Bellevue Rheinhotel

Ehrlich gesagt, so ein Kleinod an Hotel hätte ich im eher beschaulichen Boppard nicht erwartet: Das 1916 im Jugendstil errichtete und sich seit langem in Familienbesitz befindliche "Bellevue" existiert aber tatsächlich und ist sicher eines der romantischten kleinen Hotels am Mittelrhein. Freunde modernen oder gar stylischen Designs werden ob der Architektur und des Ambientes vielleicht die Nase rümpfen, aber hier sollten sie einmal eine Ausnahme machen: Das "Bellevue" verfolgt seinen (Jugend-Stil konsequent, die öffentlichen Bereiche (Rezeption, Restaurants) , die mit roten Teppichen ausgelegten Treppenwege, die großzügigen Zimmerflure sowie die Zimmer selbst künden geschmackvoll von einer vergangenen Zeit und verfügen dabei doch über alles technische Equipment, das sich der moderne (Geschäfts-) Reisende von heute wünscht. Antikes Mobiliar, ZIerrat und Gebrauchsgegenstände (z.B. ein alter Radio aus den 50ern...), wie man es/sie vor 50 oder 100 Jahren in bürgerlichen Haushalten vorfand, haben hier ihren Platz gefunden, gewissermaßen ist ein Aufenthalt in diesem Hotel auch eine Zeitreise. Preislich ist das "Bellevue" angesichts Lage und Qualitätsniveau durchaus als günstig zu bezeichnen (ich bezahlte bei Direktbuchung ca. 95 €), zusätzliche 9 € werden für das Parken in der hoteleigenen Parkgarage verlangt. Das Frühstück kommt für Privat-/Geschäftsreisende noch hinzu.

Die Zimmer und Suiten verteilen sich auf 5 Etagen, diese sind entweder über das stilvolle Treppenhaus oder per Aufzug erreichbar. Ich hatte ein ruhiges Zimmer mit Stadtblick reserviert und genoß in meinem geräumigen Zimmer (Studio, 4. Stock) besten Wohnkomfort. Der Clou war sicherlich das an zwei großen Doppelfenstern positionierte Boxspringbett, aus dem man wunderbare Stadtblicke genießen konnte. Das Equipment des Zimmers bestand aus einem tollen Holzboden, dem erwähnten Bett mit allerdings doch recht weicher Matratze (auch der ein oder andere andere Gast bemängelte dies ...), Schreibtisch mit CD-Player und Radio , geräumiger Garderobe mit Elsafe (bitte Bedienungsanleitung auslegen!), einem Polsterstuhl, Flachbild-TV und Kühlschrank. Die Beleuchtung war optimal, als Klimaanlage diente ein gut kühlender und dreistufiger Tischventilator. Das Bad ebenfalls in bestem Zustand mit WC, Duschkabine mit Rainshower, Designer-Waschtisch mit extra viel Ablagefläche und Shampoos/Seifen, Kosmetikspiegel, effizientem Haarföhn und flauschigen Hand- und Badetüchern. Die räumilche Aufteilung war gut durchdacht, die Gemütlichkeit kam nicht zu kurz. Zu erwähnen ist noch, daß die Minibar-Preise mit durchschnittlich 1 € pro Getränk konkurrenzlos sein dürften, bei meinen vielen Hotelaufenthalten habe ich ein ähnlich attraktives Angebot kaum je vorgefunden. Auch für die Sauberkeit des Studios gibt es gerne 6 Sonnen.

Das Hotel bietet verschiedene Restaurants und eine plüschige Bar an, ich nahm hier lediglich das ab 6.30 Uhr vorgehaltene Frühstück ein. Das "breakfast" wird aktuell teils als relativ umfangreiches Buffet, teils mit Service durchgeführt, Kaffee in Kännchen und Eierspeisen (mit Ausnahme der aufliegenden gekochten Eier) werden von den rührigen und flinken Frühstücksdamen an den Tisch gebracht. Alles etwas umständlich und zeitaufwändig, aber das System klappte recht gut und die Wartezeiten waren akzeptabel. Sehr schön auch das vor dem Hoteleingang direkt am Rhein gelegene "Le Jardin", hier kann man, wenn man nichts essen will, auch mal nur ein kühles Bier oder ein Glas Wein bestellen.

Alle Mitarbeiter, mit denen ich Kontakt hatte - Empfang, Gastro - erwiesen sich als äußerst gästeorientiert, freundlich und hilfsbereit. Besonders möchte ich die beiden jungen Herren an der Rezeption erwähnen, die alles hervorragend im Griff hatten und das Wort "Nein" nicht kannten. So war auch ein verlängerter Aufenthalt in der Garage kein Problem. Größere Dienstleistungen habe ich nicht in Anspruch genommen, WLAN ist frei verfügbar, Gepäck kann untergestellt werden. Erfreulich, daß die Mitarbeiter am Empfang und in den Restaurants Visier statt Maske tragen konnten und damit zu einer viel besseren Kommunikation beitrugen.

Das Hotel liegt prominent am pittoresken Rheinufer der Stadt, das Ankommen mit dem PKW gestaltet sich wegen Umleitungen/Einbahnstraßen und enger Gassen ohne Navi als etwas "tricky". Wenn man das Hotel endlich erreicht hat, empfiehlt es sich, einzuchecken und erst danach sein Fahrzeug mit einem beim Check-In übergebenen Plan in die Tiefgarage zu fahren. Diese befindet sich am oberen Ende der gleich hinter dem Hotel beginnenden Christen-Straße und ist hell und geräumig. Das Zentrum des Städtchens ist nach ein paar Minuten erreicht, hier finden Sie alles von Geschäften bis zu teils sehr gemütlicher Gastronomie. Besonders schön fand ich das (Alltags-) Leben am Marktplatz, die nett gestaltete Freiluftgastronomie ist ein Treffpunkt für Einheimische und Gäste.

Beliebte Aktivitäten

• Geschäftsreise

Daß sich ein relativ kleines Stadthotel einen Indoor-Pool leistet, ist bemerkenswert, unterstreicht aber den Anspruch, seine Gäste wirklich verwöhnen zu wollen. Der Pool fällt nicht arg groß aus, ist aber für den ein oder anderen Schwimmzug ausreichend. Das Wasser "dubaiwarm", angesichts der mit 35 Grad extrem hohen Außentemperaturen hätte man sich ein paar Grad weniger gewünscht, aber das wiederum ist nun Meckern auf höchstem Niveau. Badetuch/Bademantel liegen auf dem Zimmer auf, wegen Corona müssen die gewünschten Schwimmzeiten derzeit an der Rezeption angemeldet werden.