- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
1999 wurde das Pilgerhotel laut Prospekt komplett renoviert. Der große, schon von weitem sichtbare Namensschriftzug JAKOB verleiht dem Haus den Charakter eines Designhotels. Das auch sonst ansprechende Äußere und die (für viele Schweizer Hotels typische) Massivität des Gebäudes versprechen Qualität. Wir hatten während unseres gesamten zweitägigen Aufenthalts das Gefühl, mehr ungebetene Störer als Gäste zu sein. Aus uns unverständlichen Gründen scheint die Hotelleitung besonderen Wert auf die "Erziehung von Herbergsinsassen" zu legen – und in dieser Disziplin einige Übung zu haben. In diesem Zusammenhang möchten wir noch auf eine wichtige hoteleigene Regel hinweisen: Vergessen Sie abends keinesfalls den Türschlüssel! Für das Rufen des Nachtportiers (kein Witz!) müssen Sie 50 Franken extra berappen.
Schnitt und Ausstattung der Zimmer (bis zu 4 Betten) erinnern an die Vergangenheit des Pilgerhotels. Die Einrichtung unseres Zimmers war überwiegend in Grau gehalten und vermittelte ein wenig den Charme einer Jugendherberge der Sechzigerjahre – ohne daß dies für sich störend gewesen wäre. Das schroffe Schild an der Türe "Striktes Rauchverbot in den Zimmern" wies allerdings unangenehm auf die bereits beschriebene sonstige Servicekultur hin. Die Zimmer waren nachmittags um drei – wir kamen von einem ausgiebigen Spaziergang zurück und wollten uns ausruhen – noch nicht gemacht. Im Bad bestanden Wände und Decke nahezu vollständig aus strapazierfähigem Verbundmaterial, wie man es auch für Küchenarbeitsplatten verwendet. Insgesamt empfanden wir Ausstattung, Größe und Funktionalität des Zimmers zwar als nicht sehr luxuriös, aber angenehm geräumig und zweckmäßig.
Das Frühstück wurde nicht im Hotel serviert, sondern im benachbarten Burgcafé. Als wir dort am ersten Morgen einen hellen Fensterplatz ansteuerten, wies uns eine Bedienung an: "Hotelgäste müssen dahinten sitzen!" Das Frühstücksbüffet war, was die Qualität betrifft, durchaus in Ordnung, erschien allerdings recht übersichtlich. Weintrauben, Croissants (Gipfeli) und andere wohlschmeckende "Extras" mußte man einzeln nachbestellen. Auch hier im Café hatten wir bei den meisten Bedienungen den Eindruck, daß es eine große Last für sie ist, Gäste aus dem Hotel zu bewirten. Ähnlich auch die Stimmung an der hoteleigenen Bar: Am zweiten Abend bestellten wir hier wie am Abend zuvor einen Amaretto Sour. Überraschenderweise bekamen wir einen Cocktail serviert, der seinem sehr gelungenen Vorgänger weder in Geschmack noch Konsistenz auch nur annähernd gleichkam. Auf unsere freundliche Reklamation und Nachfrage hin erklärte uns der Barkeeper in forschem Ton, daß er den ersten Amaretto Sour geshaket, die heutige Ausgabe dagegen im Elektromixer zubereitet hat (was unter anderem die Eiswürfel völlig zerstörte). Eine Diskussion über die daraus folgende Geschmacksdiskrepanz ließ der Getränkefachmann nicht zu: "Da bin ich stur. Es sind die selben Zutaten wie gestern!"
"What do you need?" So begrüßte die Managerin zwei englischsprachige, völlig perplexe Gäste, die vor uns an der Rezeption warteten, um einzuchecken. Nach ihrem englischen, absolut freundlichkeitsfreien "Vortrag" zur Zimmer- und Schlüsselhandhabung fragte sie uns als nächstes Gästepaar, ob wir "aufgepaßt" hätten oder ob sie uns "alles noch einmal erklären" müsse. Leider blieb dieser erste Eindruck keine Ausnahme, sondern war ein Hinweis darauf, wie hier mit Gästen umgegangen wird. Während unseres zweitägigen Aufenthalts würdigte uns innerhalb des Hauses kaum jemand vom Management eines Blickes, freundliche Gesten waren höchstens bei sehr jungen (neuen?) Nachwuchskräften oder beim ausländlischen Reinigungspersonal feststellbar. Auch die "Auskunftsbereitschaft" der Mitarbeiter bei Nachfragen ließ zu wünschen übrig und glich eher der in einem durchschnittlichen deutschen Einwohnermeldeamt. Mal liefen wir morgens vor den Augen des Küchenchefs quer durch den Barraum auf die noch geschlossene Eingangstüre zu, ohne daß dieser einen Ton von sich gab, mal wurden wir auf der Suche nach einer vermeintlichen Architekturausstellung kilometerweit zu einem verschlossenen Bürogebäude geschickt. Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, daß wir sehr gerne in die verschiedensten Gegenden der Schweiz reisen und uns in den vielen bisher besuchten Hotels, die ganz unterschiedlichen Preisklassen und Typen angehören, immer äußerst wohl und willkommen gefühlt haben.
Das Hotel liegt zentral – mitten auf dem malerischen Hauptplatz der Rosenstadt Rapperswil. Pilger, die von hier aus den Jakobsweg (nach Santiago de Compostela) weiterwandern, werden im JAKOB gratis mit Wasser versorgt. Da der Ort recht klein ist, erreicht man vom Hotel aus alles Sehenswerte (Rosengärten, Hafen, Holzbrücke usw.) bequem zu Fuß. Von der nahegelegenen Burganlage Rapperswil aus hat man einen wunderschönen Blick über den Zürichsee. Besonders angenehm an der Position des Hotels fanden wir außerdem, daß wir am mittelalterlichen Ortskern völlig abgeschottet waren vom Autoverkehr, der andere Bereiche des Orts zeitweise stark belastet.
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Wir haben keinerlei Unterhaltungs- oder Sportangebote genutzt.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im September 2006 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Tina & Jakob |
Alter: | 36-40 |
Bewertungen: | 1 |