- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Wir waren für etwa eine Woche auf dem Hof der Familie Ammersinn zu Gast. Als wir gegen 16 Uhr ankamen, wurden wir freundlich von der Hausherrin begrüßt, sie zeigte uns sogleich auch die Wohnung. Auf der Homepage der Familie steht:“Pferde sind unsere große Leidenschaft, und daran lassen wir gerne unsere Feriengäste teilhaben.“ Zweifelsohne leben die Tiere auf diesem Hof ein wunderbares und artgerechtes Leben. Es gibt dort Kühe und Pferde, von denen die meisten immer draußen auf der Weide leben, außerdem zwei Katzen und Hühner. Die Ziegen und den Hund, die ebenfalls auf der Homepage erwähnt wurden (Stand:Juni 2022), gibt es zwischenzeitlich scheinbar nicht mehr und auch, was die Teilhabe am Bauernhofleben betrifft, blieb diese aufs reine „hinter Absperrungen gucken“ begrenzt. In den Gästebüchern, die unsere Kinder zufällig im Wohnzimmer entdeckten, berichten begeisterte Feriengäste von Kutschfahrten und Ausritten. Die alte Kutsche steht zwar noch auf dem Hof, doch uns wurde derlei nie angeboten. Weiter heißt es auf der Homepage:“Vor allem Familien kommen gern zu uns, um das Hofleben zu genießen und abzuschalten. Einen Hauch von Abenteuer und Romantik erleben Sie beim Grillabend beim Lagerfeuer.“ Keine Ahnung, ob und wann diese Grillabende noch stattfinden, uns wurde ein solcher weder angekündigt noch haben wir ihn gesehen. Mit dem Hofherrn selbst hatten wir kaum Kontakt und nicht mehr als „Hallo“ und wenige Sätze gesprochen. Auf unsere Nachfrage bei ihm, ob unsere Kinder vielleicht mal irgendwo mithelfen, vielleicht mal die Hühner füttern dürften, antwortete er knapp mit „Nein“. Sicherlich ist so ein Hof kein Spielplatz und müssen Eltern nach ihren Kindern gucken. Dass Kinder aber nicht einmal auf Nachfrage zur Fütterung dazu kommen noch irgendeinen winzigen Beitrag leisten oder etwas erklärt bekommen, habe ich in meinen bisherigen Aufenthalten und auch jahrelangem Leben auf dem Dorf noch nie erlebt. Die Gäste teilhaben zu lassen, beschränkt sich hier ganz klar darauf, dass sie in der Ferienwohnung leben dürfen und das war’s. Auch den Hof haben wir nie gezeigt bekommen. Wie und wo wir zum Beispiel unseren Müll entsorgen können, das mussten wir selbst erfragen und auch das WLAN-Passwort haben unsere Kinder nur durch Zufall in einer Schublade auf einem Notizzettel entdeckt. Es gab wenig Berührungspunkte mit der Gastfamilie, wenngleich sie jederzeit freundlich waren und die Hausherrin uns bei der Ankunft auch mal Tipps für Ausflüge in der Umgebung gegeben hat. Mein persönliches Fazit: Wer einfach nur im Allgäu eine saubere Ferienwohnung mieten möchte, die etwas abseits liegt und einen netten Blick auf Berge und Tiere bietet, ohne dabei besonderen Wert auf Komfort oder Modernität zu legen, der ist hier goldrichtig. Wer jedoch -so wie wir- seinen Kindern ein bisschen was von der Landwirtschaft zeigen und hautnah vermitteln wollte, der wird enttäuscht sein. Wir lieben das Allgäu und waren schon etliche Male da. Für die Ferienwohnung auf einem Bauernhof haben wir uns vor allem der Kinder wegen entschieden. Es wäre zumindest ein Gebot der Fairness, bereits auf der Homepage zu erwähnen, dass Kinder auf dem Hof nicht helfen dürfen oder eingebunden werden können. Denn tatsächlich haben unsere von den Bauernhoftieren dort nicht mehr gehabt als von allen anderen, die man hinter den Zäunen an der Landstraße gesehen hat. Selbstverständlich ist mir das Prinzip der Offenlandhaltung bekannt. Wir haben keinen großen Zinnober erwartet, kein Ferienprogramm oder Ähnliches oder einen Streichelzoo, aber vielleicht schon eine kleine Führung über den Hof, das Zeigen der Tiere und landwirtschaftlichen Maschinen, vielleicht eine Runde mitfahren im Traktor oder die Möglichkeit für die Kinder, ein paar Körner für die Hühner zu streuen oder nem Pferd eine Möhre zu füttern. Die auf der Homepage versprochene „Leidenschaft“ ist auf uns definitiv nicht übergesprungen. Unter diesen Umständen hätten wir uns persönlich dann eher für eine zentral gelegene Ferienwohnung mit Königscard als Startpunkt für Ausflüge entschieden. Wir werden deshalb nicht nochmal kommen.
