Alberobello liegt in der Provinz Bari. Sie gehört zur Region Amulien und die Gemeinde hat knappe 11.000 Einwohner. Alberobello hat eine Fläche von 40,35 m² und eine Bevölkerungsdichte von 271,45 Einwohnern pro m². Die Stadt liegt 429 Meter über dem Meerespiegel und in Wahrheit kennt man sie nur, aufgrund der sogenannten Trulli.

****DIE TRULLI****

Trulli werden die Häuser armer Leute auf dem Land genannt. Es handelt sich dabei um so kleine Gebäude, dass sie von der Regierung als steuerfrei geführt wurden. Man betrachtete die Bauten nicht als richtige Häuser und so bauten sich viele Bewohner der Ortschaft solche Häuser, so viele, dass ein ganzer Ortsteil daraus entstand.

Charakteristisch haben diese kleinen Bauten hohe, runde Dächern, die bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts eigentlich niemanden wirklich interessiert haben.

Im Jahr 1996 wurde die Ortschaft dann sogar zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Natürlich sind sie daher auch ein „Monumento nazionale“.

Die Einzahl dieser Bauten ist Trollo. Sie erscheinen zwar auf den ersten Blick irgendwie süß, aber sie entstanden aus einer gut durchdachten Architektur mit großer Kunstfertigkeit. Hohe Gewölbe wurden aus Steinquadern ohne Mörtel geformt, die an mykenische Schatzhäuser erinnern. Dabei waren die hohen Kegeldächer die Vorratsspeicher für den Schatz der Bauern, nämlich das Getreide.

Natürlich musste man sich auch vor dem Regen schützen und das taten sie, indem sie die Trulli von außen in Schuppenform mit einem Kranz von Bruchsteinplatten belegten. Und genau das gibt den Trulli heute ihr charakteristisches Aussehen.

****UNSERE ZEIT DORT****

Nachdem wir uns also ein wenig von der rasanten Fahrt erholt hatten, gingen wir direkt zur der Trulli Anlage. Heute werdem viele der Trulli nicht mehr als Wohnhäuser verwendet sondern als Souvenirshops, Restaurants oder Bars. So schlendern wurde durch eine schier andere Welt vorbei an kleinen Häusern und durch kleine Gassen. Obwohl sich hier viele Touristen tummelten, fanden wir immer kleine Ecken und Nischen, wo niemand zu sehen war.

Als meine Tochter Durst bekam, gingen wir in einen kleinen Laden und das kann ich nur als großes Glück bezeichnen, denn die Verkäuferin konnte sehr gut Deutsch und machte eine Führung durch ihr Trulli mit uns und hatte auch einiges an Erklärungen parat. Ich versuche, das jetzt wiederzugeben und mich so gut es geht zu erinnern!

Wir begannen in einem Wohnraum, wo quasi alles unter einem Dach lebte, egal ob Mensch oder Tier, hier war Schlafzimmer und Stall ein und dasselbe. Sobald sich Nachwuchs einstellte, wurde daneben eine Art Kinderzimmer, eigentlich ein weiterer Trulli, erbaut und so sah man auch gleich, wie groß die Familie war.

Ein Herzog, dessen Namen ich leider vergessen habe, siedelte in Alberobello seine Bauern an. Diese arbeiteten auf seinem Grundbesitz und durch die Trullibauten konnte er sich selbst viel Geld ersparen. Angeblich konnte man die Trullihäuser auch schnell auseinandernehmen, wenn Steuerkontrollen anstanden, um zu zeigen, wie arm man denn in Wahrheit sei.

Nach der Führung kauften wir der netten Dame mehr ab als nur eine Cola, aber das hat sich auch ausgezahlt, es war total interessant, direkt von einer Einheimischen etwas über die Trulli zu erfahren.

Natürlich besuchten wir auch noch weitere Häuser und auch die Trulli Kirche und viel zu schnell vergingen unsere zwei Stunden in Alberobello.

****FAZIT****

Irgendwie haben wir es doch wieder zurück nach Bari geschafft, aber unseren Kindern haben wir an diesem Tag gesagt, dass wir nun etwas gemacht hätten, was sie nie und nimmer tun dürfen, nämlich zu einem fremden Mann ins Auto zu steigen.

Das war uns bestimmt eine Lehre und so schön die Trulli Häuser auch wären, ich empfehle euch, einen gebuchten Ausflug dorthin zu machen, wenn ihr auf unser Abenteuer verzichten wollt.


Wie immer lieben Dank für’s Lesen, Bewerten und Kommentieren,
eure Dani

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