Hotel California

Wo soll man nur anfangen?! Vielleicht beim Eingang: Vom Toreingang führt eine Treppe zur Rezeption im 1. Stock. Anstelle eines Hundes benutzt das Hotel einen imitierten Weihnachtsbaum mit blauen Lichtern auf der halben Treppe, der 24 Stunden am Tag mit Plastik-Pieps-Tönen "Rudolf the Red-Nosed Reindeer" brüllt, um Eintrittswillige abzuschrecken. Immerhin lenkt dies von der Tatsache ab, die sich dann durch die gesamte Hotelerfahrung zieht, dass etwa ein Drittel aller Glühbirnen ausgebrannt sind, ohne ausgetauscht zu werden. Das Hotel, nur zur Erinnerung, beansprucht für sich Vier Sterne! Dabei hat jemand vor einiger Zeit einmal ziemlich viel Geld investiert, denn die Aufzüge, die Zimmertüren, und sogar die Lampen selbst sind von hoher Qualität. Schade, dass es danahc dann offenbar nicht mehr gereicht hat, um einen guten Manager zu beschäftigen. Die vorhandenen Glühbirnen übrigens, genau wir das Geschirr und Besteck beim Frühstück, passen nicht zusammen: verschiene Formen, Helligkeiten und LIchtfarben. Offenbar wartet das Hotel immer auf Sonderangebote.

Wenn man etwas mehr bezahlt für ein Doppelzimmer zur Einzelnutzung, dann will man nicht einfach nur dem Hotel das Geld schenken, sondern wünschzt etwas mehr Platz, und vor allem ein Doppelbett. Hier findet man zwei extrem schmale (80cm) Einzelmatrazen, die durch nichts als ein gemeinsames Laken zusammengehalten werden, und demzufolge in der Nacht langsam auseinanderrutschen, so dass man in der Mitte durchfällt; glücklicherweise wird man aber meistens schon vorher wach, weil durch diesen Spalt natürlich die Kälte ins Bett kommt.

Eigentlich gar nicht so schlecht, wenn da nicht der verdorbene Saft wäre. Zu vornehm um Saftkartons oder Flaschen auf das Buffet zu stellen (oder um zu vermeiden, dass der Gast die Marke bemerkt und den niedrigen Preis naschvollziehen kann), benutzt man Saftspender. Leider weren die offenbar nur höchst selten geleert und ausgewaschen, sondern wann immer einer halb leer ist, wird nachgegossen. Mit der Zeit erhöht das natürlich ungemein das Durchschnittsalter des Safts, der ungekühlt da steht, und es setzt ein fauliger Geschmack ein. Auch die vielen ungetrunkenen Saftgläser auf den Tischen geben dem Personal offenbar keinen Hinweis.

Apropos wach: Um 8:00 auf dem Weg zum Frühstück findet man den Nachtportier auf seinem Stuhl gegen die Wand gelehnt, laut schnarchend. Die Frage nach nicht-italienischen Fernsehkanälen resultiert jedes Mal in einer anderen Antwort, und alle sind falsch. Es gibt CNN und ZDF, und das ist es dann auch. Das Personal hat offenbar weder Kenntnis noch Interesse. Sofort bei der Anreise will man die Hotelsteuer kassieren, und wenn sich der Gast vewundert zeigt über diese Eile, dann wird behauptet: 1. das sei überall so üblich, und wenn das nicht zieht: die Stadt, die diese Steuer erhebt, schreibe das so vor, und das Hotel kann nichts dafür, und wenn das nicht zieht: 3. "it's the policy of this hotel". Nun ist es zwar nicht "my policy, in einem angeblichen Vier-Sterne-Hotel beim einchecken abkassiert zu werden, aber ich lege meine Kreditkarte auf die Theke. "We only accept cash." Ich lege einen Geldschein auf die Theke, und man hat keine Wechselgeld. Als ich später das Hotel zum Abendessen verlasse, hat man immer noch kein Wechselgeld. Da dies nun ein amüsantes Spielchen geworden war, habe ich es immer wieder mal versucht, aber erst am dritten Tag konnte jemand wechseln.

Die Lage ist gut, zwischen Accademia und Duomo.

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