- Preis-Leistungs-VerhältnisGut
Die Fahrt ins "Mariandl" hatte ich mit eher geringen Erwartungen und reichlich Groll - Rudi Assauer hätte wohl gesagt "Mit ´ner richtigen Krawatte" - angetreten. Ich hatte nämlich kurz vor Abreise noch einmal hier und da aktuelle Bewertungen gelesen, aus denen hervorging, dass im näheren Umfeld der Anlage offenbar rege Bautätigkeit zu verzeichnen war, etwas, worauf bei meiner Buchung im Frühjahr nach meiner Wahrnehmung nicht hingewiesen wurde. Nach unserem recht unangenehmen "Baustellenurlaub" in Göhren-Lebbin im vergangenen Jahr (siehe https://www.holidaycheck.de/hr/bewertungen-luxus-spa-og-fewo-maritim-we-3/9d605423-9833-4d49-993d-02459744c1f1) hatte ich so gar keine Lust auf eine Wiederholung. Damals konnte man uns von der Planierraupe quasi auf den Frühstückstisch schauen. Zudem hieß es in zumindest einer Bewertung zum "Mariandl", dass nicht das gebuchte Apartment (bzw. nicht die gebuchte Kategorie) bereitgestellt worden sei, und die eine oder andere Anmerkung der Betreiber zu den schlechteren Bewertungen erschien mir doch etwas schnippisch. Heimgefahren bin ich nach knapp zwei Wochen wiederum in etwas gedrückter Stimmung - das aber nur deshalb, weil unser Urlaub viel zu schnell beendet war und ich die Anlage schon wieder verlassen musste. Ich hätte es mühelos noch ein paar Wochen ausgehalten und kann einen Aufenthalt im "Mariandl" – jedenfalls in der von uns gebuchten Kategorie "Gartenhäusl" – absolut empfehlen. Zwar gibt es durchaus aus meiner Sicht ein paar Schwachpunkte, aber die sind zum größten Teil konzeptbedingt und baulich kaum anders zu lösen. An erster Stelle ist hier die vornehm als "Bad en Suite" verklausulierte Verortung der Waschtische mitten im Schlafzimmer und der Einbau der Duschen sowie der Sauna ebenfalls im Schlafzimmer zu nennen. Wie gesagt, ich habe auch keine Idee, wie man es bei den vorhandenen Räumen und Raumschnitten baulich anders hätte machen können. Wir hatten diese Konstruktion jetzt schon das zweite Mal in einem Apartment, und mir hat es nie wirklich gefallen. Erstens bin ich im Badezimmer auch mal gern allein, zweitens lebt man nie komplett im gleichen Takt, insbesondere morgens nicht – und dann kann der eine entweder gar nicht oder nur ganz leise Zähne putzen/Duschen/Saunieren, weil der andere noch schläft usw. Auch die Trennung von Toilette und Bad/Dusche gefällt mir nicht . Aber aus der Leistungsbeschreibung ergibt sich, dass die Apartments (jedenfalls die "Gartenhäusl") im "Mariandl" nun einmal so gestaltet sind, weshalb ich mich auch schlecht darüber beschweren kann. Ein klein wenig anders (und besser lösbar) ist es mit dem bei uns erweckten Eindruck, unsere Wohnung verfüge neben der Terrasse nach hinten (den Bereich am Vordereingang möchte ich nicht so bezeichnen, weil er wirklich nicht zum Verweilen einlädt) im EG zusätzlich über einen Balkon im OG. Zwar findet sich davon in der eigentlichen Beschreibung des "Gartenhäusl's" und auch in der Buchungsbestätigung nichts, aber auf der Startseite "Unsere Hütt'n" wird ausdrücklich damit geworben (siehe Screenshot). Das mag ein Versehen bei der Entwicklung des Internetauftrittes sein, ist aber doch ein klein wenig ärgerlich. Wenig gestört haben mich die tatsächlich noch stattfinden Bauarbeiten auf dem neben der Zufahrt ins "Mariandl" liegenden Areal. Dort entsteht eine Art Mini-Strip-Mall mit großen Edeka und umliegenden kleinen Läden und einer Art Flaniermeile (der Edeka dürfte inzwischen auch geöffnet sein, das war für Ende September geplant). Von den Bauarbeiten haben wir wenig bis nichts mitbekommen, gestört haben sie wirklich gar nicht, und wenn das Ganze mal