- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Das Kleinod mit Tradition - so bewirbt sich das Rheinhotel Schulz, das wohl dem Eigentümer der Rabenhorst Säfte (Rotbäckchen) gehört - zumindest die Immobilie. Betrieben wird das Hotel dann wohl eher von Schulzens, die hier ein wunderschönes Haus direkt am Rhein vermarkten dürfen. Die Anfahrt erfolgt durch die Fussgängerzone der kleinen Stadt Unkel, geparkt werden kann in der gar nicht einmal zu kleinen Tiefgarage. Von aussen gesehen wirkt das Gebäude wahrscheinlich älter, als es ist - damit fügt es sich in die Alt-Unkeler Gebäudelandschaft ein, ist aber von innen modern und nicht etwa verbaut oder eng. Mit drei unterschiedlich benannten Flügeln des Hotels versucht das Management unterschiedliche Klientel zu locken - vom Business-Reisenden bis zum Touristen - clever gemacht, clever durchdacht. Die öffentlichen Bereiche sind in hellem Stein oder in rötlichen Teppichen gehalten, was dem Haus einen gediegenen Charakter gibt. Unter der Woche kann jede Firma hier gute Strategiemeetings oder Motivationsveranstaltungen abhalten, am Wochenende sollen sich Touristen vergnügen. Insgesamt stimmig und schön gemacht, tole Immobilie und das direkt am Rhein. Hier schlafen, aber woanders essen. Tolles Hotel mit sehr limitierter Küche.
Hier fand ich arrangiertes Glück - Suite. Dank der Fee, die mir es zuteilte - es war kein Hotelgeschick, aber egal. Ich habe selten in einem so üppigen Hotelzimmer übernachtet. Flur, offener Kamin (Gasbetrieb), Wohnzimmer, Bad, Schlafzimmer, WC - alles getrennt. Das alles in gepflegten Beigetönen, Marmor, Teppich und Wände. Total bequemes Bett und der Blick auf den guten alten Rhein inklusive. Was ein Luxus. Dusche im Bad ist ebenerdig, Teppich angenehm und die Couch-/Sesselgruppe total bequem. Am liebsten wäre ich hier geblieben und hätte mir eine Pizza bestellt - den Firmenbetrieb eingestellt. Ging aber nicht. Stattdessen erfreute ich mich an meinem kurzen, aber kompletten Zimmerglück und schaute den Rheinschiffen zu.
Ich überlege lange, bevor ich eine Teilleistung schlecht bewerte, aber die Gastronomie hat keine vier Sterne verdient. Frühstück: Sehr überschaubare Auswahl. Kaffee ist O.K., kleine Käse- und Aufschnittauswahl. Ich bleibe bei den verschiedenen Joghurts hängen und das reicht mir dann auch - für ein Haus, das Rabenhorst nahesteht hätte ich mehr morgentliche fruchtige Frische erwartet. Mittagsbuffet: Zur Vorspeise gibt es immer identische Salate, ich hoffe jeweils frische - aber die Rohkostsalat können auch jeweils ein paar Tage durchhalten - sorry, wenn ich mit dieser Wahrnehmung jemanden falsch beurteile - aber es ist das, was ich als Kunde gedacht habe. Zur Hauptspeise dann am Buffet eine Fisch-, Gemüse und Fleischauswahl - wobei ich am ersten Tag total vergräteten Fisch erwischte. Ich fingerte also in meinem grätengefüllten Mund neben meinen Kollegen herum, was unangenehm war. Am zweiten Tag war der Fisch O.K., aber das Essen ist generell sehr wenig gewürzt, kein Charakter, nichts Besonderes - nurt schade. Ein gutes Dinnerbuffet kann entschädigen - was es aber nicht tat. Einzig der Riesling (sonst nicht mein Wein, aber der war echt gut) konnte überzeugen. Abends standen wieder die Mittagssalate am Buffet, dazu aufgeschnittener Aufschnitt (deshalb heisst er so) - das kann für ein Viersternelokal nicht sein. Die Hauptgänge bestanden aus Fisch(den ich nicht wieder testete, Kabeljau in Dill - sah aber eher nach Curry aus), Tortellini in Pestosauce und meine Wahl: Roast Beef. Nicht umsonst wird Roast Beef meist frisch geschnitten unter der Heizsonne angeboten. Hier, im Buffettiegel wurde es nochmal erhitzt, seiner inneren Rosigkeit beraubt und fast ungeniessbar fest. Dazu gab es eine flüssige, nicht gewürzte Fleischsauce. So etwas darf man Gästen nicht servieren. Schade. Zum Dessert gab es dann am späteren Abend Frankfurter Kranz (den ich gerne mag, aber Buttercreme abends um zehn Uhr ist Gift) und einekünstlich schmeckende Panna Cotta Creme. Kulinarisch war der Abend eher floppig, wir kompensierten frustriert mit Wein. Nicht gut.
Unkompliziert und freundlich. CheckIn und Out gingen recht schnell. Zwischendurch gab es ein paar Serviceverwunderer aufgrund der Reaktionen von einzelnen Angestellten, die aber mit "Überreaktionen durch Schwangerschaft" erklärt werden konnten. Insgesamt war alles tiptop-sauber gehalten, so dass im allgemeinen der Service hier weiss, was wichtig ist. Ein kleiner Rat, falls erlaubt: Die CD- Sammlung sollte erweitert werden, das Abspielen dieser veraltmodischt interpretierten Achtziger-Jahre Hits war fast peinlich.
Unkel liegt im nördlichen Rheinland-Pfalz, direkt südlich der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, was bedeutet, dass Bonn etwa 25 Kilometer entfernt ist, Köln damit etwa 50. Zwischen beiden genannten rheinischen Metropolen liegt der Flughafen. Somit ist das Hotel gut erreichbar. Die Lage direkt am Rhein macht Spass, es ist ein Flusskreuzfahrt andersherum. Man sieht nicht die Landschaft vorbeiziehen, sondern die Schiffe - was ich ungemein beruhigend empfinde. Was ich gelernt habe: Binnenschiffer putzen oder streiche(l)n ihre Schiffe den ganzen Tag. Und ich habe gelernt, dass Deutschland Schrott ex- und Kohle importiert (ersteres wissen wir seit der Schwarzwaldklinik, zweiteres seit die EU wegen Teutonias Exportüberschusses ermittelt). Unkel selber ist vor allem bekannt durch seine prominenten Einwohner, so etwa Willy Brandt. Die Stadt war denn auch beliebt bei europäischen Touristen, aber nach dem zweiten Weltkrieg musste Unkel viel tun, um wieder zur Touristenmetropole zu werden. Der Marktplatz heisst nach dem berühmten Bewohner Willy-Brandt-Platz, sieht aber heute nicht mehr nach dem Zentrum des Lebens aus. Die etwas nördlicher gelegenen touristischen Rheinorte wie Königswinter haben auch einen leicht morbid-romantischen Charakter, wirken auf mich aber belebter.
Beliebte Aktivitäten
- Geschäftsreise
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im November 2013 |
Reisegrund: | Arbeit |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Stefan |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 370 |