Design Hotel Neruda

Dieses Hotel vereint in seltener Ausprägung absolute Gegenteile. Das Gebäude selbst in Teilen aus dem 14. Jahrhundert - jüngst modernst renoviert. Die alten Hausteile Stil-erhaltend hergerichtet - mit trendigen An- und Ausbauten ergänzt. Schon auf den Gängen wechseln sich historische Truhen dekoriert vor alten Backsteinmauern mit Grafikdrucken in wundervoll geschwungenen Sichtbetonfluren ab. Dies setzt sich bis in die Zimmer fort, die modern-zweckmäßig eingerichtet sind incl. Flachbildschirm, Safe und gut bestückter Minibar. Die Konzeption der Zimmer selbst - tja, hier liegt eindeutig der Hase im Pfeffer. Mein Zimmer eher klein und lediglich mit einem in einer Art engem Schacht befindlichen Oberlicht ausgestattet. Folge: selbst bei herrlichstem Sonnenschein ist das Zimmer so dunkel, dass ohne Licht Dunkelheit herrscht. Ausblick? Ja, in den Himmel. Von der außergewöhlichen Lage des Hotels, direkt an der Prager Burg am Ende des Königswegs, ist leider absolut nichts zu sehen, aber zu hören, da der Königsweg direkt an besagtem Oberlicht vorbeiführt und tausende von Menschen vorbeimarschieren, laut ah und oh skandierend. Lichtschalter an völlig unsinnigen Stellen angebracht lassen insbesondere Nachts den Weg ins Bett und Badezimmer zu einem Blinde-Kuh-Spiel werden. Das fensterlose Badezimmer toll in Style und Materialien, Schiefer-gefließte Wände, Stahlwaschbecken, riesige Badewanne, aber keine Dusche oder Duschvorrichtung in der Wanne. Bleibt also nur ein Vollbad oder eine in der Wanne-hockend-mit-Dusche-über-den-Kopf-halten-Katzen-Dusche. Hier ist eindeutig die Entscheidung pro Design und kontra Funktionalität getroffen worden. Kollegen hatten wirklich riesige Zimmer mit Fenstern in Zimmer und Bad, teilweise mit freistehender Badewanne. Fehlende Ablagen, Lichtschalter und Dusche haben alle moniert. Bei Buchung ist also also dringend angeraten, explizit das Zimmer mit den gewünschten Ausstattungsmerkmalen zu reservieren und sich dies schriftlich bestätigen zu lassen. Das Frühstück enttäuschend, wenig Auswahl, minderwertiges Rührei, fast ungenießbarer Kaffee - jedoch herrlicher Frühstücksraum im überdachten Atrium. Die Lage sensationell direkt an der Prager Burg am Ende des Königswegs und in 10 Minuten Fußgehentfernung die Karlsbrücke. Fazit: Oh je, wirklich ganz schwierig. Das "Function follows form"-Prinzip lässt hier ein wirklich tolles visuelles Juwel entstehen. Nur drin wohnen gestaltet sich mehr als schwierig.

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