Glen Ord Distillery

Die Schotten und ihr Whisky

Glen Ord liegt in einem Village, also einem Dorf, namens Muir of Ord in den schottischen Highlands auf der Halbinsel Black Isle in Ross-shire. Wir kamen gerade zur rechten Zeit, nämlich gegen 10.50 Uhr und dachten, wir könnten noch die Führung um 11.00 Uhr erwischen. Leider war dem aber nicht so, denn diese Führung war bereits voll besetzt. Doch wir hatten dennoch Glück, denn aufgrund der Nachfrage entschloss man sich, auch um 11.20 Uhr eine Führung mit 10 Personen zu starten. So bekamen zwei Norweger, vier Inder und vier Österreicher eine höchstpersönlich, eher kleinere Führung von einem älteren Mann, der schon Jahre in der Brennerei tätig war. Er erklärte mit Engelsgeduld und sehr gutem Englisch für Touristen, wie denn nun genau so ein Whisky gebrannt wird. Er zeigte uns die einzelnen Stadien der Brennerei, erzählt vom unglaublichen Verlust des Whiskys über die Jahre, von dem Alkoholgehalt jedes einzelnen Durchlaufs und auch von der Entstehung der Brennerei. Wir durften auch eine Nase voll eines unfertigen Produktes nehmen und ich kann euch sagen, das brennt ziemlich in der sensiblen Nase. Ich glaube, es würde den Rahmen hier sprengen, euch zu erklären, wie genau dieser Whisky gebrannt wird und ehrlich gesagt habe ich es teilweise auch wieder vergessen, doch mir scheint wichtig zu erwähnen, dass zuerst der Rohbrand entsteht, der in eine zweite Brennblase gepumpt wird, wo einerseits der ungenießbare Vorlauf entsteht und dann der Mittellauf, der für die eigentliche Whiskyherstellung wichtig ist. Dann kommt der Nachlauf, der ebenfalls für diesen Brennvorgang ungenießbar ist, der ab oft zusammen mit dem Vorlauf der nächsten Destillation zugefügt wird. Der Mittellauf allerdings wird in die Fässer gefüllt, wo Jahr für Jahr etwa 2 % des Inhalts verdunsten. Man kann sich selbst ausrechnen, wie viel das dann nach 12 Jahren ist. Ein Viertel also geht schon einmal bei der Lagerung flöten. Wir konnten also vom Beginn des Malzes bis zum fertigen Whisky alle Stationen der Brennerei besichtigen und schließlich sogar einen 12 Jahre alten Singleton of Glen Ord kosten. Der Führer meinte, entweder man liebt oder man hasst ihn, ein Mittelding gibt es nicht. Wenn er am Anfang zu stark ist, sollten wir doch Wasser nachgießen, aber man dürfe einen so guten Whisky niemals wegleeren. Die Inder waren begeistert, die Norweger fanden ihn auch recht ansprechend, ich fand ihn nicht so gut. Da hat auch das Wasser nachfüllen nur wenig daran geändert. Aber da ich selten Alkohol als genießbar empfinde, stelle ich da wohl keinen guten Gradmesser dar. Den Abschluss machte noch eine Besichtigung der kleinen Ausstellung und ein Einkauf im Shop - Schokolade, nicht Whisky. Wir waren sehr froh über unsere Entscheidung, diese Brennerei besichtigt zu haben. Die Führung war sehr interessant und lustig und durch die wenigen Gäste - also 6 Erwachsene und 4 Kinder - entstand kein Monolog des Führers sondern ein guter Dialog, was ich als sehr unterhaltsam empfand. Auch wenn mir der Whisky nicht geschmeckt hat und auch wenn die deutschsprachigen Informationen eher verwirrend waren, empfehle ich die Glen Ord Distillery auf alle Fälle weiter und vergebe sogar alle Punkte.