Hotel Liberty

Man wird überrascht, wenn sich die Eingangstüren automatisch öffnen und den Blick gleichzeitig auf die Rezeption, die Lobby, die Bar, das Restaurant, die Küche und die Terrasse freigeben. Aus dem alten Gefängnis ist wirklich ein modernes Hotel geworden, das wie aus einem Guss wirkt, weil alles mit einem guten Konzept gestaltet wurde. Wir wurden an der Rezption freundlich empfangen und mit Wandertipps und Informationen ausgestattet. Unser geräumiges Zimmer 009 im Erdgeschoss ließ nichts zu wünschen übrig, obwohl uns die freistehende Badewannne direkt hinter der Eingangstür überraschte. Aber sie passte irgendwie in die Komposition von schwarzen und grauen Stilementen, die den Raum beherrschten. Alles war mit modernster Technik ausgestattet. Der kleine Schreibtisch war sinnvoll in die Nische der dicken Außenmauer integriert, genügend Steckdosen, USB- und Netzwerkanschlüsse waren vorhanden und ein raffiniertes Beleuchtungskonzept ebenfalls. Ganz erstaunt war ich über die hervorragende Leistung des kostenlosen WLANs, das eine Downloadrate von 213974 kbit/s erreichte. Und auch im Upload war es mit 19792 kbit/s noch so schnell, wie es viele Hotels nicht einmal im Download erreichen. Das bereitgestellte Lenovo Tablet mit eigenem Netzwerkanschluss funktionierte leider nicht, sondern blieb im abgesicherten Modus stecken. Mehr als eine Statusmeldung ließ sich ihm nicht entlocken. Das komfortable Bad mit getrennter Dusche und getrenntem WC hatte modernste eloxierte Armaturen und alles, was man auch von einem 5-Sterne Hotel erwarten kann. Der Kleiderschrank war geräumig und aus der gut gefüllten Minibar konnte man die alkoholfreien Getränke kostenlos entnehmen. Das empfand ich als gutes Zeichen. Das Bier war mit 3,50 € (0,33-Liter) nicht zu teuer und die 0,7-Liter Flasche Wein war mit 17 € sogar preiswert. Da das Hotel mit 38 Zimmer und 8 Suiten erst 2017 eröffnet worden ist, war natürlich alles noch in sehr neuem und gepflegtem Zustand. Man konnte an vielen Kleinigkeiten merken, dass es den Architekten und Designern gelungen war, ein Gefängnis stilgerecht umzugestalten. Das betraf nicht nur die Einbeziehung des überdachten Gefängnishofs, sondern auch die interessante Gestaltung des Fußbodens, der vergitterten Fenster oder der Türen, sondern auch im Zimmer die Gittermuster der Jalousien, Gardinen oder die Ränder der Handtücher. Sogar die Blumenvasen waren eigens im Gefängnislook gestaltet worden. Leider muss man natürlich auch bei einem modernen Design oft Abstriche machen. So fehlten im Bad Ablageflächen für Kulturtaschen oder Artikel, die schließlich auch von den Gästen mitgebracht werden. Bei einer Dusche, die ebenerdig ist, kann man beim besten Willen nicht verhindern, dass durch die Glastürenabdichtung Wasser läuft – zumindest nicht, wenn man sie anschließend öffnet. Die Klimaanlage war geräuscharm und kühlte perfekt. Nachteilig war die Abschaltautomatik sämtlicher Elektrik, wenn die Zimmerkarte nicht eingesteckt war. Die Akkus von Handy, Notebook oder Kamera konnten also nicht geladen werden, wenn man nicht im Zimmer war. Kreativ gelöst war der im durchsichtigen Lochblech-Raumteiler untergebrachte drehbare 40 Zoll-Fernseher, der ein Fernsehvergnügen mit 54 Kanälen im Bett oder in der Badewanne ermöglichte. Der Empfang von französischen, italienischen, russischen und englischen Sendern war auf das internationale Gästespektrum ausgerichtet, das vom Hotel erwartet wurde. Die Aussicht von unserem Zimmer auf den Hof mit den parkenden Autos war natürlich uninteressant, aber das kann man auch nicht von einem umgebauten Gefängnis erwarten, das mitten in der Stadt liegt. Immerhin ist die Terrasse im hinteren Teil des Restaurants auf den Stadtpark ausgerichtet und die Sicht der Zimmer im oberen Teil des Hauses auch. Wir haben jedenfalls auf der Terrasse sehr ruhig gesessen und das Essen genossen, wenn auch die vielen Fliegen dabei störten. Nicht ganz zufriedengestellt hat mich der kulinarische Bereich. Es wurden zwar teure und sicher auch hochwertige Speisen angeboten (wie z.B. Hummer, Trüffel, Kaviar), aber alles wurde in der offenen Küche durchweg auf dem Kohle-Grill zubereitet, was auf Kosten der Saucen ging, die entweder ganz fehlten oder ersetzt werden mussten. Die Salate waren durchschnittlich und die Dressings nicht sonderlich kreativ. Der Service war je nach Besetzung gut oder leicht überfordert, wenn das Restaurant voll war. Ganz gut gefallen hat mir die Weinkarte, die natürlich vor allem badische Weine aus der Region zu moderaten Preisen enthielt. Auch einige Franzosen und Italiener waren dabei, aber keine Überseeweine. Das Gourmet-Frühstücksbüffet war nicht üppig, aber sehr gut sortiert. Zusätzliche Wünsche wurden gern erfüllt. Wir haben natürlich nicht alles ausgenutzt, was das Hotel sonst noch anbietet. Die monatliche Liste der Events zeigte ein hohes Engagement in dieser Hinsicht und der inbegriffene kostenlose Dreistunden-Besuch des städtischen Wellness-Bades ist ein weiterer Pluspunkt. Alles in allem kann ich das Hotel nur sehr empfehlen und werde gerne wiederkommen.

Beliebte Aktivitäten

• Kultur & Erlebnis
• Ausgehen & Nightlife