Villa Beilstein

"Villa Beilstein" macht von aussen einen guten und sauberen Eindruck. Die für die Region typische Architektur mit romantischer Terasse und viel Fachwerk und Gewölbe erweckt beim unbeteiligten Passanten die Lust, hier einmal eine Nacht mit schönem Blick auf die Mosel zu verbringen. Wir kommen in diesen beim zweiten und dritten Blick sehr zweifelhaften Genuss. Das Haus ist für Behinderte nicht geeignet - kein Eingang ohne schmalen Treppenaufgang, die Treppe zu den Zimmern ist ebenfalls schmal, es gibt keinen Aufzug - was wir in einem solchen Haus auch nicht erwarten würden. Unschön ist der verschlossene Hoteleingang und die damit verbundene Frage "Wo gehts denn hier wohl rein...?" - wir haben den Weg in die Villa dann über die Hintertür des Restaurants gefunden und durften unser Gepäck durch den kleinen Gastraum an der Theke vorbei bis in den Hotelflur tragen. Die "Villa Beilstein" ist nicht empfehlenswert. Schlechte Qulität in jeder Hinsicht und ein ganz übles Preis/Leistungsverhältnis.

Unser Zimmer ist schön gelegen, mit Blick auf die Mosel. Es ist sauber. Es ist klein. Der Fernseher ist noch kleiner, die Fernbedienung hats hinter sich und bei SAT1 fehtl der Ton. Das französische Bett ist in Ordnung, das Beistellbett eine Zumutung. Das Badezimmer ist angenehm - wenn man die Attacke des defekten Duschkopfes beim Duschen überlebt. Abstellplatz für Koffer ist nicht vorhanden. Der Schrank als Ablagefläche ist allerhöchstens für Hustenanfälle durch Staubflug geeignet. Eines der Oberlichter der Fenster hat keinen Griff und fällt gelegentlich mal auf. Umso schlimmer weil draussen der Mief des Restaurants, der sowieso durchs ganze Haus zieht, noch penetranter ist. Andere Gäste berichten beim Frühstück von durchgelegenen Matrazen. Fein könnte man denken, ist ein Lowcost-Zimmer. Weit gefehlt - EUR 233, 00 für zwei Nächte und drei Personen.

Das inkludierte Frühstück wird im kleinen Restaurant des Hauses eingenommen. Am ersten Tag sind wir offensichtlich die einzigen Gäste - das Buffet ist geschlossen und das Frühstück auf unserem Tisch angerichtet. Einfach, mit frischer Wurst und Käse, Marmelade, Ei, Brot und ein paar beim Aufbacken leicht verbrannten Weiss-Brötchen. Kaffee gibts in Kännchen. Spätestens nach der zweiten Nachbestellung gefrieren die Gesichtszüge der (immernoch englisch radebrechenden) Bedienung endgültig. Wir überfordern offensichtlich die italienische Gastfreundschaft mit dem Wunsch nach einer angemessenen Menge warmer Getränke zum Frühstück. Die Bestellung eines dritten Kakao führt zu der Reaktion "Another??? - Three???" Die Qualität der Speisen im Restaurant hält leider nicht, was vollmundig mit "Spezialitäten für jeden Geschmack, von Fisch über Meeresfrüchte bis hin zu traditionellen Gerichten der Region" umschrieben wird. Vielleicht sollte der Koch doch lieber italienisch kochen? Kostet aber trotzdem für 3 Personen EUR 85, 00. Und Extrawünsche nur auf Englisch.

Gebucht hatten wir zwei Nächte in einem Doppelzimmer mit Extrabett für 3 Personen inkl. Frühstück. Der bei der HRS-Buchung ausgesprochenen Bitte nach 3 getrennten Betten kann der Wirt zu seinem Bedauern nicht nachkommen - so müssen zwei von uns Männern mit einem französischen Doppelbett und der Dritte mit einem kleinen Klappbett Vorlieb nehmen. Eine junge Dame führt uns auf unser Zimmer im ersten Stock und fragt uns dort angekommen "Do you speak English?", was ich mit "Wir können auch gerne Deutsch sprechen!" beantworte. Wir schon, so stellt sich schnell heraus, die junge Dame jedoch nicht. Die Fremdsprachenkenntnisse beschränken sich in diesem familiengeführten Hotel auf fliessendes Italienisch. Kunststück - es ist eine italienische Familie. Das fällt schon auf, wenn man Gastraum betritt: Von morgens früh bis spät in die Nacht untermalt ein laut plärrender Flachbildfernseher mit italienischen Nachrichten, italienischer Comedy und italienischer Musik das Geschehen. Das Personal hat sich vor dem grossen Fernseher einen Tisch reserviert, damits nicht langweilig wird - denn: wer einmal in diesem Hotel übernachtet hat, der kommt garantiert so schnell nicht wieder. Immerhin - die Gastgeber sind bemüht und nett. Zumindest so lange, bis die Bemühung in Arbeit ausarten könnte. Wir bemängeln die Batterien in der Fernbedienung für den winzigen Fernseher auf dem Zimmer leider vergeblich. Auch eine ordentliche Hotel-Rechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer kostet sehr viel Überzeugungskraft und mündet leider nur in einem Kassenzettel mit Quittung.

Beilstein wird nicht umsonst als Dornröschen an der Mosel bezeichnet. Das kleine Örtchen liegt wunderhübsch in einem tief eingeschnittenen Tal in einer Moselbiegung. Die (Ende Oktober) wenig befahrene Uferstrasse liegt fast auf Höhe des Wasserspiegels. Wer Lust hat, fährt mit einer urigen kleinen Fähre aufs andere Ufer oder besichtigt das grosse Kloster oder die Burgruine. Romantisch ist es in Beilstein. Das Haus liegt zentral direkt am Ortseingang und bietet einen wunderschönen Blick über die Mosel. Und es wirkt wie ein schönes Hotel mit traditioneller deutscher Gastlichkeit. Ein kleiner Dorfplatz und Nachbarhotels runden diesen Eindruck ab. Parkplätze sind ausreichend in der Nähe vorhanden. Wandern, essen, trinken - alles bestens.

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