- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr schlecht
- Zustand des HotelsSehr gut
- Allgemeine SauberkeitSehr gut
Dieses Schlosshotel zählt zur absoluten Oberliga und wurde nicht zu Unrecht mit zahlreichen Awards überhäuft. Angefangen von der luxuriösen Ausstattung über die permanente Aufmerksamkeit und Freundlichkeit des kompetenten jungen Personals bis hin zur exklusiven Küche und der absoluten Ruhelage bietet das Hertelendy alles, was ein Gast für ein unbeschwertes Urlaubsvergnügen erhofft und in dieser Preiskategorie auch erwartet. Ein professioneller Hoteltester hat in einer TV-Sendung einmal erklärt, die Klasse eines Hotels könne man in erster Linie an der Qualität des WC-Papiers beurteilen, weshalb er dieses Accessoire immer als erstes prüfe. Ein weiser Satz, der sich auch hier bewahrheitet hat! Unter der Führung einer Schweizer Investorengruppe wurde das Schloss vorbildlich renoviert und gleicht jetzt einem Schmuckkästchen, das seinesgleichen sucht. Selbiges gilt für die Nebenanlagen inkl. Teichlandschaften mit laut quakender Froschpopulation und den ausgedehnten gepflegten Schlosspark. Ein kleiner Fehler ist den Gestaltern allerdings unterlaufen: Das Marmor-Bodenschachbrett in der Nähe des Außenpools wurde falsch beschriftet, sprich die a-h-Linie mit der 1-8-Linie vertauscht (aus Spielersicht rechts unten – also h1 bzw. a8 – muss das Feld immer weiß sein). Kaum waren wir an der Schlosstreppe (mit rotem Teppich) vorgefahren, wurden wir schon von der heraneilenden Rezeptionistin und einem Kofferträger begrüßt, der unser umfangreiches Gepäck sogleich entlud und ins Zimmer schaffte, während wir an der Rezeption bei einem Glas Sekt die Formalitäten erledigten. Auch ums Auto musste ich mich nicht weiter kümmern – dieses wurde von einem Bediensteten übernommen, zu meinem Erstaunen aber nicht in der Hotelgarage, sondern im Freien geparkt (mein Mercedes 600-V12-Coupé, zugegebenermaßen älteren Baujahres, hätte sich dennoch würdig unters Dach zum hoteleigenen Rolls-Royce gesellen können). Wir hatten ein Superior-Zimmer direkt im Schloss gebucht und ein sehr schönes Eckzimmer (Nr.15) bekommen, das auf zwei Seiten Fenster hatte und somit erfreulich hell war. Die gediegene Möblierung weist zwar schon einen leichten Touch ins Kitschige auf, passt aber gut zum Stil des Hauses. Bei der Betrachtung der Homepage-Fotos vor unserer Ankunft hatte ich mich schon gefragt, was es mit diesem weißen Kästchen am Fußende des Doppelbetts auf sich hat. Des Rätsels Lösung: Darin befindet sich der Flat-TV, der auf Knopfdruck ausgefahren werden kann – eine elegante und platzsparende Lösung. Etwas verwundert waren wir, dass sowohl im Zimmer als auch in den allgemeinen Bereichen des Schlosses (Speisesaal, Nebenräume, Foyer) keine Perser, sondern bloß maschinengewebte Teppiche vorhanden sind, die allerdings sehr edel wirken und zum Ambiente hervorragend passen. Auch das Badezimmer war mit allen erdenklichen Features höchst luxuriös ausgestattet (Badewanne und eine 1x1 m große Duschkabine extra, Doppelwaschbecken, etc.), wobei uns Kleinigkeiten wie geschliffene Zahnputzgläser oder die täglich frisch befüllte kleine Blumenvase zusätzlich erfreuten. Merkwürdigerweise fehlte aber ein Bidet. Die Zimmerreinigung erfolgte prompt, sobald wir zum Frühstück gingen, wobei die Bettdecken und die Nachtgewänder stets auf andere Weise kunstvoll drapiert wurden; während des Abendessens wurden die Betten zum Schlafengehen aufgedeckt, die schweren Samtvorhänge zugezogen, auf die Nachtkästchen je eine Flasche Wasser gestellt sowie ein süßes „Betthupferl“ bereitgelegt. Die Betten stammen von einem Schweizer Spezialhersteller (auf dem Nachttisch lag ein umfangreicher Prospekt), sind aber gewöhnungsbedürftig, weil man darin wie in einer Mulde versinkt – was dem guten Schlaf allerdings keinen Abbruch tut. Der mit allen Schikanen ausgestattete, im Keller gelegene SPA- und Wellnessbereich erwies sich als ebenso exklusiv wie das übrige Anwesen; es war darin aber ziemlich finster und stickig, weshalb sich