fertig ist, wertet es das Objekt nochmal auf, weil man nicht mehr für jeden kleinen Einkauf nach Binz, Bergen oder Sassnitz muss. Zum "Mariandl" selbst ist auszuführen, dass es in einem Teil des riesigen früheren "Kraft-durch-Freude"-Komplexes in Prora untergebracht ist und erst im letzten Jahr eröffnet wurde. Das sieht man dem Objekt und auch den Apartments selbst ebenso an wie ein beträchtliches Talent der Betreiber (oder ihres Innenarchitekten): Viel Holz, Parkett, ordentliche Fliesen, schöne Bo-concept-Möbel – man fühlt sich eigentlich rundum sehr wohl. Wie pflegeleicht das für das Parkett gewählte Holz im Küchenbereich oder etwa der Esstisch ist und wie gut es "altert", steht auf einem anderen Blatt, das wird man in einigen Jahren sehen. Zum "Mariandl"-Komplex gehören rund 130 Apartements unterschiedlicher Größe und Ausstattung. Das "Mariandl" legt übrigens großen Wert darauf, ungeachtet der bestehenden Infrastruktur mit Rezeption, Spa-Bereich, Restaurant usw. kein Hotel, sondern eine Apartmentanlage zu sein. Parkplätze sind vorhanden (Außenstellplätze kosten 10 Euro pro Tag), im gesamten Objekt gibt es (leidlich schnelles) WLAN. Die Gäste dürften überwiegend aus Deutschland kommen. In Sachen Sauberkeit gibt es nichts zu mäkeln. Wir haben für knappe zwei Wochen um die 3.500 Euro gezahlt.
Wie schon erwähnt, hatten wir uns für die Kategorie "Gartenhäusl" entschieden, insbesondere, weil diese mit einer kleinen finnischen Sauna ausgestattet sind. Es handelt sich um zweistöckige, ca. 90 Quadratmeter große Apartments mit Terrassentüren in zwei Richtungen, wobei die vordere, auf den Zugangsweg zum Gebäudekomplex weisende Miniterrasse wie oben erwähnt jedenfalls derzeit nicht zum Verweilen einlädt. Vielleicht ist es mal anders, wenn die Bepflanzung ringsherum nachgewachsen ist, aber selbst dann herrscht nach vorn raus eher eine Art Wohngebietsatmosphäre. Zudem ist der Terrassenbereich recht klein, und es laufen meines Erachtens deutlich zu viele Leute daran vorbei. Im Erdgeschoss verfügt das Apartment über eine Küchenzeile mit Spüler, Herd usw., einen Esstisch und eine Sofaecke sowie eine kleine, in den Raum gebaute Toilette. Auch hier herrschten natürlich bauliche Zwänge. Sitzt man am Esstisch und wöllte einer die Toilette benutzen, säße er keine fünfzig Zentimeter von den Essenden entfernt. Muss man nicht haben. Wobei immerhin anzuerkennen ist, dass die gesamte Wohnung überraschend wenig hellhörig ist. Im Obergeschoß hat man dann die beiden Schlafzimmer, jeweils mit Waschtisch und Dusche, in einem zudem die Sauna. Die Inneinrichtung ist rundum gelungen. Die Betten, die Sessel, Tische und Stühle, die Frage, wo und wieviel gefliest wird, wo Holz verwendet wird – hier war jemand am Werk, der sein Handwerk versteht, und hier fühlt man sich uneingeschränkt wohl. Die Ausstattung der Küche mit Kochgeschirr, Tellern, Gläsern usw. ist nicht zu üppig (z.B. keine tiefen Teller, nur sehr kleine Schüsseln), aber für einen Urlaub absolut im grünen Bereich. Gewürze u.ä. werden nicht vorgehalten, was aber schon aus hygienischen Gründen auch vorzugswürdig ist. Die Sauna im Obergeschoß ist zwar relativ klein (Liegen ist nur sehr eingeschränkt möglich), hat mir aber gleichwohl sehr gut gefallen. Sehr angenehmes Holz, innerhalb von 30, 35 Minuten aufgeheizt, intuitive Bedienung der Steuerung (mit einer Art Kindersicherung), man hat durch die Glastür und das große Badfenster eine Art Panoramablick, die Dusche gleich neben der Tür - auch hier war jemand am Werk, der ein Gefühl für die Sache hatte, und ich habe während unseres Aufenthalts sicher an die 25, 30 Saunagänge mit größtem Vergnügen absolviert.
