Gesundheits- und VitalCenter Gollée

Nach Schlemmer-Türkeiurlaub verbrachten meine Mutter und ich eine Woche zum Abspecken in diesem Hotel, das wir aus dem TUI-Vital-Katalog mitsamt Fitness-Programm gebucht hatten. Die erste Enttäuschung war die Hotelanlage selbst. Das Foto im Katalog lässt den winzigen Ausschnitt des Hotels, der hier dargestellt ist, viel größer wirken. In echt sind die Häuser, in denen man untergebracht ist, von außen recht hässlich (wie typische Mietskasernen) und werden nur durch Balkonblumen etwas verschönert. Es sind fast ausschließlich Gäste jenseits des Rentenalters im Hotel. Im Katalog entsteht der Eindruck, als handele es sich hier um ein Wellness- und Sporthotel. Tatsächlich sind mehr als 90% der Gäste jenseits der 70, die auf Kosten der Krankenkassen hier kuren. Finger weg, wenn man einen Wellnessurlaub sucht!

Unser Zimmer war sehr klein und total altmodisch eingerichtet. Das hässlich grün geflieste Bad könnte mal eine Erneuerung gebrauchen. Die Tapete hat mich 20 Jahre älter werden lassen. Die Betten quietschten bei jeder Bewegung. Leider ging der Balkon über drei Zimmer ohne Abtrennung. Sehr hellhörig: Wenn unsere Nachbarn die Tagesschau guckten, brauchten wir unseren eigenen Fernseher nicht anzustellen. Sehr nervig die Doppeltüren am Zimmereingang.

Da wir ja abspecken wollten, war die Gastronomie für uns eigentlich ideal, denn sie war nicht genießbar. Ich möchte nur drei Beispiele nennen: Spargel mit undefinierbarer Pinienkernsoße (die geschmacklich definitiv überhaupt nicht zu Spargel passte) und einem weich gekochten, offenbar vom Frühstück übrig gebliebenen Ei aufgeklappt darüber. Würg! Farfalle mit Spinatsoße, eigentlich ganz lecker, nur leider wurden die Nudeln nicht gesiebt, so dass sie auf dem Teller noch fingerhoch im Kochwasser schwammen. Lachs im Blätterteig: nette Idee, wenn der Lachs nicht total versalzen und der überforderte Herr, der zum Portionieren eingeteilt war, nicht so winzige Stücke geschnitten hätte, dass man entweder nur Lachs oder nur Blätterteig auf dem Teller hatte, weil der jeweils andere Part nämlich unter dem Messer verrutscht war. Das Brot zum Frühstück war nicht immer frisch. Sachen, die einmal alle waren, wurden nicht mehr nachgefüllt.

Service? Existiert in diesem Haus nicht. Man muss sich abends sein Mittagessen für den nächsten Tag bestellen und zu diesem Zweck einen gestressten Mitarbeiter anhalten, der die Wünsche notiert. (Wäre es nicht einfacher, Zettel zum Ankreuzen auf die Tische zu legen?) In einer Woche ist es uns zweimal passiert, dass wir das falsche Essen bekamen. Ganz schlecht ist, dass einfach keine Bar oder Ähnliches existiert. Getränke müssen von der Rezeption geholt werden! Hatte man nachmittags ein Anliegen, so musste man sich in eine lange Schlange einreihen, bis die Omis ihr Kännchen Kaffee und ihre Sahnetorte bestellt hatten. Zu wenig Personal an der Rezeption! Getränkewünsche, die abends über Wasser und Tee hinaus gingen, musste man sich ebenfalls persönlich an der Rezeption erfüllen. Ein untragbarer Zustand! Selbstverständlich wird auch erwartet, dass man sein Tablett dann selbst wieder an die Rezeption zurück bringt. Unter Service verstehe ich etwas ganz anderes. Finger weg von der Kosmetikabteilung! Ich habe für 39,- Euro die "Klassische Gesichtsbehandlung" vornehmen lassen, die eine Stunde dauern und Peeling, Ausreinigung, Gesichtsmassage, Augenbrauenzupfen und noch einige Schnickschnacks enthalten und eine Stunde dauern sollte. Von der einen Stunde war die Kosmetikern 20 Minuten weg. Sie sagte mir gleich zu Beginn, dass sie schon mit den Gedanken im Wochenende sei und dass sich die Freitag-Nachmittag-Termine immer wie Kaugummi in die Länge ziehen würden. Die "Ausreinigung" beschränkte sich auf den Stirnbereich, die Milien auf meinen Wangen wurden ebensowenig entfernt wie meine Nasen- und Kinnpartie gereinigt. Auf eine Porenerweiterung und Hautaufweichung durch Wasserdampf verzichtete sie gänzlich. Während der Ruhephase vergaß sie die Augenpads, wie sie selbst entsetzt nach ihrer 20minütigen Abwesenheit feststellte, und als sie mich entlassen wolle, musste ich sie darauf aufmerksam machen, dass sie meine Augenbrauen noch nicht korrigiert hatte. Alles in allem die schlechteste Kosmetikbehandlung, die ich je erfahren habe. Entweder durch die von ihr verwendeten Kosmetika oder durch die unsachgemäße Reinigung habe ich jetzt mehr Unreinheiten als vor der Behandlung.

Einsam in einer Straße neben anderen Hotels und Kliniken. Zur Kirchberg-Therme, die mitbenutzt werden kann, muss man einen sehr steilen Berg hinauf gehen. Zum Kurpark sind es vielleicht zehn Gehminuten, zur "Innenstadt", wenn man diese so nennen kann, vielleicht fünfzehn. Der Bahnhof ist keinesfalls nur 200 Meter vom Hotel entfernt, wie es im Katalog steht, sondern bestimmt ein Kilometer.

Beliebte Aktivitäten

• Wellness
• Sport

Netter Pool und gutes Thermalsolebad, schöne Therme, in der man fast immer alleine war (den alten Leuten war wohl der Weg den Berg hinauf zu beschwerlich), gut ausgestattetes Fitnessstudio, nette Sportangebote. Lediglich die abends angebotenen Spiele trafen unseren Geschmack nicht (Kniffel- und Rommeeturniere). Die Mitarbeiter im Sportbereich hielten es nicht für nötig, sich vorzustellen, erklärten die Übungen oftmals nur unzureichend und erschienen immer zu spät zu den Terminen. Ein Mitarbeiter fand es sehr lustig, während der Gymnastik rassistische und frauenfeindliche Witze zu machen.