die Badegäste lieber am Außenpool aufhielten. Unsere Meinung zum Thema Gastronomie ist zwiespältig – viel Licht bedingt eben auch viel Schatten: Die Mahlzeiten können im prächtigen Speisesaal des Gourmet-Restaurants „Albizzia“ oder auf der Schlossterrasse eingenommen werden – beides ein höchst eleganter Rahmen für die Verköstigung. Das Frühstücksbuffet bot erlesene kalte Spezialitäten; warme Speisen konnte man aus einer recht umfangreichen Frühstückskarte bestellen (haben wir wegen unserer Erfahrungen beim Abendessen – lange Wartezeiten - aber nie gemacht). Unser Paket beinhaltete auch Halbpension, bestehend aus einem dreigängigen Wahlmenü (für jeden Gang gab’s zwei Auswahlmöglichkeiten) und bekamen wir als Extra meist auch noch einen Zwischengang serviert (ein köstliches Sorbet). Die Speisen – ausgefallene/abgehobene Kompositionen à la Haubenküche - wurden allesamt sehr aufwändig zubereitet und serviert; als Wiener darf ich sagen: „überkandidelt“. Das Abendmenü war am Nachmittag während der Coffee-/Tea-Time (mit köstlichen Kuchenvariationen!) vorzubestellen, unter Bekanntgabe des genauen Zeitpunkts unseres Kommens (damit die Küche alles vorbereiten kann). Leider mussten wir trotz eher geringer Hotelbelegung und pünktlichen Eintreffens dennoch lange Wartezeiten zwischen den Gängen auf uns nehmen. Geschmeckt hat uns beileibe nicht alles; mundeten manche Gänge hervorragend, gab es andere, die uns gar nicht zusagten. Einmal war auch die Wahlmöglichkeit bei einer der Hauptspeisen (Tintenfisch oder Lammkeule) sehr unglücklich konzipiert – wir mögen beides nicht. Irritiert hat uns ferner das ach so gesunde „Bio-Zeugs“ aus eigenem Anbau – die deftige originäre ungarische Küche ziehen wir eindeutig vor (allerdings waren zB die selbstgepressten Fruchtsäfte wiederum ein Gedicht). Am ersten Abend wurden wir mit einem Überraschungsdessert verwöhnt: Die Kellner servierten mir - im Duett „Happy Birthday“ singend - eine (fantastisch schmeckende) Torte und gratulierten mir zu meinem 50-er. Ich war darüber richtiggehend gerührt, weil ich von meinem Festtag nichts gesagt hatte und dieser der Hotelleitung offenbar von selbst aufgefallen ist. Eines anderen Abends unterhielt uns eine ungarische Konzertpianistin, die mit ihrer Familie hier als Gast weilte, mit ein paar Akkorden auf dem weißen Steinway-Flügel im Foyer, was ebenfalls recht stimmungsvoll war. Hier seien noch ein paar Kleinigkeiten angeführt, die mir negativ aufgefallen sind, wobei man Fehler oder Unzulänglichkeiten in diesem Haus aber wirklich fast mit der Lupe suchen muss: Zum Nachmittags-Espresso wurde kein Zucker mitserviert (ich musste diesen immer erst von einem Nachbartisch stibitzen); weiters fehlten bei allen Mahlzeiten Zahnstocher, die sonst stets beim Gewürzständer zu finden sind (vielleicht gilt der Gebrauch eines solchen Utensils im Schloss als zu wenig nobel). Auch Aschenbecher waren Mangelware, obwohl das Rauchen im Freien gestattet ist. Totale Perfektion darf man also selbst in einer 5*-Superior-Anlage nicht erwarten und wäre eine solche auch nicht menschlich, sondern geradezu unheimlich. Einen Verbesserungsvorschlag haben wir zur Diktion des Servicepersonals: Das ständige „Dürfen wir noch etwas bringen?“ empfanden wir als ein wenig aufdringlich; besser – weil zurückhaltender – wäre die Formulierung „Haben Sie einen Wunsch?“. Ansonsten waren die Fremdsprachenkenntnisse des gesamten Hotelteams tadellos, wenn auch nicht umfassend (der eine konnte gut deutsch, der/die andere wiederum nur englisch). Für altmodische Gäste wie uns, die noch lieber Ansichtskarten statt einer SMS oder dergleichen versenden, werden solche vom Hotel kostenlos zur Verfügung gestellt (inkl. Portofreimachung). Das Schloss war während unseres Aufenthaltes etwa halbvoll belegt, doch „schneite“ immer wieder Laufkundschaft herein – zumeist per Privatjet über die hoteleigene Flugpiste – bloß auf eine Kleinigkeit zum Essen oder Trinken, um sogleich wieder abzuheben (im Schnitt waren es 3-4 Flieger pro Tag). Die Herkunft der Hotelgäste selbst