Die Ferienwohnung „Im Solar“ liegt im Wohnhaus der Familie im ersten Stock und besteht aus einem Wohn- sowie einem kleinen und einem großen Schlafzimmer sowie Küche und Bad und ist schon etwas in die Jahre gekommen. Bei der Wohnstube passt das Mobiliar aus Massivholz trotzdem noch gut zum Allgäuer Flair, bei dem fensterlosen (und somit per se ziemlich dunklen) Badezimmer hingegen können die alten Fliesen und Holzvertäfelungen und die nicht mehr besonders ansehnliche Toilette keinen besonderen Charme vermitteln. Im Kinderzimmer (bzw dem kleineren der zwei Schlafzimmer mit zwei Einzelbetten)setzt sich das Bild fort. Dort gibt es immerhin eines der einzigen zwei Fliegengitter, dennoch ist die Wand -vielleicht bereits aus dessen Vorzeit- komplett gesprenkelt mit den Flecken totgeschlagener Insekten. Problem ist dabei aber, dass es keinen Rollladen, sondern nur Fensterläden gibt, die durch das Fliegengitter nicht zu erreichen sind. Dementsprechend kann man das Zimmer nur dann verdunkeln, wenn man das Fliegengitter leicht anhebt und an die Fensterläden greift, was recht unangenehm ist. Oder aber man lebt mit der Helligkeit und damit, dass man eben nur die Vorhänge zuziehen kann. Das große Schlafzimmer mit Doppelbett und rustikalem Kleiderschrank hat auch etliche „Klatschflecke“ an der Wand, jedoch nicht ganz so viele wie im anderen Schlafzimmer, und es gibt nur eine Kleiderstange und ein Einlegebrett zum Verstauen der Kleidung im Schrank. Hinter der Tür hängt ein Wäscheständer an der Wand, so dass man auch mal per Hand gewaschene oder (vom Schwimmen/Duschen) nass gewordene Kleidungsstücke auf dem Balkon, der über Wohn- und Elternschlafzimmer erreichbar ist, aufhängen kann. Entgegen meiner Befürchtung, dass wir dank Schnaken (Flecken an der Wand) schlimme Nächte durchleben würden, schlief es sich aber in dem großen Doppelbett sehr angenehm und bequem und auch die Kinder wurden im kleinen Schlafzimmer nicht zerstochen. Bettwäsche und Handtücher sind übrigens selbst mitzubringen, dies wussten wir aber im Voraus. Auch, dass das Mobiliar der Wohnung schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, war bereits auf der Homepage ersichtlich. Die Küche ist der modernste Teil der Ferienwohnung. Die neue Einbauküche ist anschaulich, sauber und zweckmäßig, gegenüber der Küchenzeile können die Mahlzeiten an einem länglichen Tisch mit Barhockern (allesamt neu) eingenommen werden. Der große Tisch im Wohnzimmer mit der Sitzbank ist für eine Familie allerdings praktischer, aber das ist ja Geschmackssache. Tabs für den Geschirrspüler, Filtertüten für die Kaffeemaschine und Backpapier sind vorhanden, ausreichend Kochutensilien, Geschirr, Pfannen und Töpfe auch. Ebenso Spüllappen, Geschirrtücher, Spüli und Flüssigseife im Bad. Auch der Linoleumboden in der Küche ist neu, im Rest der Wohnung liegen noch Teppichböden, denen man ihr Alter durchaus ansieht. Als wir eintrafen, war die Wohnung frisch gesaugt und geputzt, lästig waren lediglich die vielen toten Fliegen auf den Fensterbrettern der Fenster im Wohnzimmer, die habe ich selbst entfernt, weil es fast unmöglich ist, seine Kleinkinder dort fernzuhalten, wenn doch gerade die Kuh- und Pferdeherde da draußen vorbei zieht und sie das gern sehen möchten. Auch muss man bei Kleinkindern aufpassen, dass sie die Fliegenklebestreifen, die dort an fast jedem Fenster angebracht sind, nicht anfassen.
Eher abseits gelegener Hof in der Nähe von Lengenwang. Wer Ruhe sucht, ist hier gut aufgehoben.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Vieles, das für die Kinder auf dem Hof zur Verfügung steht, ist schon alt und/oder bereits kaputt. Das beginnt bei dem Spielturm mit Sandkasten, Rutsche und Schaukel vorm Hof und endet bei den Kinderfahrzeugen, die auch teilweise auf der Homepage abgebildet sind. Der Anhänger des Maxi-Kettcar hat zum Beispiel einen Platten, bei einem Kettcar ist das Plastiklenkrad zerbrochen. Ein Kinder-Reiterhelm hängt quasi symbolträchtig mit Spinnweben überzogen nebendran an der Scheune. Wohl ein Relikt aus alten Tagen. Die Plastikschaukel hat einen dicken Riss, der sich bei Regen mit Wasser füllt und der Sandkasten besteht kaum noch aus Sand sondern einer harten, steinigen Masse. Darauf verteilt liegen viele alte, ausgebleichte Sandspielsachen. Die Rutsche und das Wipptier hingegen sind noch intakt. Vor dem Haus gibt es weiterhin eine gemähte Rasenfläche mit zwei Fußballtoren und im Hausgang stehen Federballschläger. Im Wohnzimmer unserer Wohneinheit gab es in einer Schublade ein Holzmemory und ein Gesellschaftsspiel.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Familie |
Dauer: | 1 Woche im Juni 2022 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Jana |
Alter: | 41-45 |
Bewertungen: | 1 |