Da es sich beim "Mariandl" – wie ausgeführt – um eine Apartmentanlage, kein Hotel handelt und wir das hauseigene Restaurant nicht genutzt haben, hatten wir wenig(er) Berührungspunkte mit dem Personal. Der Reinigungstand des Apartments bei Einzug war solide, wenngleich nicht sensationell. Check-in und Check-out verliefen unproblematisch. Positiv hervorzuheben ist der Umgang mit der Pandemielage – die Betreiber waren bemüht, einen halbwegs handhabbaren und dennoch für die Gäste akzeptablen Modus für Schwimmbad- und Saunabesuche zu finden. Am meisten hat mir aber die vorherrschende Gesamtatmosphäre gefallen: Speziell im letzten Jahr in Göhren-Lebbin (siehe https://www.holidaycheck.de/hr/bewertungen-luxus-spa-og-fewo-maritim-we-3/9d605423-9833-4d49-993d-02459744c1f1) hatten wir eine Unterkunft, in der es vor Handlungsanweisungen, Bedienungsanleitungen und Strafandrohungen nur so wimmelte. Dort wurde dem Gast ganz bewusst Angst gemacht, dass jeder nur erdenkliche falsche Schritt zu Strafen, Schadensersatz und ähnlichem führt. Ganz anders das "Mariandl": Hier fühlte man sich wohl und willkommen, auf Strafandrohungen wird verzichtet, und über einen kleineren Geschirrverlust, den wir zu verzeichnen hatten, wurde sehr kulant hinweggesehen.
Das Objekt liegt am Strand von Prora, etwa 800 Meter von Binz entfernt. Zur Binzer Strandpromenade kann man sehr schön am Strand entlang spazieren; ich habe dafür mit meinem kleinen Sohn reichliche 1,5 h gebraucht. Der Strand liegt hinter dem Objekt und einer dazwischenliegenden bewaldeten Düne, das dürften so um die 50, 60 Meter Luftlinie sein. Man kann problemlos zu Fuß hinlaufen. Angenehm überrascht war ich, wie wenig überlaufen – um nicht zu sagen leer – dieser Strandabschnitt selbst im August war. Zwar war das Wetter während unseres Aufenthalts schon nicht mehr ganz so schön, aber auch an ausgesprochenen Strandtagen, an denen in Binz schon viel Betrieb herrschte, war es in Prora eher ruhig. Bis zur Eröffnung des Edekas (s.o.) gibt es in unmittelbarer Umgebung kaum bis keine Einkaufsmöglichkeiten, wir sind jeweils nach Sassnitz oder Bergen gefahren, in denen es (nicht sensationelle, aber solide) Rewe- und Edeka-Filialen gibt. In Sassnitz am Hafen sowie in Karls Erdbeerhof in Zirkow (ca. 15 min Fahrzeit) bekommt man übrigens auch recht gute Fischbrötchen bzw. Räucherfisch. Nach Stralsund kann man mit einer Regionalbahn fahren (ca. 1 h Fahrzeit), der Bahnhof Prora-Ost ist ca. 15 Fußminuten vom "Mariandl" entfernt.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Die Anlage verfügt über eine Schwimmhalle und einen Spa-Bereich mit – wenn ich es richtig gesehen habe – zwei Saunen und einem Dampfbad. Letzteren habe ich mir nur einmal kurz angeschaut, weil ich mit der Sauna in meinem Zimmer absolut zufrieden war. Das Dampfbad war – wohl coronabedingt – außer Betrieb. Die große Finnische Sauna wirkte zwar nett, aber es war nicht zu übersehen, dass einige der Gäste die Vorgabe "textilfrei" mit "in Badekleidung" übersetzten. Dies und der Eindruck nicht übermäßig großer Gemütlichkeit des ganzen Bereichs (zu hell, zu kalt) ließen mich dort nicht wieder einkehren. Die Schwimmhalle ist sehr schön und ein echtes Asset, speziell, wenn man mit Kindern reist. Natürlich sorgte Corona für gewisse Unsicherheit, und die Mariandl-Betreiber versuchten – wie oben schon angedeutet –, einen halbwegs geschmeidigen Weg zu finden, um die Schwimmhallennutzung pandemiegerecht zu ermöglichen. Das lief so, dass man sich vorab anmelden und später in eine Liste eintragen musste, dann einen Chip bekam, den man nach der Schwimmzeit (90 min) wieder abgeben musste. Klingt etwas kompliziert, aber natürlich herrschte angesichts von Pandemielage, ständig wechselnden normativen Vorgaben und der allgegenwärtigen Angst, den Laden womöglich dicht machen zu müssen, wenn es zu zu vielen Infektionen kommt, vermutlich auch eine verständliche Unsicherheit. Alles in allem konnten wir mit dem Procedere ganz gut leben.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Familie |
Dauer: | 2 Wochen im August 2020 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Peter |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 94 |