Rusticae Alcoba del Rey de Sevilla

Ein Haus für Indvidualisten? Das ist es wirklich. Wenn jemand keine Lust auf Hotelkettenödnis hat, der sollte über das Alcoba del Rey nachdenken. Auf der Homepage des Hotels sind drei Sterne angegeben - nicht vier, wie hier in Holidaycheck - und die gehen auch völlig in Ordnung, wenn man akzeptiert, daß man sich in einem Boutiquehotel befindet. Die wunderbar fantasievoll orientalisch eingerichteten Zimmer mit entzückenden Bädern (handgedengelte Messingwaschbecken, reizende Amenities mit Quästchen an den metallenen Deckelchen, ein Flakon Orangenblütenwasser zur allgefälligen Verwendung) sowie das ausgesprochen freundliche und hilfsbereite Personal sind die großen Stärken des Hauses. Jedes Zimmer und jedes Badezimmer sieht anders aus. Die Möbel können übrigens alle gekauft werden - was für eine grandiose Idee! Einige wenige Zimmer haben einen eigenen nicht einsehbaren Patio und es gibt einige wenige Garagenplätze im Nachbarhaus. Das Frühstück ist ausgesprochen vielfältig. In einer alten Kritik wurde bemängelt, daß die Speisen nicht gekühlt präsentiert würden. Dies ist tatsächlich immer noch so - hat uns aber nicht weiter gestört, denn wir freuen uns über nicht gekühlte, dafür aber gute und wohlschmeckende Ware deutlich mehr als über überkühlte Billigwurst, jedenfalls wenn die Platten regelmäßig ausgetauscht und nachgelegt werden. Und das ist hier der Fall. Der Orangensaft ist tatsächlich frisch gepresst und der Kaffee ist ausgezeichnet. Alles in allem also ein tadelloses Frühstück. In der Tat ist das Hotel am äußersten nördlichen Rand der Altstadt gelegen - einer Altstadt, in der die meisten Sehenswürdigkeiten deutlich mehr im südlichen Bereich befinden. Ein Blick in den Stadtplan genügt, um sich darüber klar zu werden. Wer gut zu Fuß ist, den sollte das nicht abschrecken. Die Betten waren komfortabel mit - das sei ausdrücklich erwähnt - "mitteleuropäischer" Eindeckung, also mit einem Bettbezug über einer Bettdecke. Ach ja (und weil das eines meiner Dauer"bedauer"-Themen ist...): Der Fön war der beste, der mir jemals in einem Hotel zur Verfügung gestellt wurde: Stark, leicht, klein. Sonderlob dafür. Eine Besonderheit sei noch erwähnt: Um dabeizusein, wenn eines der verehrtesten Marienstandbilder, die Nuestra Senora de la Esperanza Macarena in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag auf ihem Paso aus der Kirche getragen wird, versammeln sich Tausende Sevillaner auf dem Platz vor der Basilica. Die ersten sitzen schon seit Mittag am Straßenrand und gegen Mitternacht paßt keine Maus mehr auf den Platz. Die Gäste des Hauses können dies von der Dachterrasse des Hotels aus beobachten, ein echter Logenplatz. Fazit: Wer ein Faible für ausgefallenere Übernachtungen hat, wird hier nicht falsch liegen.

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