Hotel Kastenholz

Unser Aufenthalt sollte ein "Schlemmer-Arrangement" mit einem Verlängerungstag für rund 750 Euro sein. Es war ein Gutschein zu meiner Verabschiedung aus dem Arbeitsleben, welcher mir geschenkt worden war, da bekannt war, dass ich/wir gern auch mal gourmetmäßig unterwegs sind. In entsprechender Erwartung sind wir dann auch am Aschermittwoch hingefahren und haben uns auf eine gourmetmäßige Verwöhnküche gefreut. Das Hotel macht von außen einen sehr guten Eindruck. Das Personal an Reception und im Service empfanden wir auch freundlich, allerdings nicht herzlich oder sehr verbindlich. Der Wellnessbereich verfügt über sehr schöne Ruheräumlichkeiten, die offenbar aber auch nötig sind, da der Saunabereich eher überschaubar ist. Die finnische Sauna ist hinsichtlich ihrer Ausmaße eher in einer Größenordnung, wie ich sie im privaten Bereich ansiedeln würde; die Biosauna ist mit zwei Personen bereits überfüllt! Das Schwimmbad ist mit zwei kräftigen Zügen durchschwommen. Die Gartensauna war nicht offen. Die Duschmöglichkeiten überschaubar und schwer bis kaum regulierbar. Schade, schade. Unser Zimmer "Wildpark" war geräumig und sauber. Es gab sogar ein Sat-TV-Gerät mit 12 Programmen: Das Erste, ZDF, SWR, Arte - und das dreimal!!! Ein Witz für ein angebliches 4-Sterne-Superior-Haus. Kommentar auf unsere dahingehende Rückfrage an der Reception: "Da wird der Sturm die Schüssel wieder verdreht haben..." Abhilfe Fehlanzeige. Der Frühstücksraum ist zwar sehr geräumig, aber auch ohne jede Atmosphäre. Die Aufmerksamkeit der Servicekraft hat noch viel Luft nach oben. Das Gerät für frisch gepressten Orangensaft schien mir lediglich Haushalts- und keinesfalls Gastronomieanforderungen zu genügen, so dass wir, auch im Interesse der Lärmbelästigung der übrigen Gäste, lieber den fertigen Saft nahmen. Brötchenauswahl bescheiden, das angebotene Brot würden wir zuhause wohl nicht mehr essen. Das Restaurant wird von einem riesigen offenen Kamin dominiert, der zwar im Winter angenehme Wärme verbreiten mag, in kaltem Zustand aber unangenehm riecht. Die Sitzflächen der zahlreichen Sitzbänke weisen viele Brandlöcher auf. Ob die noch aus der Vor-Nichtraucherzeit oder von Funkenflug des Kamins stammen, kann ich nicht sagen. Auch die Polster der Rückenlehnen haben ihre besten Tage schon hinter sich. Insgesamt empfanden wir die Einrichtung als nicht mehr zeitgemäß. Das groß angekündigte (und auch preislich herausgehobenere) Schlemmer-Menü entsprach lediglich der für alle Gäste (wenn sie nicht gerade zu einer Entschlackungskur da waren) üblichen Halbpension. Dass die Bedienung den Espresso meiner Frau entgegenschüttete, kann ja mal passieren. Am zweiten Tag wurde die übliche Halbpension durch einen Zwischengang auf ein 5-Gang-Menü ergänzt. Es gab überbackenes Schweinesteak (eine besondere Schlemmer-Delikatesse) und der Zwischengang bestand aus einem kleinen Schweinefilet auf Ratatouille-Gemüse. Auf den im Arrangement angekündigten Begrüßungssekt warten wir noch heute. Uns hat es auf jeden Fall nicht sonderlich geschmeckt; da sind wir aus unseren Hotels im Raum Baiersbronn wahrlich anderes gewöhnt - und das zu einem erheblich besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. Unsere dahingehende Nachfrage an der Reception wurde uns auch nur mit dem Hinweis beantwortet, dass die "Genießer-Halbpension" bei einem zweitägigen Aufenthalt eben "Schlemmer-Arrangement" heißen würde. Mogelpackung?? Derart negativ belastet, hat uns dann der Donnerstagabend den Rest gegeben. Nach dem Abendessen ging eine Servicekraft rund und verkündete, dass das Hotel Freitag und Samstag voll belegt sei und deshalb in zwei Schichten gegessen werden müsse. Ob wir um 18.00 oder um 20.00 Uhr essen möchten. Da blieb mir nur die Antwort: "Überhaupt nicht, wir reisen vorzeitig ab!" So sind wir denn auch am Freitagmorgen nach dem Frühstück einen Tag früher als gebucht abgereist. Eine intensivere Behandlung/Würdigung dieses Sachverhalts an der Reception erfolgte nicht. Mein Fazit: Dieses Haus wir uns nicht mehr sehen. Etwas Positives noch zum Schluss: Wir waren donnerstags in Bad Münstereifel - ein wunderschönes mittelalterliches Städtchen, was uns ein klein wenig mit der Misere versöhnt hat.

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