- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Ein außerordentlich beeindruckendes mittelalterliches Kastell, das aufwendig zum Hotel um- und wiederaufgebaut wurde. Erbaut auf der Spitze eines Hügels, fast schon eines Berges, überragt das Parador Cardona die umgebende Landschaft. Rund 45 Zimmer sind in verschiedenen Trakten und Geschoßen verteilt. An die 800 Jahre alt, teilweise wesentlich älter. Ausgezeichneter Zustand, keineswegs behindertengerecht (alleine schon der Zugang). Gehobenes Gästeklientel, gelegentlich auch Gruppen. Rauf auf den mittelalterlichen Turm und dort die Umgebung genießen. In einem der zahlreichen Sitzecken oder auf der herrlichen Terrasse Platz nehmen und einen Cava aus dem Schlosscafe genießen (keinesfalls im Schlosscafe selbst sitzen bleiben, das hat den Charme einer Bahnhofhalle). Die karge, aber sehenswerte Kapelle ist normalerweise versperrt, gelegentlich gibt es eine Gelegenheit, sie zu besichtigen (wenn Vor- oder Abräumarbeiten zu den dort häufig stattfindenenden Veranstaltungen vorgenommen werden). Auf alle Fälle bei der Reservierung - oder danach - auf einem Zimmer mit großem Fenster bestehen, Zimmertausch ist ansonsten eine mühsame Angelegenheit.
Nur zwei oder drei Zimmer weisen große Schwächen auf (kein Fenster bzw. Mini-Luke in dreieinhalb Meter Höhe). Die Zimmer sind ansonsten großzügig und sehr schön, beeindrucken aber hauptsächlich durch ihren Ausblick auf die Umgebung. Die preislich gehobenen Suiten sind ausgezeichnet mit so genannten französischen Fenstern (mehrere nebeneinander) ausgestattet, die mehr als die halbe Wand einnehmen. Die Möbel und die Ausstattung der Zimmer verucht sich dem mittelalterlichen Flair anzupassen und ist nett bis eindrucksvoll. Die Badezimmer sind ebenfalls großzügig, haben allerdings schon bessere Zeiten erlebt und machen einen etwas abgewohnten Eindruck. Das beginnt bei der sichtbar augebesserten Verfugung, reicht über billige Plastikbrausen und endet beim "mittelalterlichen" Föhn.
Das Restaurant (dient gleichzeitig auch als Frühstücksbuffet) in einem beeindruckenden Rittersaal hätte sich eine feinere Küche verdient. Auch hier weht der Geruch gehobener Einheitskost. Dennoch muss man in diesen Räumlichkeiten gespeist haben. Das Abendessen als solches nicht wirklich beeindruckend mit katalanischen Standardgerichten ohne allzugroße Raffinesse zubereitet. Das Ambiente hingegen perfekt, schön gedeckt, selbstverständlich alles einwandfrei sauber. Die Bedienung ist gelegentlich noch ungelenk, es dürfte sich nicht nur um ausgelernte Kräfte handeln (z. B. großes Nachdenken, ob nach jedem Gang neues Besteck aufzulegen ist). Ich habe inzwischen schon mehrmals dort gegessen und erkenne leider keinen aufsteigenden Trend. Der durchaus angemessene Preis entspricht eher dem Ambiente als der Qualität der Speisen. Das Frühstück entspricht dem zwiespältigen Eindruck. Eindrucksvolles Ambiente, aber Schinken, Wurst und Käse zählen sicher nicht zur top Qualität. Die Obstauswahl qualitativ und quantitativ schwächer als in einem Business-Hotel in Barcelona.
Die Rezeption samt dazugehörendem Personal strahl das Flair eines gehobenen Ostblock-Hotelpalastes aus. Hier wie dort handelt es sich eben um Staatsangestellte, deren Auskommen auch ohne Gäste gesichert ist. Staatlich genormte Freundlichkeit, geringe Hilfsbereitschaft, wenig Kompetenz und teilweise erschreckende Fremdsprachenkenntnisse (radebrechendes Englisch). Der Weg zum Zimmer in dem weitläufigen gebäude wird lediglich angedeutet, niemand macht sich die Mühe, neue Gäste zum Zimmer zu begleiten. Die verwirrende und unübersichtliche Rechnung wird nur auf Spanisch erklärt und stimmt hinten und vorne nicht (etwa zwei unterschiedliche Preise für das Frühstück bei zwei Doppelzimmern, die von jeweis zwei Personen belegt waren, beim Abendessen werden nur die Getränge gegengezeichnet, das Essen selbst scheint erst verschlüsselt auf der Rechnung auf).
Auf den Hügeln von Cardona, etwa 45 Kilometer von Montserrat und 70 Kilometer von Barcelona entfernt. Das Dorf Cardona bietet keine nennenswerten Möglichkeiten, wenn man von der dort beheimateten Saline absieht, der man ruhigen Gewissens einen Besuch abstatten kann. Dass es außer prachtvoller Landschaft nichts anderes gibt, stört aber nicht. Schwer zu beurteilen: Prachtvolle Lage auf dem Berggipfel, aber die Umgebung ist tiefste Provinz.
Beliebte Aktivitäten
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Und das wird auch keinen Gast stören.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im September 2007 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Wolf |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 50 |