Wenn man vom letzten Urlaub in Ras Al Khaimah erzählt, dann ist die Chance groß, auf erstaunte, fragende Blicke zu treffen. Nun ist das kleine Emirat sicher nicht der Nabel unserer touristischen Welt und hierzulande weitgehend unbekannt – obwohl Deutschland mit fast 90.000 Besuchern den größten Auslandsmarkt stellt –, wohl aber eine sehr schöne Alternative zu Dubai und Abu Dhabi, den Bestsellern in der Ferien-Palette der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Nach Dubai allerdings muss jeder fliegen, der nach Ras Al Khaimah will. Vom dortigen Internationalen Airport sind es dann ungefähr 60 Minuten bis ins kleine Nachbar-Emirat. Es gibt sogar einen öffentlichen Shuttle-Bus zu weniger als 5 Euro für all diejenigen Reisenden, die nicht beim Veranstalter ein Pauschalpaket gebucht haben.
Eine Stunde Entfernung trennen hier zwei sehr unterschiedliche arabische Welten. Auf der einen Seite die Boom-Metropole mit ihren glitzernden Shopping-Malls, Freizeitparks und architektonischen Kapriolen, auf der anderen ein Emirat, das noch sehr landestypisch schlicht daherkommt. Zwar ohne den Alkohol-Bann wie im benachbarten Sharjah, jedoch arm an Bling-Bling. Es gibt derzeit 22 Hotels – 16 weitere sind bis 2025 geplant –, aber die rund 5400 Hotelzimmer nehmen sich gegenüber den 113.000 in Dubai doch einigermaßen bescheiden aus.
Dafür punktet Ras Al Khaimah mit ganz viel Natur. Das Jebel-Jais-Gebirge ist die höchste Erhebung überhaupt in den VAE mit knapp unter 2000 Metern. Durch die Steinberge wurde eine perfekte Autobahn gebaut, sodass man mit dem Wagen äußerst kommod bis auf das Gipfelplateau kommt. Manche erobern die Höhe auch mit Muskelkraft auf zwei Rädern.
Dort oben ist nicht nur Runterschauen Programm, oder Aufatmen bei den merklich angenehmeren Temperaturen als am Strand – es wartet vielmehr die längste Zipline der Welt mit über zwei Kilometer Fahr- oder Flugstrecke. Und wer das Ganze mit ein wenig Sportlichkeit verbinden möchte: Weiter unten am Berg gibt es die einzige Via Ferrata in der arabischen Welt, drei verschiedene Strecken für Bergwanderer und Kletterer, die auch mit drei Ziplines den nötigen Adrenalin-Kick liefern.
Ras Al Khaimah positioniert sich also anders als Dubai. Hier hat man neben Aktiv-Urlaubern vor allem auch Familien im Sinn. Die Strände sind flach, Sand gibt es bei über 60 Kilometer Küstenlänge genug. Und Familien sind nun wirklich nicht die Haupt-Zielgruppe in Dubai – trotz des äußerst verwegenen Marketing-Ansatzes dort, ausgerechnet die super-heißen Sommermonate zu Familien-Monaten zu erklären (man könne ja mit den Kids all die überdachten Freizeit-Einrichtungen besuchen …).
Preislich ist Ras Al Khaimah noch etwas günstiger als seine etablierten Nachbarn innerhalb der VAE. Und selbst wenn man sich nicht als Aktiv-Urlauber sieht, sondern einfach nur faul am Strand oder in einem der durchaus luxuriösen Hotels abhängen mag – hier bekommt man außerhalb der kleinen touristischen Zone sehr genau mit, wie wohl alle Arabischen Emirate noch vor 50 Jahren ausgesehen haben. https://de.rasalkhaimah.ae
Das Emirat mit seinen rund 470.000 Einwohnern trat 1972 als siebtes und letztes den VAE bei. Mehr als die Hälfte der Bewohner leben in der gleichnamigen Hauptstadt. Neben dem Tourismus zählen ausgedehnte Orangen- und Dattel-Plantagen in der Küstenebene, die durch Quellwasser aus dem nahegelegenen Gebirge bewässert werden, zu den wichtigen Wirtschaftsfaktoren.