- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Auf den ersten Blick ein schönes, stattliches Haus am Markt. Doch wenn man näher heran kommt, sieht man schon außen, wie dringend renoviert werden müsste. Die Schaukästen, wo normalerweise eine Speisekarte hängt oder andere Angebote, sind leer. Stattdessen ein kleiner Zettel: Suche Mitarbeiter (Koch und Service). Der Fußboden-Schaden im Eingang soll durch einen roten Teppich kaschiert werden, der Mann am Empfang war hoffnungslos überfordert. Der Eingangsbereich wirkt unordentlich, die LED-Umwicklung ums Treppengeländer ist möglicherweise der peinliche Rest der Weihnachts-Deko 2011. Wir sind ein eingeschworener Haufen, treffen uns jedes Jahr einmal in irgendeiner Stadt, die die meisten von uns noch nicht kennen. Wir besuchen dort stets angemeldet eine interessante technische Anlage (in Zeitz logischerweise das Bioaethanol-Werk, das größte Deutschlands), und wir können mit Ablauf-Pannen umgehen. Das Treffen 2015 geht in unsere Annalen ein, danke, "Hotel drei Schwäne", für dieses Erlebnis, das zum Running Joke werden wird. Im Übrigen empfehle ich, dieses Hotel zu meiden, bis die Marktwirtschaft endlich ihre Pflicht getan hat, zur Schließung geführt hat, und dann zur Wiedereröffnung.
65 Euro für ein Doppelzimmer inkl. Frühstück ist natürlich ein Preis, der kein 3-Sterne-Niveau erwarten lässt. Unser Zimmer hatte glatte billige Leimtapeten, mit 1 cm Überlappung geklebt, was nicht einmal mehr am Ende der DDR üblich war. An einigen Stellen neben dem Fenster zeigten sich hässliche schwarze Risse. Die Möbel waren gemischt, ein Teil sah aus wie in den 80er in Westdeutschland eingerichtet, der Minibar-Kühlschrank fehlte glücklicherweise schon. Der Bonsai-Fernseher stammt aus den frühen 90ern, das Doppelbett sah aus wie kürzlich bei Roller gekauft und passte gar nicht zu dem Rest. Die Matratzen erinnerten mich sehr genau an meine NVA-Zeit um 1973 herum, vielleicht waren sie aus Restbeständen aufgekauft. Unsere Mitreisenden berichteten teilweise anderes. Möglicherweise ist jedes Zimmer anders ausgestattet.
Ein Blick auf die nichtöffentliche Speisekarte und andere Umstände führten zu dem spontanen Entschluss, ein anderes Lokal für das Wiedersehenstreffen zu suchen. Die versprochenen Erweiterungen waren auch "vergessen" worden. Auf unsere Spontan-Absage (ich rede von 22 Gästen) reagierte der Chef, als wäre er erleichtert. Wahrscheinlich reicht der Umsatz sonntags bis freitags völlig aus... Zum Frühstück (da stand dann die von uns gewünschte Tafel) gab es alles, was es in jedem einfachen Hotel eben so gibt. Mich störte etwas, dass ich die kleinen Butter-Stückchen schon am Vorabend gesehen hatte, sie hatten also mindestens einen Tag und eine Nacht ohne Kühlung herumgelegen, zeigten an der Oberfläche auch leichte Verfärbungen, waren aber noch nicht ranzig. Sinngemäß gilt das auch für den Kaufland-Joghurt, von dem mehrere Becher zur Auswahl standen. Wurst und der Käse waren frisch und gut.
Meine damalige Seminargruppe (Hochschulabschluss 1980) hatte ein Treffen vereinbart. Ramona hat das Rahmenprogramm und das Hotel organisiert und war vor Wochen persönlich angereist, um alle Absprachen für den Ablauf des Abends zu treffen, darunter auch eine Erweiterung der Speisekarte um ein Fisch- und ein weiteres Fleischgericht. Am Anreisetag checkten wir am frühen Nachmittag ein, wobei der Empfang völlig unvorbereitet und überfordert erschien. Wir begaben uns als Gruppe in die Touri-Attraktion "unterirdisches Zeitz", kündigten aber vorher im Hotel extra noch einmal an, dass wir kurz nach 18:00 Uhr an der Tafel Platz nehmen würden. Doch als wir zurückkamen, schien das Hotel menschenleer. Niemand am Empfang, niemand im Frühstückstraum, in dem wir feiern wollten, dafür trockene Brötchen, benutztes Geschirr und halbleere Joghurtbecher auf den Tischen. Er hätte es vergessen, sagte der Chef. Obwohl wir ihn 90 min vorher noch einmal daran erinnert hatten. Glücklicherweise fanden wir 200 m weiter ein Lokal (Hotel Maximilian), in dem unangekündigt in nur 15 Min eine Tafel für 22 Personen angemessen eingerichtet war. Die Küche dort meisterte den Überfall souverän, wir hatten die Katastrophe abwenden können.
Zeitz, Sachsen Anhalt. Hier sind samstags in der zentralen Fußgängerzone alle Geschäfte ab 16 Uhr zu. Selbst EDEKA. Die Lage neben dem Rathaus am Markt ist wohl die einzige Stelle in Zeitz, wo keine Ruine zu sehen ist, kann in dieser Stadt also nicht getoppt werden.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Freunde |
Dauer: | 1-3 Tage im Mai 2015 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Hans-Peter |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 44 |