Seehotel Schlierseer Hof

Ich kann die guten Bewertungen einiger Vorrezensenten nicht nachvollziehen. Es als in die Jahre gekommen zu beschreiben ist doch stark untertrieben. Das startet schon mit der Eingangstür. Kennt ihr diese Türrahmen aus den 60ern, aus Aluminium, leicht vergammelt? Die älteren unter uns kennen sie noch aus der Schule. Das war schon mal ein erster wenig geglückter Microeindruck. Weiter ging es, als wir die Tür öffneten. Uns schlug so ein muffiger Geruch entgegen, den viele aus Gaststätten in Bayern kennen, den ich in einem tollen Seehotel aber nicht erwarte. Einige Rezensenten schreiben das Hotel sei in die Jahre gekommen aber modern. Das ist ja ein Paradoxon. Das ganze Hotel ist überwiegend mit Teppichen ausgelegt, was ohnehin schon schwierig ist, wie ich finde, was die Hygiene angeht. Die Teppiche sind aber offensichtlich seit Jahrzehnten nicht erneuert worden. Sie sind voller Flecken und wellen sich schon in manchen Bereichen. Das ist nicht "in die Jahre gekommen", das hinterlässt einen unangenehmen, wenig hygienischen und muffigen Eindruck. Das Gebäude ist groß und verschachtelt und überall wo man hinsieht herrscht Flickwerk. Ob es die Dächer sind, auf die man vom Balkon teilweise herabschauen kann, die offensichtlich "günstig" geflickt sind oder das Holz der Balkone und Außenfassade, welches seit Jahren nicht mehr geschliffen oder gebeizt wurde und vor sich hingammelt oder der lieblos zusammengeschusterte Lattenzaun, der den Biergarten vom Hotelgrundstück trennt. Der sieht aus wie aus der Villa Kunterbunt nur in marode und baufällig. Dahinter sieht man dann trist dreinblickendes Biergartenpersonal, welches am Rauchen ist und offensichtlich einen versteckten Platz hinter der Küche des Biergarten gesucht hat, aber voll im Sichtfeld der Hotelgäste verdriest vor sich hin qualmt. Das Personal setzt sich aus überwiegend nicht deutschen Ursprungs zusammen, welches durch die Bank kaum Deutsch kann und sehr jung ist und sich auch so verhält. Sie begegnen einem im Hotel auf den Gängen mit hängenden Schultern, einer Rauchfahne die sie von der letzten Zigarettenpause hinter sich herziehen und teils gelangweilten Blicken mit einem kurzen Hallo, wenn man sie kreuzt. Zu all dem kommt hinzu, dass unser Zimmer mit Seeblick, 350€ pro Nacht gekostet hat und das Hotel nicht einmal ein Restaurant hat sondern nur Frühstück anbietet, welches über ein aufgehübschtes Kantinenfrühstück nicht hinausgeht. Als wir nach dem Chiasamenpudding gefragt haben, der im Prospekt angepriesen wurde, brauchte es mehrere Ansätze bis die nicht deutschstämmige Servicekraft überhaupt verstanden hat, was Chia und Pudding sind, um uns dann mit den Worten "nein, nix Pudding Chia" zu verdeutliche, das hier wohl heute nichts in der Art zu holen ist. Wer ein wenig was von Hotellerie versteht, dem wird nach kurzer Zeit schnell klar, hier führt jemand das Hotel, der das Interesse daran verloren hat oder vielleicht aus familiären oder gesundheitlichen Gründen, nicht mehr in der Lage dazu ist. Im Ergebnis werden horrende Preise für gute Zimmer verlangt, weil sie es können, denn es sind einfach zu viele Gäste da, die die diese Preise für diese schwache Leistung zu bezahlen, meistens weil die Nachfrage einfach das Zimmerangebot an diesem See überschreitet. So hat man einen tollen Ausblick auf den See, das übrigens einzig Gute an dem Hotel und muss ich für einen hohen Preis mit dem stark renovierungsbedürftigen und lieblosen, vor sich hin zerfallenden Rest zufrieden geben. Ich gehe davon aus, dass der Eigner kein Interesse hat, die Einnahmen noch mitnimmt, die Kinder und Enkel wahrscheinlich kein Hotel führen wollen und es dann, wenn der Eigner das zeitliche segnet, einfach an den meistbietenden verkaufen, der dann investiert und ein wirklich tolles Hotel dort hinsetzt, mit Anspruch und Vision und dann wahrscheinlich noch höheren Preisen, die dann wenigstens einem hohen Komfort gegenüberstehen. Also nein, wir können den Aufenthalt wirklich nicht empfehlen, selten etwas so heruntergekommenes gesehen, was maximal 90€ pro Nacht rechtfertigt.

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