war gemischt – zumeist betuchte ungarische Familien (plus eine russische), aber auch Paare aus Deutschland und Österreich, die sich allesamt (auch die Kinder) zu benehmen wussten und die Ruhe und Ordnung in keinster Weise störten. Von einer Abgehobenheit oder gar Hochnäsigkeit des anwesenden elitären Geldadels war nichts zu spüren; wir kamen praktisch mit allen Gästen in ein ungezwungenes Gespräch und wurden wie selbstverständlich als ihresgleichen behandelt (mehr als Smalltalk war aber nicht drin und zwecks Wahrung der Privatsphäre selbst von uns gar nicht erwünscht). Wir lieben Ungarn generell und haben in diesem schönen Land auch schon einige andere Schlosshotels (meist der 4*-Kategorie) besucht, die vom Hertelendy allerdings nicht unbedingt in den Schatten gestellt werden. Das hiesige extrem hohe Preisniveau lässt sich daher objektiv nicht rechtfertigen, auch wenn im Hertelendy das meiste noch eine Klasse besser und exklusiver sein mag als anderswo. Obwohl ich das um ca. ein Drittel günstigere „Schnupperarrangement“ (für erstmalige Gäste) in Anspruch genommen habe, ist für mich der trotzdem noch 3-4fach höhere Preis im Vergleich zu anderen ungarischen Schlosshotels nicht nachvollziehbar und muss unverblümt als überzogen bezeichnet werden. Um das für 3 Nächte hier bezahlte Geld können wir anderswo einen 10-tägigen Urlaub in einem nicht viel minder luxuriösen ungarischen Schlossressort verbringen – mit nahezu gleich hohem Erholungs- und Wohlfühlfaktor. Aber gut, zu meinem runden Geburtstag habe ich mir eben etwas Extravagantes gegönnt und bereue es nachträglich auch nicht. Aus nicht uneigennützigen Gründen positioniert das Hertelendy eine hochpreisige Pflegeserie namens „St. Barth“ – wirkliche Top-Qualität, welche aber auch anderswo absolut gleichwertig und günstiger verfügbar ist (zB im Schlosshotel Teleki-Degenfeld in Szirák / „Forever“). Beim Check-Out wollte ich mich schon über den extrem schlechten Wechselkurs (1:270) für die geleistete Vorschusszahlung beschweren, ohne die eine Buchung erst gar nicht möglich gewesen wäre. Doch in der endgültigen Rechnung war der Kurs bereits ein wenig zu meinen Gunsten korrigiert worden, wenn auch nicht zum offiziellen Bankkurs (1:290 statt 1:302 laut OANDA am Abreisetag). Das Gepäckservice funktionierte wieder tadellos, und konnten wir versorgt mit 2 Wasserflaschen als Proviant gut erholt die Heimfahrt antreten (Achtung: die ersten paar Kilometer rund ums Hotel – egal welche Richtung – erfordern beinahe einen Geländewagen, so schlecht sind die Straßenverhältnisse). Der rührige (und ebenfalls noch recht junge) Hotelmanager István Gy. erfreute mich am ersten Arbeitstag mit einer netten Dankeschön-Mail, die wohlige Erinnerungen an unseren durchaus gelungenen Aufenthalt aufkeimen ließ. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, könnte man ohne weiteres die restliche Zeit seines Lebens im Hertelendy Kastély verbringen und sich nahezu rund um die Uhr verwöhnen lassen, soferne man ob der ländlichen Umgebung (reine Pampa) keinen Lagerkoller bekommt. Und trotz der hohen Logiskosten können wir dieses Schlosshotel bedenkenlos weiterempfehlen, weil das Gesamtpaket als solches Balsam auf die vom Arbeitsalltag gestresste Seele ist.
- ZimmergrößeGut
- SauberkeitSehr gut
- Ausstattung des ZimmersSehr gut
- Atmosphäre & EinrichtungSehr gut
- Sauberkeit im Restaurant & am TischSehr gut
- EssensauswahlEher schlecht
- GeschmackEher gut
- Kompetenz (Umgang mit Reklamationen)Sehr gut
- Freundlichkeit & HilfsbereitschaftSehr gut
- Rezeption, Check-in & Check-outSehr gut
- Einkaufsmöglichkeiten in UmgebungSehr schlecht
- Restaurants & Bars in der NäheSehr schlecht
- FreizeitangebotSehr gut
Beliebte Aktivitäten
- Wellness
- Sport
- Zustand & Qualität des PoolsSehr gut
- Lage für SehenswürdigkeitenSchlecht
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 3-5 Tage im Mai 2015 |
Reisegrund: | Wandern und Wellness |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Oliver |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 100 |