- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Während unseres Aufenthaltes fand im Pécser Expo-Center eines Abends zufällig eine Aufführung der „Traviata“ mit Startenor Placido Domingo statt, welcher sich nicht nehmen ließ, im „Palatinus“ zu nächtigen – weil er den Jugendstil so liebt, wie wir hörten. Man muss sagen, der Mann hat Geschmack! Wir als Wiener haben diesen Baustil selbst in unserer eigenen Stadt nirgends so lupenrein durchgezogen vorgefunden wie hier – stilecht bis ins letzte Detail (sogar die Lampen im Zimmer). Und das Foyer sowie den Speisesaal muss man einfach gesehen haben – diese Prunkräume ziehen Touristengruppen scharenweise wie ein Magnet an. Warum das „Palatinus“ dennoch nur ein 3*-Hotel ist, merkt man recht bald an Kleinigkeiten: Der nicht überdachte Korridor zum Haupteingang von der Király utca zwischen den beiden Hotelblöcken ist nach einem Regenguss nahezu unpassierbar (knöcheltiefe Wassermassen ohne Abflussmöglichkeit); mit einem Besen versucht der Hotelboy das Ärgste zu beseitigen, was entsprechend lange dauert. Die Lifttür schließt sich knallend mit der Geschwindigkeit eines Fallbeils, sodass man stets heilfroh ist, keinen Körperteil mehr dazwischen gehabt zu haben (oder gar ein kleines Kind – Gott behüte!). Die Zimmer sind großteils klein und altmodisch eingerichtet (zB unser Standard-DZ: Bad mit Wanne 2,8 m², Vorraum 3,2 m², Zimmer 11,2 m² - gesamt somit 17,2 m²; wenigstens war eine Klimaanlage vorhanden). Die Sauberkeit im Zimmer ließ z.T. ebenfalls zu wünschen übrig – mangels Kapazität des Kleiderkastens mussten wir ein Regal unter dem (Röhren-)TV von fingerdickem Staub befreien, ehe wir es benutzen konnten. Nachträglich ist mir klar, warum ich keine – von uns präferierte – Suite buchen konnte: Diese waren wohl alle von Placido Domingo samt Tross vorausreserviert und belegt. Die bereits für Mittelklasse-PKWs sehr enge Hotelgarage befindet sich im Nachbarhaus und kann nur über die nördlich gelegene Mária u. erreicht werden. Von dort führt lediglich ein Treppenhaus (ohne Lift) zur Hintertür der Rezeption, oder man geht barrierefrei nach vorne in die Fußgängerzone hinaus – ein wesentlich längerer Weg zum Haupteingang des Hotels (toll, wenn’s gerade geregnet hat – Kofferbad im Korridor inklusive!). Die Hotelküche bot Licht und Schatten – die Qualität ist offensichtlich stark davon abhängig, welcher Koch gerade Dienst hat. Beispiel gefällig? Die uns am ersten Abend kredenzte pürierte Erbsensuppe mit hauchdünnen gebratenen ganzen Speckscheiben mundete hervorragend; dasselbe Vorspeisengericht 3 Tage später war komplett versalzen, mit mikroskopisch kleinen Speckwürfeln. Auch die Hauptgänge hielten nicht das, was sie optisch versprachen: zwar große HP-Auswahl, geschmacklich aber eher 08/15. Nur die Nachspeisen konnten ihr durchgehend hohes Niveau beibehalten (v.a. die Somlauer Nockerl). Beim Frühstücksbuffet setzte sich das auf und ab insbesondere beim Juice fort: einmal fruchtig-aromatisch, anderntags total verwässert und ungenießbar. Und am letzten Abend trieb mich unser neuer Kellner zur Weißglut: Da ich ungarisch ausreichend beherrsche, pflege ich Bestellungen stets in der Landessprache abzugeben, damit ja keine Missverständnisse aufkommen können. Was dieser Kellner allerdings (nicht) kapierte bzw. vor allem nicht servierte, war himmelschreiend. Nach seinem Kommentar „Hätten Sie auf deutsch bestellt, hätte ich es verstanden“ stellte sich heraus, dass er ein Gastarbeiter aus Ostdeutschland ist, der – wenn überhaupt – nur rudimentär des Ungarischen mächtig ist. Uns wundert also nicht, dass wir abends meist als einzige Gäste im Speisesaal saßen. Mit einer Weiterempfehlung tun wir uns aufgrund des Obgesagten etwas schwer. Da wir dieses Hotel allerdings in erster Linie aufgrund des historischen Ambientes gebucht hatten und in dieser Hinsicht keineswegs enttäuscht wurden, steht einer solchen im Prinzip nichts entgegen. Kulinarische Höhepunkte bieten zahlreiche andere Lokale, nur wenige Schritte vom Hotel entfernt (in der Fußgängerzone und rundum, siehe auch Reisetipp). Diese sind aber fast alle auf junges Publikum ausgerichtet – kein Wunder, ist Pécs doch die größte Universitätsstadt Ungarns mit vorwiegend jugendlicher Bevölkerung und südländischem (!) Flair. Exakte Gesamtnote: 4,9 Hotel allgemein: Zustand des Hotels: 6/6 Allgemeine Sauberkeit der einzelnen Bereiche: 6/6 Behindertenfreundlichkeit: nicht bewertet Familienfreundlichkeit: nicht bewertet
Sauberkeit & Wäschewechsel: 5/6 (Abzug wegen Staub im Regal, sonst ok) Größe des Zimmers: 2/6 Größe des Badezimmers: 2/6 Ausstattung des Zimmers (TV, Balkon, Safe, etc.): 4/6 (genauer Punktedurchschnitt: 3,25) Zimmertyp: Doppelzimmer Zimmerkategorie: Standard Ausblick: auf den gegenüberliegenden Hotelblock bzw. hinunter in den vom Haupteingang in Richtung Fußgängerzone führenden Korridor
Vielfalt der Speisen & Getränke: 6/6 Geschmack & Qualität der Speisen & Getränke: 3/6 Atmosphäre & Einrichtung: 6/6 Sauberkeit im Frühstücksraum & am Tisch: 6/6 (genauer Punktedurchschnitt: 5,25)
Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft: 5/6 Fremdsprachenkenntnisse des Personals: 4/6 Rezeption, Check-in & Check-out: 5/6 Kompetenz (Umgang mit Reklamationen): nicht bewertet (genauer Punktedurchschnitt: 4,7)
Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung: 4/6 Verkehrsanbindung & Ausflugsmöglichkeiten: 6/6 Restaurants & Bars in der Nähe: 6/6 (genauer Punktedurchschnitt: 5,3)
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 3-5 Tage im Juni 2017 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Oliver |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 100 |