Smart Hotel Milano Centrale

... ist das San Carlo ein absolutes Muss! Zweifelsfrei ist die Lage des Hotels der absolute Trumpf. Um in dessen Genuss zu kommen bedarf es allerdings eines hohen Masses an Toleranz und Abenteuerlust. Das Betreten der Lobby, die durch Möbel verschiedener Zeiten und Zustände besticht, gibt nur einen entfernten Vorgeschmack auf das, was einen im Zimmer erwartet. Die anschliessende Liftfahrt darf durchaus als Ouvertüre zu einer Sinfonie des kalten Schauers verstanden werden. Denn am Zimmer angekommen, dessen Ziffern nur noch teilweise an der Tür vorhanden waren, beginnt ein kleiner Gruseltrip: Die Ausstattung (mit Ausnahme zweier Bettlampen eines wohlbekannten schwedischen Möbelfabrikanten) könnte durchaus als Stilleben des Verfalls angesehen werden. Die Betten sind dabei noch das geringste Übel. Wände, Stuhl, Schrank und Türen haben ein langes Leben hinter sich und machen daraus auch kein Geheimnis. Der Schrank (Breite und Tiefe circa 50*50 cm) beherbergt ausser Wolldecken und Zusatzkissen unter anderem Spinnenweben und Staub, die die Benutzung der erstgenannten relativieren, denn das Bett ist zweifelsfrei der noch sauberste Ort im Zimmer. Das Bad verdient den Zusatz "Respekt". Nicht nur die gebrochenen Fliesen und Armaturen entstammen dem ursprünglichen Baujahr sondern spiegeln auch spielerisch den "Zahn der Zeit" wieder, unterstützt vom fleckigen und verstaubten Radiator, den zentimeterdicke, italienische Staubnudeln verzieren. Deckenschimmel unterstreicht die flauschige Atmosphäre des Bades und das obligatorische "Notruf-Seil" unter der Dusche stellt einen vor die ernsthafte Frage, ob man dieses wirklich anfassen oder lieber mit gebrochenem Bein zur Rezeption robben soll. Fazit: Für begeisterte Geisterbahnfahrer und Erlebnisurlauber absolut empfehlenswert. Für Mitmenschen mit Ansatz von Hygieneempfinden ist von diesem Haus eher abzuraten. Für den gleichen Preis gibt es auch echte Hotels in Mailand.

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