Blue Lagoon Village

"Inkompetenz" und "ITS" beginnen beide mit "I". Eigentlich wollte ich einen ruhigen und erholsamen Urlaub in einem Erwachsenenhotel - dem Blue Lagoon Ocean, so gebucht bei ITS - verbringen. Leider ist dann meinem Reiseveranstalter zwei Tage vor Abflug plötzlich eingefallen, dass mein gebuchtes Erwachsenenhotel ja gar nicht geöffnet hat, weshalb ich dann hierher umgebucht wurde - ins Blue Lagoon (Klein- und Kleinstkinderbrüll-) Village von Kos. Eine echte Zumutung für einen ruhesuchenden Alleinreisenden! Kindergebrüll und -gequengel zu jeder Mahlzeit, zu jedem Cocktail, zu jedem Nickerchen im Schatten. Kaum hat man ein ruhiges Schattenplätzchen gefunden, schiebt einem schon wieder irgendwer einen Kinderwagen mit brüllendem Inhalt an den Nebentisch oder an die Nebenliege. Zum Glück ist die optisch ansprechende und moderne Anlage sehr weitläufig und war dank Corona nicht voll ausgelastet, so dass es mir zumeist gelang, der Dauerbelärmung wenigstens teilweise zu entfliehen und mich mit Ouzodini zu betäuben. Auch lag mein Zimmer mit eigenem Pool am anderen Ende der Anlage - dort waren außer mir nur kinderlose Paare einquartiert. Wahrscheinlich so etwas wie der kinderlärmfreie Hotelbereich. So war wenigstens ungestörte Nachtruhe gegeben. Anders als in der Hotelbeschreibung verlautbart spricht hier niemand Deutsch, sondern nur Englisch, und das überwiegend schlecht. Ich als gut Englisch sprechender Gast hatte Probleme, das Rezeptionspersonal zu verstehen. So etwas darf nicht sein! Das Prozedere des Vor-Abreise-Covid-Tests ist dilettantisch und muss professionell durchgeführt werden! Entweder läuft der ganze Prozess nur online oder nur über das Hotelsystem am TV oder nur über die Rezeption! Das derzeitige Gemisch aus ahnungslosem Rezeptionspersonal, Online-Buchung über Händi plus physikalischer Arzttermin nur über's Hotel-TV ist untragbar! Das verärgert jeden Gast! In den letzten beiden Tagen vor meiner Abreise wurde es noch recht voll, die Leute wurden da nur noch etappenweise in die Speisesäle gelassen. So macht Urlaub keinen Spaß. Perfektes Timing für den Heimflug, kann man da nur sagen. Fazit: für Familien mit Brüllkindern und Engländer allgemein eine Urlaubsempfehlung, für ruhesuchende, nicht englische Erwachsene eine Folterkammer.

Ich hatte ein Doppelzimmer zur Alleinnutzung mit phantastischem Meerblick bis zur Nachbarinsel. Groß, geräumig, mit eigenem Pool. Es hätte so schön sein können - aber siehe "Service"!

Das Giros hier ist eine Frechheit. Es besteht zur Hauptsache aus Schwarte, Fett und anderen Schlachtabfällen. Mag sein, dass englische Feinschmecker das toll finden - ich finde das nur eklig und fütterte die zahlreich bettelnd um die Tische streichenden Katzen damit, und selbst die haben es nicht alle gefressen. Beim Abendessen ist der Fleischanteil seltsamerweise höher - offenbar werden die Schlachtabfälle bevorzugt am Mittagsbüfett an die anspruchslose Vielfraß-Klientel verfüttert. Das Frühstück ist lobenswert - griechisch-englisch-kontinental. Da findet jeder etwas. Auch der zum Ausschank kommende Filterkaffee schmeckt gut und wird nachgeschenkt, solange man möchte.

Das Badezimmer stank immer modrig, ein Beleg für mangelhafte Reinigung und fehlende Desinfektion. An meinem letzten Urlaubstag wurde mein Zimmer vorsichtshalber überhaupt nicht mehr gereinigt, obwohl ich den ganzen Tag "Please make up my room now" draußen hängen hatte. Mit dem gewissenhaften Putzen hat man es hier offenbar nicht so - der Haufen Vogel- oder Kleinkinderscheiße vor dem Zimmer 1616 (siehe Foto) lag dort - obwohl nicht zu übersehen - meinen ganzen Urlaub über. Die Kaffeezubereitungsausrüstung auf dem Zimmer wurde kein einziges Mal nachgefüllt, ebenso wenig der Kühlschrank mit wenigstens 1x Wasser pro Tag. Das ist alles kein 5-Sterne-Standard, nicht mal 4 reichen da - das 5-Sterne-Zertifikat gab es wohl irgendwo im Internet zum selber herunterladen. Am besten war die nette moppelige Lobbybarfrau, die mir geholfen hat, meinen Kummer über die mißratene Umbuchung in Ouzodini zu ertränken. Auch die nette und ebenso moppelige Kaffeefrau im Frühstücksrestaurant hat Lob und eine Gehaltserhöhung verdient. Überhaupt ist das gesamte Personal recht nett, nach Trinkgeldgabe natürlich besonders nett.

Das Hotel liege in einem Steinbruch, hat hier jemand geschrieben. Optisch sieht es tatsächlich so aus. Allerdings ist der Meerblick phantastisch. Ringsherum ist nur karge griechische Prärie. Nichts mit mal eben an der Strandpromenade entlang in den nächsten Ort schlendern, so wie auf Malle - das gibbet hier nicht. Wenn man mehr als einen reinen Badeurlaub will, ist ein Mietwagen unentbehrlich. Ein Verleiher ist im Hotel - wie praktisch.

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