Residence Europa

Zuletzt gesehen habe ich diesen Einrichtungsstil als 10 Jähriger kurz nach der Wende in Thüringen. Giftgrüner Rollteppiche, leberwurstgraue Raufasertapeten, rote Lampenschirme und braungrüne Polstergarnitur, Erich Honecker hätte sich wie zu Hause gefühlt. Mich hat es hingegen nur gegruselt. Vor einigen Zimmertüren standen Tische, die den Zugang versperrten. Von Außen hatte man keinen Einblick, da die Fenster mit braunen Gardinen zugezogen oder mit Möbeln zu gestellt waren. Wahrscheinlich wohnte dort zurückgezogen die Mutter von Norman Bates. Die Gasplatte am Herd haben wir aus Sicherheitsgründen nicht benutzt. Zum Glück hatten wir unseren eigenen Gaskocher mit. Der versiffte Kühlschrank musste nachts ausgeschaltet werden, denn ein Dieselaggregat wäre im Vergleich noch lieblich und leise gewesen. Stattdessen ist ein 40-Tonner auf der Überholspur hinauf zum Brenner durch unser Zimmer gebrettert. Auf dem Balkon musste dann wieder unsere Campingausrüstung aushelfen, da die verrosteten Gartenstühle nicht auseinanderzubiegen waren. Der Ausblick auf die Pisciadù Spitz war hingegen von einer anderen Welt! Die Verkehrsanbindung ist mit einer unmittelbaren Bushaltestelle optimal, gleiches gilt auch für die Einkaufsmöglichkeit in den für Südtirol typischen kleinen Tante-Ema-Lädchen mit Kioskpreisen direkt gegenüber. Das einzig Positive an dem Ort Kolfuschg ist der unmittelbare Sella. Ansonsten ist der Ort eher weniger schön im Vergleich zu den angrenzenden Nachbardörfern. Zugegebenermaßen war die Residence Europa eine kurzfristige Spontanaktion, aber nichtsdestoweniger ist das Preisleistungsverhältnis ungenügend. Die Gefahr und die Angst in diesem Hotel nicht mehr lebend aufzuwachen war größer, als auf dem Via Ferrata zu verrecken!

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